Dienstag, Oktober 1

Eine Lokalposse vom Zürichsee geht in die nächste Runde.

Eben noch stand er mit dem Rücken zur Wand. Jetzt ist der «Sheriff von Erlenbach» einem Duell mit seinen Widersachern entronnen.

Philippe Zehnder, parteiloser Präsident der Goldküsten-Gemeinde, hat seinen Übernahmen vom Online-Portal «Inside Paradeplatz» verpasst bekommen. Das, nachdem er sich in einem Kleinkrieg mit seinen Vorgängern verheddert hatte, der in einer Strafanzeige an seine Adresse mündete.

Nun aber kann Zehnder aufatmen: Die zuständige Staatsanwaltschaft See-Oberland eröffnet kein Strafverfahren gegen ihn. Der Vorwurf der Ehrverletzung ist damit vom Tisch. Das geht aus einer Nichtanhandnahmeverfügung hervor, die der NZZ vorliegt. Darin heisst es klipp und klar: «Der Vorwurf einer schlechten oder mangelhaften Amtsführung stellt keine Ehrverletzung dar.»

Die Nachricht ist die jüngste Wendung in einer absonderlichen Geschichte, die mit Zehnders Wahl 2022 ihren Anfang nahm.

Zwei verhängnisvolle Worte

Als Reformer angetreten, machte er seinem Ruf alle Ehre, als er sämtliche öffentlich vergebenen Aufträge der Gemeinde im Bereich der Ortsplanung untersuchen liess. Und herausfindet: Die Gemeinde hat wohl fast zwei Millionen Franken auf unzulässige Art ausgegeben.

Das sei wohl nicht aus böser Absicht geschehen, sagte Zehnder danach der «Zürichsee-Zeitung», sondern «aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit». Es waren diese Worte, die ihm von ehemaligen Gemeindeoberen jene Anzeige einbrachten, die nun vom Tisch ist.

An den Vorwürfen lässt die Staatsanwaltschaft nun kein gutes Haar. Sämtliche Äusserungen des Gemeindepräsidenten bezögen sich auf die Amtshandlungen seiner Vorgänger und «klarerweise nicht auf private Handlungen». Es sei auch, anders als von den Anzeigeerstattern behauptet, niemandem Böswilligkeit unterstellt worden.

Im Klartext heisst das: Wer für eine politische Gemeinde tätig ist, muss sich Kritik an der eigenen Amtsführung gefallen lassen. Auch in Erlenbach.

Der «Sheriff» kann damit weiterfahren mit seinem Politikstil. Der «Zürichsee-Zeitung» gab er sogleich zu Protokoll, dass der Gemeinderat auch künftig Missstände nicht unter den Teppich kehren werde.

Die Badi-Beiz als Politikum

Für die Erlenbacherinnen und Erlenbacher dagegen bleiben die wirklich drängenden Probleme in ihrer Gemeinde ungelöst. Das grösste Politikum ist vor Ort nämlich die Pachtvergabe bei den Gastro-Lokalen am See. Im ehemaligen Schiffwartehäuschen hatte die Gemeinde erst einen Stadtzürcher einem Lokalunternehmer vorgezogen, dann unter neuer Führung den Kurs gewechselt, nur um am Ende ganz ohne Gastro-Angebot dazustehen.

In der Badi Winkel hat die neue Erlenbacher Führung sich mit «Chef George» zerstritten, dem Pächter von Beiz und Kiosk. Erst am vergangenen Freitag teilte die Gemeinde die endgültige Auflösung des Pachtvertrages mit – ausgerechnet nun, vor Beginn der sommerlichen Hochsaison.

Nur eine Ausnahme gibt es in der Erlenbacher Badi-Trübsal: die kleine Holzbadi Wyden. Dort musste die Pacht für den Badi-Kiosk innert vier Jahren drei Mal neu ausgeschrieben werden. Einmal spielte dabei gar ein Geldwäscherei-Strafverfahren aus den USA eine Rolle.

Jetzt aber, ab dieser Saison, soll alles besser werden. Im Frühling hat die Gemeinde neue Pächter gefunden. Sie sind am Zürichsee bereits bekannt, weil sie lange Jahre den Badi-Kiosk in Oberrieden führten. Dies allerdings nicht skandalfrei: Wie die Lokalpresse weiss, führte dort eine gewagte gastronomische Entscheidung für Unmut.

Es wurden nämlich keine Pommes frites serviert.

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