Dienstag, November 19

Er trägt sein Weltbild auf dem Körper: Die Tattoos von Pete Hegseth sind martialisch: Waffen, Schwerter und Symbole der Kreuzfahrer. Und sie haben ihn schon einmal in Schwierigkeiten gebracht.

Das Tattoo macht den Mann. Es ist Schmuck, Symbol und Bekenntnis. Bei Pete Hegseth ein besonders deutliches Bekenntnis. Vor wenigen Jahren erst hat der langjährige Fox-News-Moderator und designierte Verteidigungsminister Trumps damit begonnen, sich zu tätowieren. Das gab er kürzlich zu Protokoll. Aber er hat es gründlich getan. Und er wählte für das reiche Bildprogramm, das er in seinen Körper stechen liess, eine bedeutungsschwere Symbolik: Als «God and country» bezeichnet er selbst das Zusammenspiel der Symbole und Schriftzüge, die seinen athletischen Körper zieren.

Auf seinem Instagram-Account postet der Familienvater aus Minnesota freimütig Bilder davon. Die Symbolik spricht für sich. Country, das sind selbstverständlich die Vereinigten Staaten. «We the People» steht auf Hegseths rechtem Unterarm, und darüber in römischen Ziffern «MDCCLXXV» – 1775, das Jahr, in dem der Unabhängigkeitskrieg begann. Auf der Schulter prangt das Wappen der Armee-Einheit, in der der Ex-Major der US-Streitkräfte gedient hat, unter anderem in Afghanistan, im Irak und in Guantánamo Bay. Darunter eine amerikanische Flagge, deren unterste Streifen in ein AR-15-Gewehr übergehen.

«Gott will es!»

Der Bereich «country» wird also martialisch abgehandelt. Wo es um Gott geht, gibt sich Hegseth allerdings nicht weniger kämpferisch. Auf der Innenseite des rechten Unterarms steht ein Schwert, das von einem Kreuz umfasst wird. Als bildliche Umsetzung der Stelle im Matthäusevangelium, wo es heisst: «Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.» Ein für das Neue Testament erstaunlicher Satz, der ausserhalb seines Kontexts kaum verständlich ist. Die Liebe zu Jesus müsse über allem anderen stehen, will er sagen. Wie Hegseth ihn versteht, wird deutlich, wenn man sich vom rechten Unterarm Richtung Oberarm bewegt.

Dort ist in Frakturschrift «Deus Vult» zu lesen. «Gott will», in makellosem Latein. «Deus vult» oder «Deus lo vult» ist der Schlachtruf, den die zum Krieg bereite Menschenmenge skandiert haben soll, nachdem Papst Urban II. im November 1095 auf der Synode von Clermont zum Ersten Kreuzzug aufgerufen hatte. Er forderte dazu auf, die heiligen Stätten in Jerusalem aus der Besetzung durch die Ungläubigen zu befreien und sie für die Christenheit zurückzuerobern.

In die Welt der mittelalterlichen Kreuzzüge gehört auch das flächendeckende Tattoo auf Pete Hegseths rechter Brust: ein Kreuz, aber nicht irgendeines: ein gleichschenkliges Kreuz, in dessen vier Winkeln je ein kleines Kreuz steht. Das sogenannte Jerusalem-Kreuz, das Wappen des Königreichs Jerusalem, das von den Kreuzrittern 1099 nach der Eroberung Jerusalems ausgerufen worden war.

Sicherheitsrisiko

Das Jerusalem-Kreuz galt als Symbol für das Martyrium von Jesus Christus, aber auch als Ausdruck des Willens, für das Christentum zu sterben. Heute steht es auf der Flagge Georgiens, aber darum dürfte es Hegseth kaum gehen. Der Kreuzritter-Slogan und das Jerusalem-Kreuz stehen für ihn für einen Glauben, der sich in erster Linie als bedingungsloser Kampf gegen alle Feinde des Christentums versteht.

Pete Hegseth ist nicht der Einzige, der diese martialische Symbolik pflegt. Der Schlachtruf «Deus lo vult» gehört seit einiger Zeit ins Repertoire der Alt-Right-Bewegung. Als Donald Trump seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2016 ankündigte, diente er als eine Art Erkennungszeichen unter rechtsextremen Trump-Anhängern.

Symbole sind Symbole. Aber für Pete Hegseth scheinen sie mehr zu sein als das. Sein vor vier Jahren erschienenes Buch trägt den Titel «American Crusade» – also «Kreuzzug für Amerika» – und vergleicht den Kampf der mittelalterlichen Kreuzfahrer gegen die Muslime mit dem Kampf der heutigen «amerikanischen Kreuzfahrer» gegen die Islamisten.

Einmal haben die Tattoos den künftigen Sicherheitsminister in Schwierigkeiten gebracht. Als Joe Biden 2021 vereidigt wurde, war Pete Hegseth in einer Einheit der Nationalgarde zum Schutz der Zeremonie aufgeboten, wurde dann aber abberufen. Er sei wegen seiner Tattoos als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft worden, erzählte er selbst in einem Podcast.

Exit mobile version