Einst war Conor McGregor in Irland ein Volksheld. Zahlreiche Skandale brachten dieses Bild ins Wanken – zuletzt verurteilt ein Gericht den 36-Jährigen wegen eines sexuellen Übergriffs.
Zu Conor McGregors besten Zeiten lag ihm Irland zu Füssen. Ab 2015 eroberte der Kampfsportler die Ultimate Fighting Championship (UFC) im Sturm. Die UFC ist eine kommerziell äussert erfolgreiche Wettkampfserie mit Käfigkämpfen. Dort ist fast alles erlaubt: Ellbogenschläge zum Beispiel oder das Eindreschen auf einen Gegner, der am Boden liegt. Die Organisatoren bekamen für diese Brutalität zwar viel Kritik, doch die Faszination der Fans wuchs damit nur noch mehr. McGregor war der Superstar dieser Sportart.
Tausende irische Fans reisten jeweils nach Las Vegas, bezahlten horrende Preise für Tickets, um ihr Idol kämpfen zu sehen. Stunden vor einem Kampf bevölkerten sie den Strip, die Feiermeile der Glücksspiel-Metropole, sangen, tranken, feierten. McGregor hüllte sich vor und nach den Prügeleien im Ring in eine irische Fahne, stand da in grüner Kampfhose, die Fans skandierten seinen Namen.
McGregor, das war einer von ihnen, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in Dublin, eine Lehre als Handwerker hatte er abgebrochen. Er lebte zeitweise von 188 Euro Sozialgeld pro Woche, wie er einmal erzählte, hatte Mühe, die Rechnungen zu bezahlen. Und dann machte die Karriere als Kampfsportler McGregor zum Multimillionär – ein irisches Märchen.
Berüchtigt – innerhalb und ausserhalb des Rings
Erfolgreiche Kämpfer wie McGregor legen sich irgendwann einen Kampfnamen zu. McGregor heisst «The Notorious», der Berüchtigte – das traf nicht nur auf sein Verhalten im Ring zu. McGregor geriet immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Einmal überfielen er und seine Adlaten einen Bus, darin befand sich ein Gegner in der UFC. Sie schlugen Scheiben ein, bewarfen das Fahrzeug mit einer Sackkarre und anderen Gegenständen aus Eisen.
McGregor kam mit einer Verurteilung zu Sozialstunden davon. Eine Dokumentation auf Netflix zeigte den Reumütigen, der zur Strafe in einer Kirche den Boden wischte. Dabei sinnierte McGregor darüber, dass er während dieser Aufgabe den «inneren Frieden» gefunden habe. Doch dieser Frieden hatte keinen Bestand.
Mehrfach warfen Frauen McGregor vor, dass er sie sexuell belästigt habe. Ausserdem lieferte er sich Keilereien, zum Beispiel mit einem Fan, der ihn fotografieren wollte. Zu einem weiteren Eklat ist es 2023 gekommen. McGregor besuchte ein Basketballspiel in der NBA, in der Pause war ein Plauschkampf mit dem Maskottchen geplant. McGregor schlug so heftig zu, dass der Mann im Kostüm ins Spital gebracht werden musste. Während des gleichen Spiels soll er eine Frau auf der Toilette des VIP-Bereichs sexuell belästigt haben.
Vor Gericht hatten die Anklagen wegen all der Verfehlungen selten Bestand, zu einer härteren Strafe als Sozialstunden in einer Kirche oder Bussen wurde McGregor nie verurteilt. In der Öffentlichkeit gibt er sich als treuer Ehemann und liebender Familienvater von vier Kindern, der seine Verlobte auf Händen trägt. Das, weil seine Partnerin bereits zu ihm gehalten habe, als er noch nicht viel Geld gehabt habe. Das betont McGregor immer wieder. Irland hat seinem Volkshelden unter anderem deshalb alle Eskapaden verziehen. Bis jetzt.
Grossverteiler entfernen McGregors Produkte aus den Regalen
Kürzlich verurteilte ein Gericht in Dublin McGregor in einem Zivilverfahren zur Zahlung von 250 000 Euro an eine Frau, die ihn 2018 der Vergewaltigung beschuldigt hatte. McGregor soll sie in einem Hotel zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Die Geschworenen werteten das Fehlverhalten als sexuellen Übergriff, das Strafverfahren gegen McGregor läuft noch.
Sportlich spielt McGregor keine Rolle mehr. Sein letzter Kampf liegt dreieinhalb Jahre zurück, er verlor ihn. Doch er ist längst mehr als ein Sportstar. 2017 kassierte McGregor für einen Showkampf gegen den Boxweltmeister Floyd Mayweather eine Börse von 75 Millionen Dollar. Dieses Geld nutzte er, um in die Geschäftswelt einzusteigen. McGregor gab sich als patriotischer Ire und gründete unter anderem eine Whiskey-Marke. Letztere verkauften er und seine Geschäftspartner 2021 für kolportierte 600 Millionen Dollar an einen grossen amerikanischen Getränkehersteller.
Doch nach dem Urteil in Dublin begannen Grossverteiler in Irland und Grossbritannien damit, Produkte, die Verbindung zu McGregor hatten, aus dem Sortiment zu nehmen. McGregor trat auch in Filmen und Videospielen auf; ein Gamehersteller kündigte nach dem Urteil an, man werde McGregors Figur aus den Spielen entfernen.
Ein Begebenheit aus der Hafenstadt Galway an der Westküste Irlands verdeutlicht die Abkehr der Iren von McGregor. In Galway warb der Besitzer eines Fitnesscenters mit einem Wandbild von McGregor. Der Mann liess das Bild mittlerweile übermalen. Er sagte der BBC: «Niemand will nach diesem Urteil etwas mit dem Typen zu tun haben. Wir wollen nichts mehr von ihm hören, wollen ihn nicht mehr sehen.»
Und McGregor? Der kritisierte schon im September die irische Regierung in einem Post auf X scharf und kündigte an, er werde 2025 als Staatspräsident Irlands kandidieren. Wie er zu politisieren gedenkt, liess er offen. Nur so viel: Er werde das Parlament auflösen.
Nicht nur diese Ankündigung, sondern auch seine Straftaten und Skandale dürften ihn einige Stimmen kosten. Irland ist fertig mit dem einstigen Volkshelden.