Donnerstag, Dezember 26


Im Gespräch

Seine Kindheit war geprägt von Menschen, die Risiken eingegangen sind. Heute gilt der Psychiater Bertrand Piccard selbst als der grösste Abenteurer der Schweiz. Ein Gespräch über das Familienerbe, die innere Welt und die Zusammenarbeit mit der Uhrenfirma Breitling, die bereits sein halbes Leben andauert.

Wollten Sie schon immer Entdecker werden?

Ja, seit Juli 1969, dem Monat, in dem ich sah, wie mein Vater mit seinem U-Boot zur Erkundung des Golfstroms aufbrach, und in dem ich in Cape Kennedy eingeladen war, den Start von Apollo 11 zum Mond mitzuerleben. Ich erinnere mich sehr gut daran: In diesem Moment sagte ich mir, das ist die Art von Leben, die ich führen möchte.

Was hat Sie daran so fasziniert?

All die Leute, die ich als Kind getroffen habe, waren Astronauten, Testpiloten, Taucher, Pioniere, Entdecker. Ich las ihre Geschichten in Magazinen und Büchern, und eine Woche später traf ich sie. Sie kamen zu uns nach Hause und haben mit meinem Vater zu Mittag oder zu Abend gegessen. Das waren normale Menschen. Sie nahmen sich Zeit, mit mir zu sprechen, mir zu erklären, was sie taten. Es waren Menschen mit einem Traum, den sie verwirklichen wollten.

Sie wurden in eine berühmte Entdeckerfamilie geboren. Es gab nie den Druck, das Gleiche zu tun wie mein Vater oder mein Grossvater. Ihr Grossvater war der erste Mensch, der in die Stratosphäre geflogen ist. Ihr Vater tauchte in den Marianengraben, in 11 Kilometern Tiefe. Bedeutete dieses Familienerbe nicht auch Druck für Sie?

Aber es gab den Druck, dass ich, was auch immer ich tun wollte, es gut machte.

Was hat Sie Ihre Mutter gelehrt?

Sie war sehr an spiritueller Forschung, orientalischen Philosophien, Psychologie interessiert. Deshalb wurde ich auch Psychiater und Hypnotherapeut. Weil ich nicht nur die äussere Welt, sondern auch die innere Welt erkunden wollte. Wenn ich eine grosse Expedition mache, spreche ich genauso viel über den psychologischen und emotionalen Teil wie den technologischen.

Die äussere Welt zu erforschen, geht also nicht, ohne die innere Welt zu kennen?

Beides gehört zusammen. Erkundung ist eine Geisteshaltung. Sie bedeutet, Dinge besser verstehen zu wollen. Und sie auch verbessern zu wollen.

Zur Person

Bertrand Piccard

Die Schweizer Psychiater und Erforscher Bertrand Piccard, 1958 in Lausanne geboren, hat 1999 mit Brian Jones die Erde nonstop mit einem Ballon umrundet – als erster Mensch überhaupt. 2016 wiederholte er dies, allerdings in einem Solarflugzeug zusammen mit André Borschberg und in Etappen. Piccards nächster Plan: als Erster mit einem Wasserstoff­flugzeug nonstop um die Welt zu fliegen. Damit will er auch auf erneuerbare Energien und saubere Technologien aufmerksam machen.

Wie kommen Sie zur Ruhe?

Mit Atmen. Wenn man einatmet, füllt man sich mit Energie. Man ist aktiv. Mit dem Ausatmen kann man in sich gehen, die Aufmerksamkeit auf das innere Selbst lenken. Das ist eine der Grundlagen der Hypnose. Man versucht, das Innere statt das Äussere zu erforschen.

Ihnen und Brian Jones gelang 1999 die allererste Nonstop-Erdumrundung in einem Ballon – dem Breitling Orbiter 3. Welche Bedeutung hat die eben zum 25-Jahr-Jubiläum lancierte «Aerospace Orbiter»-Uhr von Breitling für Sie?

Sie verewigt diesen Erfolg in der Geschichte. Ausserdem ist die «Aerospace Orbiter» eine wirklich schöne Uhr. Mir gefällt das rote Zifferblatt, das genau die Farbe der Kapsel des Breitling Orbiter 3 hat. Sie ist ein wahres Sammlerstück – auch weil auf der Rückseite einer jeden Uhr ein kleines Stück Stoff des originalen Ballons angebracht ist. Dies war meine Idee.

Sie arbeiten seit 32 Jahren mit Breitling zusammen – Ihr halbes Leben lang. Wie kommt das?

1992 wurde ich dazu eingeladen, den Atlantik in einem Ballon zu überqueren, mit Breitling als Sponsor. Mein Ballon hat das Rennen gewonnen. Da hat der Besitzer von Breitling gemeint: Wenn du eine weitere gute Idee hast, sag es mir. Wir sind dabei. Und ich meinte: Ja, ich will nonstop um die Welt fliegen. Breitling war dabei. Nach dem ersten Misserfolg, und auch nach dem zweiten Misserfolg. Die geglückte Weltumrundung war dann also unser Erfolg mit Breitling. Wir machten zusammen weiter. Breitling ist Luxus und gleichzeitig Abenteuer, Forschung. Pilotinnen tragen Breitling-Uhren, Sportler ebenso.

Welches Uhrenmodell haben Sie während des Fluges im Breitling Orbiter 3 getragen?

Die Breitling «Emergency», die erste Armbanduhr mit integrierter Notfunkbake für Personen. In einem Notfall wird man sofort gefunden und gerettet. Ich fühlte mich sehr sicher.

Sie engagieren sich auch für den Klimaschutz. Bezeichnen Sie sich selbst als Aktivisten?

Ich bin kein Aktivist in dem Sinn, dass ich meine Hände auf die Strasse kleben würde. Eher ein Akteur des Wandels. Ich möchte Menschen dazu inspirieren, die Umwelt zu schützen, und zeigen, dass es attraktive Lösungen zum Schutz der Umwelt gibt. Und ich möchte kein langweiliges Bild von Ökologie vermitteln.

Etwa, indem Sie in einem solarbetriebenen Flugzeug um die Welt fliegen, wie Sie es 2016 getan haben?

Ja. Die gesamte Weltumrundung vor acht Jahren verbrauchte keine Emissionen. Der Flug der Solar Impulse war aber eher symbolisch; ich musste 16 Mal einen Zwischenstopp einlegen, und das Flugzeug war für eine kommerzielle Nutzung nicht geeignet.

Als Nächstes wollen Sie als Erster mit einem Wasserstoffflugzeug nonstop um die Welt fliegen. Ist es die Lust auf ein neues Abenteuer?

Es geht nicht nur um den Flug. Wir wollen zeigen, wie man Mobilität dekarbonisieren kann. Und wir wollen Hoffnung machen. Viele Menschen sind momentan ökodepressiv und ängstlich. Doch es gibt Lösungen, und wir wollen zeigen, wie man sie umsetzen kann. Es ist wichtig, vorzumachen, dass das «Unmögliche» erreicht werden kann.

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