Dienstag, Januar 21

Bedarf nach einem Flugfeld für die Entwicklung von Innovationen besteht. Die Start- und Landebahn dafür zu sichern, ist aber anspruchsvoll.

Ist vom Flugplatz Dübendorf die Rede, geht es in der Regel um den Innovationspark Zürich. Seit Jahren sind in früheren Hangars Institute von ETH und Universität tätig. In absehbarer Zeit entstehen auf dem Flugfeld Neubauten. Die Absicht ist, den Austausch zwischen Hochschulen und innovativen Unternehmen zu erleichtern.

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Für Tests sollen auch das Rollfeld und die aviatische Infrastruktur genutzt werden. Etwas in Vergessenheit mag da geraten, dass es sich rechtlich und betrieblich immer noch um einen Militärflugplatz handelt. Auch wenn seit neunzehn Jahren in Dübendorf keine Kampfjets der Schweizer Armee mehr stationiert sind.

Bis anhin war der Weg wie folgt vorgezeichnet: Zuerst wird im Teilgebiet A der Campus Innovationspark entwickelt. Für diesen Prozess samt Erschliessung bewilligte der Kantonsrat Ende 2022 fast 100 Millionen Franken. In dieser Phase bleibt Dübendorf ein Militärflugplatz mit ziviler Mitbenutzung.

In einem zweiten Schritt mit der Erweiterung auf das Teilgebiet B soll der einstige Luftwaffenstützpunkt in einen zivilen Forschungs-, Test- und Werkflugplatz umgewandelt werden.

Darauf haben sich im Spätsommer 2021 alle Beteiligten geeinigt, insbesondere der Kanton, die Standortgemeinden und der Bund. Dieser hatte ein Jahr zuvor seine Pläne, in Dübendorf einen Business-Airport einzurichten, begraben. Die Armee hat jedoch ein grosses Interesse daran, die Piste weiterhin mit Flächenflugzeugen benützen zu können.

Perspektiven der Raumfahrt

Diese Verbindung von Forschung mit direktem Zugang zu einem Flugfeld hat Zukunft. Das zeigte sich, als der Innovationspark im Dezember bekanntgab, dass Dübendorf zu einem Zentrum der Weltraumforschung wird. Starlab, ein gemeinsames Projekt namhafter Unternehmen wie Airbus, Mitsubishi, Northrop und Palantir, will im Innovationspark einen Standort aufbauen. Bereits vor Ort ist die Universität Zürich mit ihrem Space Hub.

Wichtig werden Parabelflüge ab Dübendorf, um die Schwerelosigkeit zu simulieren, als Vorbereitung auf Anwendungen im All. Dort Experimente durchzuführen oder Kulturen zu züchten, hat wissenschaftlich und wirtschaftlich grosses Potenzial. Nicht direkt vom Innovationspark aus: «Es geht darum, Dübendorf an Florida anzuschliessen», sagt Peter E. Bodmer, Präsident der Stiftung Innovationspark Zürich. Über den amerikanischen Südstaat führt der Weg zu Raumstationen wie von Starlab, die in den nächsten Jahren die alternde ISS ablösen werden.

So spannend diese Aussicht ist, am Boden stellen sich noch ein paar irdische Probleme. Das geht aus einem Hintergrundgespräch mit Bodmer sowie Roman Bächtold hervor, dem Leiter Gebietsentwicklung Flugplatz Dübendorf.

In den letzten Monaten hat sich herauskristallisiert, dass es zu ambitiös ist, die militärische Anlage in einem Schritt in einen zivilen Flugplatz umzuwandeln. Rechtlich handelt es sich dann nämlich um eine Neuanlage, so, als würde man auf der grünen Wiese einen neuen Flugplatz bauen. Das erfordert komplexe Verfahren, ist teuer, bei anfänglich nur ganz wenigen Flugbewegungen.

Bächtold beziffert die nötigen Investitionen auf ungefähr 80 Millionen Franken. Ausserdem wollen es die Verantwortlichen vermeiden, schon bald eine Grundsatzdiskussion über Luftfahrt und Fluglärm zu provozieren. Aus beiden Gründen halten sie die Umwandlung in wenigen Jahren für wirtschaftlich riskant und politisch kaum mehrheitsfähig.

Im breit abgestützten Synthesebericht, der die Grundlage für die künftige Entwicklung auf dem Flugplatz bildet, ist die Zahl der Flüge auf 20 000 im Jahr begrenzt. Damit sind die Standortgemeinden einverstanden. Etwa die Hälfte entfällt auch in Zukunft auf die Luftwaffe.

Unter dem heutigen System «Militärflugplatz mit gelegentlicher ziviler Mitbenutzung» kommt es in Dübendorf zu weniger als tausend zivilen Flügen im Jahr. Schon im Aviatik-Konzept von 2022, das dem Kantonsrat als Grundlage für seine Entscheidungen diente, ist zu lesen, dass der Flugplatz in dieser Form zivil nicht kostendeckend zu betreiben ist.

