Donnerstag, Oktober 3

Der Stadtrat macht einen Vorschlag, wie die Volksinitiative für ein Restaurant am See umgesetzt werden könnte. Bei den Initianten kommt die Vorlage nicht gut an.

Gut Ding will Weile haben – so oder so ähnlich könnte man das Ringen um eine schönere Gestaltung der Schiffsstation am Bürkliplatz in Zürich beschreiben. Seit Jahrzehnten werden mehr oder weniger realistische Visionen gewälzt, wie man insbesondere das zusammengebastelt wirkende Multifunktionsgebäude aus Wurststand, Kiosk, Billettschalter und Toilette ersetzen könnte.

Streitpunkt war oft die angestrebte Dimension: ein oder zwei Geschosse? Ein richtiges Restaurant am oder auf dem See oder doch nur ein Ersatz für den Kiosk? Ein Plan nach dem anderen landete wieder in der Schublade.

2021 kam erneut Bewegung in die Sache, als die IG Seepärke Zürich – unlängst mit der Volksinitiative für einen Mythenpark an der Urne gescheitert – die Volksinitiative «Seerestaurant» einreichte. Diese verlangt einen Neubau mit zwei Geschossen, einer grossen Terrasse und einem Fussgängersteg direkt am See. Das Zürcher Stadtparlament stimmte der Initiative zu.

Nun präsentiert der Stadtrat eine Umsetzungsvorlage. Laut einer Medienmitteilung beantragt er dem Parlament einen Kredit von 2,1 Millionen Franken, um ein konkretes Bauprojekt auszuarbeiten. Vorgesehen ist, dass das neue Seerestaurant 2031 nach zweijähriger Bauzeit seine Tore öffnen kann.

Die bisherigen Abklärungen hätten gezeigt, dass das Seerestaurant der heiklen Lage sowie den Rahmenbedingungen angepasst werden müsse, heisst es weiter in der Mitteilung. Entsprechend stark unterscheiden sich die Vorstellungen von Stadtrat und Initiativkomitee.

Konkret soll der Neubau nebst einem Gastronomieangebot auch den ZSG-Ticketschalter und nach Möglichkeit eine öffentliche Toilette beinhalten – also eigentlich das Gleiche wie jetzt auch schon. Wo genau das neue Gebäude zu stehen kommen solle, sei noch offen, heisst es in der Mitteilung. Es soll aber wie jetzt westlich der Schiffsstation erstellt werden.

«Eine verpasste Chance»

Wenig überraschend hält sich die Begeisterung der Initianten in Grenzen. In einer eigenen Mitteilung zu den Plänen des Stadtrats lassen sie verlauten, das zwinglianische Zürich verpasse wieder einmal eine Chance. Die Vorlage habe «mit der grossartigen Vision der Initianten» nichts mehr zu tun. Bedauerlicherweise habe sich die Testplanung «nur auf das kümmerliche Areal» beim Schiffssteg beschränkt.

Für ein Restaurant mit Küche und Nebenräumen, geschweige denn für ein Seerestaurant, das diesem Namen gerecht werde, reiche der Platz nicht, monieren die Initianten. Übrig bleibe ein Bistro mit vielleicht vier oder fünf Tischen.

Angesichts der nach wie vor sehr unterschiedlichen Vorstellungen ist damit zu rechnen, dass die Stadt Zürich noch eine Weile mit dem Status quo am Bürkliplatz wird leben müssen.

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