Donnerstag, Oktober 3

Die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts zwischen Iran und Israel beunruhigt die Märkte in Europa und Asien. Die Börsen in der Schweiz und Europa verlieren zwischen 0,5 und 1,2 Prozent, Japans Leitindex Nikkei-225 bricht um mehr als 2,5 Prozent ein.

Zum Ende einer ohnehin nicht einfachen Börsenwoche haben die jüngsten Entwicklungen in Nahost die Investoren noch einmal in Aufregung versetzt. So hat Israel nach übereinstimmenden US-Medienberichten den Iran als Reaktion auf einen Grossangriff vom vergangenen Wochenende angegriffen. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Es werde sich zeigen, ob und wie der Iran reagieren wird.

«Damit treiben zwei Ängste die Anleger an diesem Freitagmorgen um: Die Angst vor einem Flächenbrand in Nahost und die Angst vor einer Zinserhöhung statt -senkung in den USA im weiteren Jahresverlauf», fasst ein Händler die aktuelle Gemengelage zusammen. «Eine Kombination, die so toxisch ist für einen Aktienmarkt, in dem sich bereits seit dem Osterwochenende Anfang April Sand im Getriebe befindet.»

In einer ersten Reaktion sprang der Ölpreis zwar an, hat sich aber wieder etwas erholt. Dennoch dürfte damit das Thema Inflation und entsprechend die weitere Zinspolitik damit ein heisses Thema bleiben.

Nestlé als einer der wenigen Gewinner

Der Schweizer Leitindex SMI verliert gegen 11.30 Uhr 0,55 Prozent auf 11 169 Punkte. Der breite SPI um 0,62 Prozent auf 14 816 Zähler. An den wichtigsten europäischen Börsenplätzen geht es für den deutschen Dax, den britischen FTSE 100 oder auch den französischen CAC 40 um bis zu 1,0 Prozent abwärts. Für die Wall Street werden aktuell ebenfalls Auftaktverluste erwartet.

Dass sich der SMI etwas besser hält als seine Pendants liegt vor allem an den Kursgewinnen von Nestlé (+0,9 Prozent). Das Plus verdanken sie vor allem den starken L’Oréal-Zahlen, deren Aktien in Frankreich 4,8 Prozent stiegen. Nestlé ist nach wie vor an dem Kosmetikkonzern beteiligt. Die beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,4 Prozent) und Richemont (-2,1 Prozent) setzen ihre schwache Vortagestendenz weiter fort. Am Donnerstag hatten schwache Daten zu den Uhrenexporten die Papiere bereits belastet.

Auch die beiden Technologievertreter VAT (-2,2 Prozent) und Logitech (-1,4 Prozent) sind unter den grössten Verlieren zu finden. Aus den hinteren Reihen geben Temenos, Inficon, AMS-Osram und U-Blox zwischen 2,3 und 0,6 Prozent nach. Die in dieser Woche bislang präsentierten Quartalsergebnisse der weltweit führenden Chiphersteller und deren Zulieferer konnten bislang nicht überzeugen. Vielmehr gaben sie den Ton für eine – vielleicht – schwierige Ertragssaison für die Halbleiterindustrie an, heisst es im Handel.

Deutliche Verluste an Japans Börse

Die Angst vor einer Ausweitung des Nahostkonflikts haben am Freitag zuvor zu einem tiefen Einbruch an Japans Börse geführt. Der Nikkei-225-Aktienpreisindex sackte 2,66 Prozent auf 37 068 Punkte ab. Vorübergehend fiel Japans Leitindex erstmals seit dem 9. Februar unter die Marke von 37 000 Punkte. Der breiter gewichtete Topix-Index sank um 2,8 Prozent auf 2603 Punkte.

Wie in Europa litten auch in Japan besonders Aktien von japanischen Zulieferern der globalen Halbleiterindustrie. Der Anlagenbauer Tokyo Electron verlor über acht Prozent an Wert. Lasertec, ein Hersteller von Messinstrumenten, verlor ebenfalls mehr als acht Prozent. Reedereien wie Yusen oder Mitsui gehörten hingen zu den Gewinnern. Ihre Aktien steigen, da die Anleger mit wachsender Kriegsgefahr auf höhere Frachtraten und damit Gewinne der Logistikkonzerne wetten.

Auch der koreanische Aktienindex Kospi gab über 1,6 Prozent ab. Andere Börsen in Asien wie Singapur und Hongkong verzeichneten allerdings nur mit leichten Verlusten. Die eher von innerchinesischen Entwicklungen bestimmte Börse in Schanghai gab ebenfalls im Vergleich zum Vortag nur leicht nach.

Damit ist die Rekordjagd in Japan vorerst vorbei. Aber Analysten glauben bisher, dass die Schwäche nur vorübergehend ist. Die Strategen der japanischen Investmentbank Nomura urteilten vor dem Einbruch, dass die Märkte vielleicht ab Mai wieder «vorteilhaft auf wirtschaftliche Stärke und robuste Unternehmensgewinne» reagieren würden.

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