Samstag, Januar 11

Die Stadt soll laut dem Zürcher Gemeinderat ein Vetorecht erhalten, um bei Nebel das Feuerwerk kurzfristig abzusagen.

Es war nicht viel zu sehen. Das Feuerwerk des Zürcher Silvesterzaubers verkam zu einem Wetterleuchten, Donner und Krachen inklusive. Der Himmel färbte sich gelb, rot und bläulich – das war alles, was die 150 000 Zuschauer am Zürcher Seebecken erkennen konnten.

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Manch ein Besucher tröstete sich damit, dass das Spektakel immerhin privat finanziert wird, grösstenteils durch das Casino Zürich. Es waren also keine Steuergelder, die in die dichte Nebelbank abgefeuert wurden.

Bei anderen Besuchern stellen sich aber auch Tage später noch Fragen. Hätte man angesichts des aussergewöhnlich hartnäckigen Nebels nicht auf das Spektakel verzichten müssen?

Die Grünen der Stadt Zürich sind entschieden dieser Meinung. «Es ist völliger Unsinn, dass man ein Feuerwerk zündet, wenn dichter Nebel über dem Seebecken liegt», sagt Balz Bürgisser.

Der Gemeinderat der Grünen hat darum diese Woche im Stadtparlament eine Anfrage eingereicht. Er fragt darin die Stadt, ob man das Silvester-Feuerwerk künftig nicht vom Wetter abhängig machen könnte. Die Stadt solle ihre Bewilligung nur noch «unter Vorbehalt» erteilen.

Mit anderen Worten: Wenn der Nebel wabert, wird das Feuerwerk abgesagt. Bürgisser: «Die Veranstalter könnten von Anfang an ankündigen, dass man nur zündet, wenn die Sicht gut ist.»

Er bodigte schon die Flugshow

Balz Bürgisser tut sich allgemein schwer mit Grossveranstaltungen. Seine Argumente: Raketen belasteten die Umwelt mit Lärm, Feinstaub und CO2. Die Grünanlagen am See müssten Wildpinkler und Schlimmeres aushalten, hinzu komme der Abfall, den die Massen hinterliessen. Auch der Verkehr sei erheblich.

Dass sein Widerstand durchaus Wirkung hat, können die Veranstalter des Züri-Fäschts bezeugen. Bürgissers Vorstösse führten am Ende dazu, dass an Zürichs grösster Chilbi die Flugshow ab 2023 und das Feuerwerk ab 2026 verboten wurde. Das führt zum Aus für das Volksfest in seiner bisherigen Form.

Auf die Frage, ob er ein Spielverderber sei, antwortete Bürgisser 2023 im NZZ-Interview: «Überhaupt nicht. Es soll ja weiterhin ein Fest geben. Einfach ein kleineres, feineres und nachhaltigeres.»

Die Umweltfragen, die ihn umtreiben, stellt Bürgisser nun auch bezogen auf Silvester. Von der Stadt will er wissen: Wie hoch war die Feinstaubbelastung? Welche Schäden entstanden an den Grünanlagen? Wie viele Tonnen Abfall fielen an? Wie viele Verletzte gab es wegen privaten Feuerwerks? Wie können diese Knaller in den Quartieren von der Stadt eingedämmt werden?

Bürgisser betont zudem, die Stadt müsse sich überlegen, wie bei Grossanlässen die wertvollen Parkanlagen rund ums Seebecken geschützt werden könnten. Zudem habe er den Eindruck, dass heuer in den Quartieren mehr Feuerwerk abgefeuert worden sei als in den Vorjahren.

Zunächst brauche man jetzt die Fakten, sagt Bürgisser. «Wir Grünen fragen uns, ob so ein Grossanlass überhaupt nachhaltig durchführbar ist.»

Wie reagieren die Massen, wenn die Show kurzfristig abgesagt wird?

Organisiert wird das Feuerwerk vom Verein Silvesterzauber Zürich. Dessen Präsident Mattias Larsson sagt: «Sollte sich die Stadt so ein Vetorecht vorbehalten, wären wir bemüht, das so umzusetzen.»

Allerdings sei es schwierig, ein Fest für 150 000 Personen zu planen, wenn man nur eine provisorische Bewilligung habe. Schliesslich trage der Verein das finanzielle Risiko des Anlasses.

Am Ende ist es laut Larsson die Entscheidung des Organisators und des Feuerwerkmeisters, ob das Feuerwerk gezündet wird. Wenn künftig die Behörden in letzter Minute ihr Veto einlegen würden, müssten sie auch Verantwortung übernehmen und den Leuten mitteilen, dass sie es abgesagt hätten.

Vor diesem Silvesterzauber, am späten Nachmittag, hatte sich der Nebel verzogen. Die Wettervorhersagen für die Nacht waren laut dem Veranstalter gut. In den Nachtstunden kam der Nebel aber wieder zurück.

Es sei schwer abzuschätzen gewesen, so Larsson, wie gut die Sicht sein würde. Technisch gesehen wäre es laut dem Veranstalter aber möglich gewesen, alles abzublasen. Larsson: «Nur kommen 150 000 Leute ans Seebecken. Ich weiss nicht, welche Reaktionen eine kurzfristige Absage bei den Leuten ausgelöst hätte», sagt er.

Und er findet, dass auch dieses Jahr etwas stattgefunden habe. Das Gezeigte sei ja nicht nichts gewesen. Auch dieses mystische Leuchten hätten viele Leute genossen. Eine Absage dagegen berge ein gewisses Frustrationspotenzial.

In einem Punkt ist sich Larsson mit Bürgisser aber einig: «Wir würden es sehr unterstützen, wenn man die privaten Feuerwerke unterbinden würde», hält er fest. Larsson plädiert für ein grosses Feuerwerk anstelle vieler kleiner.

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