Freitag, Oktober 25

Daniel Liedtke hat als Chef des Spitalbetreibers Hirslanden erfolglos für höhere Tarife gekämpft. Nun soll er Präsident von Helsana werden. Krankenversicherer bedrängen Spitäler auch auf Druck der Finma.

Erst ein halbes Jahr ist es her, dass sich der Spitalbetreiber Hirslanden einen erbitterten Streit mit dem grössten Schweizer Krankenversicherer CSS lieferte. Beide Parteien kämpften um neue Tarife für zusatzversicherte Patienten. Die CSS forderte dabei laut Hirslanden «massive Senkungen».

Nachfolger von Thomas Szucs

Ein gutes Quartal lang, bis Ende April 2024, konnten sich CSS-Versicherte nicht mehr in der halbprivaten und in der privaten Abteilung der Zürcher Klinik Hirslanden sowie in Westschweizer Betrieben der Spitalgruppe behandeln lassen, weil ein vertragsloser Zustand herrschte. Eine Einigung kam erst zustande, nachdem offenbar beide Seiten deutliche Konzessionen gemacht hatten.

Die Verhandlungen aufseiten von Hirslanden leitete der Firmenchef Daniel Liedtke, der nun aber angekündigt hat, die Seiten zu wechseln. Liedtke soll per 1. Oktober 2025 als Nachfolger von Thomas Szucs das Präsidium beim CSS-Konkurrenten Helsana übernehmen. Als Chef von Hirslanden, wo er seit 2019 an der Spitze steht, wird er bis spätestens Ende kommenden Septembers ausscheiden.

Vertragslose Zustände häufen sich

Wegen des starken Kostendruckes haben sich die Beziehungen zwischen Spitälern und Versicherern in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Vertragslose Zustände häufen sich, weil man sich nicht über Tarife einig wird.

Die Versicherer, die ihrerseits verstärkten Druckversuchen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) ausgesetzt sind, versuchen, für ihre Zusatzversicherten das Optimum herauszuholen. Spitäler stehen gleich zweifach unter hohem Druck. Nicht nur müssen sie deutlich gestiegene Kosten für Personal und Material bewältigen. Auch verzichten immer mehr Bewohner der Schweiz auf eine Spitalzusatzversicherung. Sie lassen sich in der allgemeinen Abteilung behandeln, wo sich für Spitäler kaum mehr etwas verdienen lässt.

Helsana mit neuem Selbstvertrauen

Für das Powerplay mit Spitalbetreibern wird Liedtke dem Management von Helsana eine Fülle von Ratschlägen geben können. Da der 54-Jährige insgesamt fast 25 Jahre für die Hirslanden-Gruppe gearbeitet hat, kennt er die Stärken und Schwächen von Spitälern wie kaum jemand anderes in der Schweiz.

Allerdings wird auch der Versicherer Helsana, der sich aus einem Tief herausgearbeitet hat und diesen Herbst dank kompetitiven Tarifen verstärkt Prämienzahler anziehen dürfte, kein Interesse an einer übermässigen Schwächung von Hirslanden haben. Dafür ist Hirslanden als grösster Schweizer Betreiber von Privatkliniken zu wichtig für die Gesundheitsversorgung.

Hirslanden plagen hohe Schulden

Die südafrikanische Muttergesellschaft von Hirslanden, Mediclinic, gab am Freitag bekannt, die Suche nach einem Nachfolger für Liedtke bereits aufgenommen zu haben. Der künftige Chef von Hirslanden wird vor allem bei der Profitabilität rasch für Besserung sorgen müssen. In den vergangenen zwei Geschäftsjahren resultierte wegen hoher Abschreibungen ein Verlust von insgesamt über 180 Millionen Franken. Auch der Umsatz entwickelte sich enttäuschend. Im zurückliegenden Geschäftsjahr (per Ende März 2024) stagnierte er bei 1,9 Milliarden Franken.

Eine weitere Herausforderung ist die hohe Nettoverschuldung, auch wenn sie jüngst von 2,7 auf 2,1 Milliarden Franken gesenkt werden konnte. Von der Zürcher Kantonalbank wird die Bonität von Hirslanden lediglich mit BB eingestuft, was im spekulativen Bereich liegt. Das Finanzinstitut bewertet für den Schuldner den Ausblick zudem als negativ. Es verweist auf nicht kostendeckende Ansätze bei Allgemeinversicherten sowie den Druck auf die Tarife Zusatzversicherter.

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