Beim 0:2 in Dänemark wird ein grundlegendes Problem des Schweizer Nationalteams offensichtlich: Es fehlt ein klassischer Stürmer. Der Coach Murat Yakin muss auf Zeki Amdouni hoffen – und auf Noah Okafor, auf den er derzeit verzichtet.
Die 0:2-Niederlage in Dänemark zum Auftakt in die neue Nations-League-Kampagne hat bei den Schweizern Spuren hinterlassen. Das Nationalteam fühlte sich am Donnerstagabend von den Schiedsrichtern inklusive VAR benachteiligt. Am Sonntag im ausverkauften Stade de Genève gegen Spanien fehlen nach ihren Platzverweisen nun der Verteidiger Nico Elvedi sowie der Captain Granit Xhaka, der bei seinen zwei Verwarnungen in der wilden Schlussphase das Comeback als Hitzkopf gab – und wegen eines Frustfouls an der Mittellinie vom Platz flog. «Das darf mir nicht passieren», sagte Xhaka später.
Das Schweizer Team hatte sich an der begeisternden EM im Sommer mit dem Einzug in den Viertelfinal reichlich Kredit erworben. Eine zentrale Frage jedoch stellt sich nach dem organisatorisch ordentlichen, aber spielerisch dürftigen und vor allem harmlosen Auftritt in Dänemark: Wer soll im Nationalteam auf dem Weg zur WM 2026 die Tore schiessen?
Ein Torjäger fehlt der Auswahl seit geraumer Zeit. An der Europameisterschaft teilten sich sieben Spieler die acht Tore auf, einzig Breel Embolo traf zweimal. Aber der kräftige Stürmer ist ebenfalls kein Goalgetter (15 Tore in 68 Länderspielen), sondern benötigt Raum, um seine Wucht auszuspielen. Ganz vorne im Zentrum wirkt er zuweilen verloren, in Dänemark blieb er blass und vermochte den Ball selten zu behaupten.
An der EM brillierten die Schweizer mit ihrem System und ihrer Variabilität. Nach dem Rücktritt von Xherdan Shaqiri fehlt nun aber jene Prise Kreativität oder sogar Genialität, die auch 2024 ab und zu in engen Begegnungen entscheidend gewesen war – etwa beim 1:0 im Frühling in Irland oder beim 1:1 an der Euro gegen Schottland.
Es fehlt im Nationalteam jedenfalls an einem international etablierten Offensivspieler. Und so ist der Nationaltrainer Murat Yakin im Hinblick auf die WM-Qualifikation im nächsten Jahr unter anderem auf eine starke Entwicklung des talentierten Angreifers Zeki Amdouni beim neuen Verein Benfica Lissabon angewiesen – und darauf, dass Noah Okafor bei Milan endlich den Durchbruch realisiert. Für die aktuellen Länderspiele hat Yakin auf Okafor verzichtet, weil er mit dessen Einstellung und Verhalten als Reservist an der EM nicht zufrieden gewesen war.