Mittwoch, Oktober 2

Der US-Leitindex S&P 500 markiert ein neues Allzeithoch. Der Kursrekord ist aber bloss einigen wenigen Tech-Schwergewichten zu verdanken. Die Marktbreite ist so dünn wie letztmals in der Finanzkrise von 2008/09. Schnäppchenjägern eröffnet dies Chancen.

Es ist ein faszinierendes und zugleich unheimliches Phänomen: Die Aktien von Nvidia sind gestern Mittwoch weitere 5% avanciert, womit seit Anfang Jahr ein Kursgewinn von annähernd 150% resultiert. Mit einer Marktkapitalisierung von über 3 Bio. $ hat der Spezialist für KI-Chips nun sogar Apple vom zweiten Platz der wertvollsten Konzerne Amerikas verdrängt.

Hauptsächlich Nvidia ist es denn auch zu verdanken, dass sich die Börsen in den USA auf Rekordniveau bewegen. Der US-Leitindex S&P 500 hat seit Anfang Jahr knapp 13% gewonnen. Gemäss dem Marktstrategen Jim Bianco hat Nvidia allein mehr als 40% zu dieser Avance beigetragen. Gut weitere 10% gehen auf das Konto von drei anderen Tech-Riesen: Amazon, Meta Platforms und Alphabet.

Die enorme Dominanz von Big Tech am amerikanischen Aktienmarkt veranschaulicht ebenso folgender Vergleich: Die gemessen am Börsenwert vier grössten Konzerne – Microsoft, Nvidia, Apple und Alphabet – machen fast 25% der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Ähnlich gross war die Konzentration letztmals 1964, als AT&T, General Motors, Exxon und IBM den Leitindex dominierten.

Ein Warnzeichen?

Angesichts dieser einseitigen Entwicklung kommen einmal mehr Sorgen um die dünne Marktbreite auf. Wenn ein Index wie heute nur noch von einigen wenigen Titeln getrieben wird, spricht man auch von «Bad Breadth»; also, dass der Markt einen schlechten Atem habe. Eines solche Situation wird demnach als ungesund interpretiert und als Vorstufe einer möglichen Korrektur erachtet.

Die Marktbreite kann anhand verschiedener Kriterien gemessen werden. Ein einfacher Ansatz dazu ist beispielsweise, den S&P 500 ins Verhältnis zum S&P 500 Equal Weight zu stellen. Während im ersten Fall jeder Titel im Index nach seiner Marktkapitalisierung gewichtet wird, kommt im zweiten Fall jedem Titel das gleiche Gewicht zu.

Auch unter dieser Betrachtung ist die momentane Konstellation eine Ausnahmeerscheinung. Wie die untenstehende Grafik illustriert, hatten die US-Börsen letztmals im März 2009 während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise einen so schlechten Atem. Am breitesten war der Markt demgegenüber im April 2015, als sich die Konjunkturaussichten in den USA nach einer schwerfälligen Erholung zusehends aufhellten.

Wer sucht, findet

Die aussergewöhnlich dünne Marktbreite bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass grössere Turbulenzen unmittelbar bevorstehen. Dass eine kleine Gruppe von grossen Tech-Werten das Geschehen am amerikanischen Aktienmarkt prägt, war in den vergangenen Jahren immer mal wieder ein Thema. Dennoch zeigte der Trend weiter nach oben.

Wie immer in Extremsituationen können sich auch Chancen eröffnen. Wer angesichts der Euphorie um Nvidia & Co und der stolzen Bewertung des US-Aktienmarktes (das vorausschauende Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt mehr als 21) nicht mit der breiten Masse mitgehen will, kann sich am hinteren Ende des Feldes orientieren.

Dort findet man möglicherweise das eine oder andere Schnäppchen. So handeln die fünfzig kleinsten Unternehmen im S&P 500 – darunter der Pharmazulieferer Catalent, der Generatoren-Hersteller Generac sowie die Agrarunternehmen Mosaic und FMC – im Durchschnitt (Median) zu einem KGV von bloss 15. Das entspricht ungefähr dem Bewertungsniveau des Gesamtindex auf dem Tief des Covid-Crashs im Frühjahr 2020.

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