Der Bitcoin-Kurs hängt derzeit stark von Donald Trumps Chancen ab, kommende Woche zum US-Präsidenten gewählt zu werden. Der Ausgang dieses Trump-Trades ist ungewiss.
Einen neuen Rekord beim Bitcoin-Preis hat es nicht gegeben. Am Dienstag hat die Krypto-Leitwährung die Rekordmarke von 73 798 Dollar vom vergangenen März aber nur knapp verfehlt. Ende Woche tauchte der Bitcoin dann deutlich – im Gleichschritt mit vielen Aktienindizes. Damit wurde der Höhenflug des Bitcoins, der Anfang Oktober eingesetzt hatte, jäh unterbrochen. Die Währung verzeichnete im Oktober aber immer noch einen Wertzuwachs von rund 10 Prozent. Seit Anfang Jahr hat sie knapp 60 Prozent gewonnen.
Der Rücksetzer kommt einerseits im Gefolge der derzeitigen Schwäche bei Technologieaktien, vor allem bei Microsoft und Meta. Diese bewegen mit ihrem hohen Börsengewicht den gesamten amerikanischen Leitindex S&P 500. Trotz robusten Finanzzahlen bei den Tech-Giganten sorgen der ungewisse Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und der weitere Konjunkturverlauf für Unsicherheit. Anleger trennen sich von risikoreichen Vermögenswerten, und dazu gehören auch Kryptowährungen.
«Bitcoin-Präsident» Trump
Doch der Bitcoin-Kurs wird in den letzten Monaten auch stark von den wahrgenommenen Wahlchancen Donald Trumps beeinflusst. Im Sommer hatte sich der republikanische Präsidentschaftskandidat an einer Branchenkonferenz fast uneingeschränkt hinter die Krypto-Branche gestellt und vom Aufbau einer strategischen Währungsreserve in Bitcoin gesprochen.
Trump versprach, Amerika zur «Krypto-Hauptstadt des Planeten» zu machen. Seit diesem Krypto-Comingout gelten viele Bitcoin-Anleger in den USA als Anhänger des Republikaners. Und Bitcoin wurde zu einem Inbegriff des Trump-Trades. Damit sind Spekulationen gemeint, die sich im Fall eines Trump-Siegs besonders auszahlen sollten.
Trump setzt mit seiner Haltung einen klaren Kontrapunkt zum amtierenden demokratischen Präsidenten Joe Biden. Seine Regierung – und damit auch Behörden wie die Börsenaufsicht SEC – gilt als kritisch gegenüber Krypto-Anlagen und der Branche.
Kamala Harris ist in Sachen Krypto weniger skeptisch als Biden. Sie hat eine massvolle Regulierung in Aussicht gestellt. Ob sie mit dieser Haltung die Anleger von sich überzeugen kann, ist ungewiss. Deshalb ist gemäss dem amerikanischen Börsenexperten Ed Yardeni wahrscheinlich, dass der Bitcoin im Falle eines Wahlsiegs von Harris fallen würde.
Eine Trump-Präsidentschaft sei jedoch schwieriger einzuschätzen, schreibt er in einer Einschätzung. Bitcoin könnte sich weiter erholen, oder angesichts der bisherigen Jahresgewinne könnte die Währung ein klassischer Fall von «buy the rumor, sell the news», also «bei Gerüchten kaufen, bei der Nachricht verkaufen», sein, glaubt Yardeni.
Bessere Wettquoten für Harris
Tatsächlich folgen die Wettquoten für einen Wahlsieg von Trump und der Bitcoin-Kurs seit Wochen einem ähnlichen Muster. Auf Wettplattformen wie Polymarket oder Predictit hat sich die Wahrscheinlichkeit eines Trump-Sieges seit Oktober markant vergrössert – was dem Bitcoin Auftrieb gab.
Diese Woche haben sich die Wettquoten für Harris jedoch wieder verbessert, und der Bitcoin tauchte. Für die Krypto-Zocker ändert sich die Ausgangslage damit nicht: Auf Polymarket gehen immer noch 64 Prozent der Wettenden von einem Sieg Trumps aus.
Nicht nur der Bitcoin hat während des US-Wahlkampfs profitiert. Auch Meme-Coins wie der Dogecoin – die Lieblings-Kryptowährung von Elon Musk – haben im Monat Oktober fast 60 Prozent gewonnen. Der Milliardär und Trump-Unterstützer hat an einer Wahlveranstaltung in New York die Schaffung eines «Departement of Government Efficiency» angeregt. Damit ist eine Abteilung zur Verbesserung der Regierungseffizienz gemeint. Abgekürzt nennt sich das DOGE, ein Akronym für Dogecoin.
Musks Aussagen genügten, um den Kurs der Kryptowährung ausreissen zu lassen. Im Gefolge des Bitcoins stiegen aber nicht nur «Witzwährungen» wie Doge, sondern auch seriöse Krypto-Assets wie Ethereum oder Solana markant.
Rekordzuflüsse bei Bitcoin-ETF
Der Trump-Trade ist aber auch bei den Zuflüssen in Bitcoin-ETF spürbar. Diese waren in den letzten Wochen stark und zeigen, dass immer mehr «normale Anleger» in Kryptowährungen investieren. Am Mittwoch flossen 872 Millionen Dollar in den iShares Bitcoin Trust, den grössten dieser Fonds. Nach elf Monaten hat er bereits ein Volumen von 31 Milliarden Dollar erreicht.
Diese ETF investieren in Bitcoin, ohne dass Anleger diese selbst halten müssen. Das macht sie ohne eigenes Wallet handelbar, was Kauf und Verkauf sicherer und einfacher macht. Nach dem Bitcoin sind nun auch ETF auf Ethereum verfügbar, solche auf Solana könnten folgen.
Aber auch Grossunternehmen wie Microsoft ziehen in Betracht, in Bitcoin als liquide Anlagewährung zu investieren. Bis jetzt tun dies nur vereinzelte Tech-Firmen wie Tesla, Block oder Microstrategy. Auch diese Entwicklung dürfte mittelfristig den Bitcoin-Kurs stürzen.