Mittwoch, März 12

Schon vor vielen Jahren ist ein verschwundener Familienvater für tot erklärt worden. Nach den Unwettern in der Region Valencia im letzten Herbst gibt es dann eine überraschende Wendung: Seine Leiche wird identifiziert.

Die Sonne bringt es an den Tag, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Der Dichter Adelbert von Chamisso machte es in einem Gedicht von 1827 bekannt, in dem es um einen zwei Jahrzehnte zurückliegenden Mord geht, zu dem sich der Täter später bekennt.

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In Spanien könnte man nun sagen: «Die Flut bringt es an den Tag.» Denn die Unwetter vom vergangenen Herbst, bei denen über 230 Personen ums Leben kamen, haben dazu geführt, dass ein vier Jahrzehnte zurückliegender Cold Case gelöst werden konnte: Ein Mann, der zunächst als verschollen galt und 2016 offiziell für tot erklärt wurde, lebte – bis er vergangenes Jahr in den Fluten ertrank.

Ein drogenabhängiger Gewalttäter

Miguel Morales Molina verschwand im Sommer 1984 aus seinem Haus in Durcal in der Region Granada. Wie spanische Medien berichten, war der damals 34-Jährige zuvor bereits mehrmals verschwunden. Manchmal verliess er seine Frau und die beiden kleinen Töchter für mehrere Monate. So verbrachte er einmal eine längere Zeit auf Mallorca. Doch schickte er Postkarten, um die Familie wissen zu lassen, wo er sich aufhielt.

Doch im Sommer 1984 verschwand er – für immer, wie es schien. Personalausweise und Reisepass liess er zu Hause. Er unternahm auch keine Versuche, seine Papiere zu erneuern oder seinen Namen ändern zu lassen. Nie versuchte er, Geld von seinem Konto abzuheben.

Es darf vermutet werden, dass die Familie nicht allzu traurig über das Verschwinden war. Denn wie María Montserrat und ihre Töchter gegenüber spanischen Medien erzählten, soll Morales Molina gewalttätig und drogenabhängig gewesen sein. María Montserrat, die früher als Reinigungskraft im Rathaus arbeitete, sagte laut «El Mundo»: «Er hat mich ein ums andere Mal verprügelt. Sogar seine Eltern sagten zu mir: Trenne dich, oder er bringt dich um.» Die jüngere Tochter Sara sagte «El País», der Vater habe der Mutter den Lohn weggenommen. Die Mutter musste bei den Nachbarn um Essen betteln, weil die Kinder vor Hunger weinten.

Weiter erzählte Sara, dass der Vater einmal versucht habe, sie zu erstechen, als sie auf dem Schoss der Mutter gesessen habe. Nur weil sich María Montserrat geistesgegenwärtig umdrehte, überlebte das Kind, die Mutter trug Verletzungen davon. Es war dieser Vorfall, der María Montserrat dazu veranlasste, endgültig die Scheidung einzureichen.

Die Familie vermutet, dass Morales Molina ein paar Jahre als Obdachloser unter einer Brücke in Valencia gelebt hat. Darüber hinaus wusste sie nichts von ihm. Die Scheidung wurde in dessen Abwesenheit ausgesprochen. Denn trotz zahlreichen Aufforderungen, die das Gericht an die Adresse von Molinas Eltern schickte, erschien er nicht vor Gericht.

Offiziell für tot erklärt

2016 erklärte ein Richter Morales Molina auf Antrag von dessen Familie im Rahmen einer Nachlassabwicklung offiziell für tot. Als Todesdatum wurde der 1. August 1994 festgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seit einem Jahrzehnt kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Auch zur Beerdigung seiner Mutter im Dezember 1991 war er nicht erschienen. Für die Verwaltung galt Morales Molina als tot, auch wenn es keine Leiche gab.

Doch dann kamen die Unwetter vom 29. Oktober letzten Jahres.

Morales Molina war während der Unwetter ertrunken. Wie «El Mundo» schreibt, zogen ihn die Fluten rund 15 Kilometer von der Hütte unter einer Brücke in Ribarroja, wo er lebte, bis zu einem Orangenhain in Quart de Poblet, wo die Leiche kurz darauf gefunden wurde. Doch erst kürzlich konnten die Gerichtsmediziner den Toten anhand von Fingerabdrücken zweifelsfrei identifizieren.

Es ist die ältere Tochter Jessica, die den Vater nun heimgeholt hat und seine Urne bei sich daheim aufbewahrt. Sie will ihn neben seinen Eltern beisetzen lassen.

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