So reifte die Erkenntnis, das Vorgehen zu etappieren und eine längere Zwischenphase unter einem Betrieb als «Militärflugplatz mit häufiger ziviler Mitbenutzung» einzuschalten, wie es ihn heute bereits auf der Luftwaffenbasis Payerne gibt. Während dieser Zeit ist der Bund weiterhin für den Flugplatz zuständig. Dem Innovationspark bleiben mehr als zehn Jahre, um Betriebe anzusiedeln und die Anzahl ziviler Flugbewegungen kontinuierlich zu erhöhen.

Für Peter E. Bodmer hat dieser Weg den Vorteil, ohne grosse Investitionen zu Beginn über eine längere Dauer abklären zu können, ob das Konzept Forschungsflugplatz funktioniert. Er ist zudem überzeugt, dass sich die Diskussion über Fluglärm, wenn die Zahl ziviler Flüge allmählich zunimmt, bis dahin erübrigt. Wirtschaftlich sei so die immer noch anspruchsvolle Umwandlung in einen Zivilflugplatz, an der langfristig unverändert festgehalten werden soll, einfacher zu bewältigen.

Armee soll Flugplatz länger betreiben

Ist das Szenario realistisch? Die Entwicklung der Innovationsparks im Teilgebiet A ist jedenfalls auf Kurs. Laut Bodmer wird im ersten Quartal dieses Jahres der Erschliessungsplan mit Dübendorf abgeschlossen, und es werden bei der Stadt erste Gesuche für Neubauten eingereicht. Dann geht es darum, Mieter zu verpflichten. Die Nachfrage unter innovativen Firmen ist vorhanden, das zeigte gerade der Entscheid von Starlab für den Standort Dübendorf/Zürich.

Die Zürcher Regierung begleitet diesen Prozess eng, muss aber formell nicht involviert werden. Der Kantonsrat hat 2022 neben dem Kredit für den Innovationspark zudem gut 8 Millionen Franken für die Vorbereitungen auf eine zivilaviatische Nutzung bewilligt.

Gleichzeitig steht der Aufbau einer Betriebsgesellschaft zur Diskussion. Analog zur IPZ Property AG, die für die Immobilien zuständig ist, soll zum Beispiel eine IPZ Aviation AG die Benutzung des Flugplatzes organisieren. Sie ist idealerweise mehrheitlich privat. Der Kanton und die Standortgemeinden können sich an ihr beteiligen, um ihre Interessen wahrzunehmen. In diesem Fall müssten Regierungsrat und Parlament einen Kredit sprechen. Laut Bodmer wäre eine Beteiligung des Kantons erwünscht, als starkes Zeichen nach Bern, dass Zürich an den Plänen festhält.

Für den Bund bedeutet das Konzept in neu drei Schritten, dass er länger als ursprünglich geplant für den Flugplatz zuständig ist. Das gilt vor allem für die Flugsicherung, die den grössten Teil der Fixkosten ausmacht. Auf der anderen Seite wird er mit zunehmenden zivilen Flügen entlastet. Jeder Start und jede Landung bringt Gebühreneinnahmen. Weitere Leistungen des Bundes wie zum Beispiel der Winterdienst werden ebenfalls entschädigt. Und die Armee kann an ihrem Ausstiegsszenario festhalten, den Flugplatz Dübendorf abzugeben, ihn aber weiterhin benützen zu können.

In dieser Phase können auch, wie vorgesehen, erste Firmen für den Unterhalt oder den Ausbau von Flugzeugen auf dem Areal tätig werden. In eng begrenztem Mass sind Privatflüge möglich. Solche gibt es bereits, wie gerade jetzt, wenn Jets von Besuchern des WEF in Davos in Dübendorf abgestellt werden.

Bodmer schliesst sogar eine vorzeitige teilweise Nutzung des Teilgebiets B nicht aus. Voraussetzung dafür ist, dass der entsprechende Gestaltungsplan rechtskräftig ist, der im letzten Jahr öffentlich auflag. Die Inkraftsetzung des Planwerks für das Gebiet A durch das Bundesgericht 2021 hat viele Fragen bereits geklärt.

Es überrascht nicht, dass die Aviatik die grössten Probleme auf dem Weg zu einem Innovationspark mit Forschungs-, Test- und Werkflugplatz bietet. Über den Vorschlag des Kantons Zürich für eine Etappierung finden derzeit Verhandlungen mit dem Bund statt. Statt das Risiko einzugehen, mit einem grossen Schritt ins Stolpern zu geraten, soll neu, bildlich gesprochen, eine Rampe zum Ziel führen.

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