Donnerstag, September 19

Der Concept-Store in Mailand ist Mode- und Designgeschäft, Kunstgalerie, Buchhandlung und Café in einem. Zur Fashion Week hin zeigt sich 10 Corso Como nun nach seinem Umbau und führt als eines der wenigen stationären Geschäfte die neue Kollektion von Phoebe Philo.

Die Postanschrift ist zugleich der Markenname, der längst weltbekannt ist: 10 Corso Como galt in den nuller Jahren als die Mode- und Designadresse in Mailand schlechthin und zählte zur Riege exklusiver, damals neuartiger Concept-Stores – Multibrand-Retailer mit cool kuratiertem Sortiment, die zugleich auch als Kunst- und Designgalerie dienen. Während Colette 1997 in Paris eröffnet wurde, Opening Ceremony im Jahre 2002 in New York startete und Dover Street Market 2004 in London sein Imperium begann, gibt es den Mailänder Kultstore schon etwas länger: Der Ladenkomplex am einst so unscheinbaren Corso Como öffnete bereits 1990 seine Tore.

Gründerin ist die einstige «Vogue»- und «Elle»-Chefredaktorin Carla Sozzani – nicht zu verwechseln mit ihrer jüngeren Schwester, der langjährigen Chefredaktorin der italienischen «Vogue», Franca Sozzani. Zu Beginn, im Jahre 1990, hiess der Ort noch «Galleria Carla Sozzani» und war eine Galerie mit Fokus auf Fotografie, die auch Ausstellungskataloge und Bücher über die Arbeit von Modemachern wie Walter Albini, Pierre Cardin, Rudi Gernreich, Paco Rabanne und diversen Fotografen veröffentlichte.

Neuanfang zur Mailänder Modewoche

1991 taufte Carla Sozzani ihre Galerie in den heutigen Namen 10 Corso Como (ausgesprochen: «Dieci Corso Como») um und erweiterte sie sukzessive zu einem Geschäft für Mode und Design mit einer Buchhandlung, aber auch einem kleinen Café-Restaurant mit Innenhof. Ein Mini-Hotel mit drei Zimmern, das «3 Rooms», und ein Dachgarten rundeten den Komplex ab. Für das schwarz-weisse Markenlogo mit wie von Hand gemaltem Schriftzug und rundem Signet aus zwei Kringeln zeichnet Sozzanis Partner, der amerikanische Künstler Kris Ruhs, verantwortlich.

2002 kam in Zusammenarbeit mit der Modemarke Comme des Garçons eine Filiale in Tokio dazu. 2008 wurde ein Ableger in Seoul eröffnet, 2012 ebendort eine weitere Filiale. 2013 gesellte sich dann 10 Corso Como Schanghai dazu. In den letzten Jahren ist der Hype um die einst so hippen Concept-Stores etwas abgeflacht – einerseits weil diese einst so spezielle, moderne Form des Lifestyle-«Gemischtwarenladens» auf der ganzen Welt inflationär viele Nachahmer fand. Aber andererseits wohl auch, weil stationäre Geschäfte angesichts des sich verändernden Kaufverhaltens der Kundschaft, des Online-Geschäfts und der sozialen Netzwerke sich mit grossen Herausforderungen konfrontiert sahen: Im Dezember 2017 schloss Colette in Paris seine Tore, und drei Jahre später, 2020, beschloss auch Opening Ceremony, die physischen Läden in New York, Los Angeles und Tokio zu schliessen.

Das Interieur des neuen 10-Corso-Como-Stores.

Im September des gleichen Jahres übernahm die italienische Modeunternehmerin Tiziana Fausti die Marke 10 Corso Como. Carla Sozzani ist weiterhin für die künstlerische Leitung der Fotografie- und Kunstausstellungen von 10 Corso Como zuständig.

Nach einer Umgestaltung und Renovierung erwacht 10 Corso Como nun, rechtzeitig zur Milan Fashion Week hin, in einem neuen Look und mit einem brandneuen Ladenkonzept nach der Vision von Tiziana Fausti: ein innovatives Ökosystem mit einer Vielzahl von Angeboten – Mode, Kunst, Design und Lebensmittel. Auf der Ladenfläche dominieren mobile und modulare Einrichtungselemente, wie die Pantograph-Tische und die verschiedenen Kleiderständer. Wie dynamische und leichtfüssige Theater-Elemente eröffnen diese Module ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten für die Räumlichkeiten.

Phoebe Philos Mode erstmals im stationären Handel

Neu ist auch die Innentreppe – vollständig mit Stahl verkleidet, verbindet sie den Laden mit dem ersten Stock. Alle Möbel wurden speziell für den Laden entworfen: eine Theke aus Schwarzkohle von Jesper Eriksson, eine polierte Metallstruktur mit Regalen aus upgecycelten Harzplatten von Laurids Gallée, zwei Auslagetische und eine Kasse aus rezyklierten Glasfäden und speziellem Gips von Odd Matter. Und Sam Chermayeff Office gestaltete die Schmuckauslage als eine Reihe von Fenstern, durch die Kunden eine exklusive Welt betreten.

Modisches Highlight zur Neueröffnung ist Phoebe Philo, die ihre gleichnamige Modemarke auf den Herbst hin nun erstmals auch in stationäre Läden bringt. In Italien sind ihre Kleider, Schuhe und Accessoires exklusiv bei 10 Corso Como erhältlich. Ab dem 10. September wird die dritte Kollektion der Marke im Laden zu sehen sein. Mit Labels wie diesem, aber auch der erschwinglicheren, von Achilles Ion Gabriel desingten Schuhmarke Camperlab, die am 19. September einen Pop-up-Store bei 10 Corso Como eröffnet, will Fausti ihr neues Retailgeschäft als Innovator in der Modewelt etablieren.

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