Freitag, November 29

Lange trat der Silberpreis an Ort, doch nun kommt Bewegung in das «Gold des armen Mannes». Der Preis für eine Feinunze steht kurz davor, die Marke von 30 $ zu überwinden.

Glücklich schätzen darf sich, wer Aktien besitzt. Allein seit Jahresanfang hat der Weltaktienindex von MSCI – in harten Dollars gerechnet – mehr als 9% zugelegt. Diese eindrückliche Performance verblasst jedoch im Vergleich zum Silberpreis, der 2024 um nahezu 25% nach oben geschossen ist und an der Marke von 30 $ pro Feinunze kratzt.

Nachdem der Goldpreis vor einigen Wochen nach oben ausgebrochen ist, scheint jetzt Silber ebenfalls langsam in Schwung zu kommen. 2020 und 2021 missglückte der Ausbruch, nun folgt der dritte Anlauf. Otavio Costa, Makrostratege beim Vermögensverwalter Crescat Capital ist zuversichtlich, dass Silber den Schwung diesmal aufrechterhalten kann.

Weg nach oben frei?

Gründe, auf Silber zu setzen, gibt es mehrere: So zählt Silber – neben Gold – als sichere Anlage in ungewissen Zeiten. Angesichts der geopolitischen Spannungen und Konflikte im Nahen Osten, in der Ukraine und um Taiwan überrascht das erhöhte Interesse an Edelmetallen wenig. Zudem folgt Silber oft mit etwas Verzögerung dem Pfad, den Gold vorgibt.

Gleichzeitig nimmt die Verschuldung rund um den Globus kräftig zu, das Vertrauen in Staatsanleihen und Währungen schwindet. Der Schuldendienst der USA übersteigt bereits den Verteidigungsetat. Dass nach den Präsidentschaftswahlen im November – die ebenfalls für Nervosität sorgen dürften – die Regierung plötzlich Ausgabendisziplin an Tag legen wird, scheint wenig wahrscheinlich zu sein. Aber auch in Europa hat die Verschuldung in gewissen Ländern markant zugenommen. Der Inflationsdruck hält derweil an, was ebenfalls für «harte» Vermögenswerte spricht.

Zudem ist Silber, nachdem Gold vorgeprescht ist, aus relativer Sicht attraktiv: Das Gold-Silber-Preisverhältnis liegt derzeit bei 81, der langjährige Durchschnitt beträgt 60. Bei einem stabilen Goldpreis würde das einen Silberpreis von 40 $ implizieren.

Nachfrage übersteigt Angebot

Anders als bei Gold ist der industrielle Bedarf bei Silber – er ist für rund die Hälfte der Nachfrage verantwortlich – von grosser Bedeutung und könnte ebenfalls für Rückenwind sorgen. Insbesondere in der Photovoltaikindustrie ist die Nachfrage deutlich gestiegen.

Gemäss Schätzungen des The Silver Institute, der Interessenvereinigung der Silberbranche, befindet sich der Silbermarkt seit 2019 im Defizit. Das heisst, die Nachfrage übersteigt das neu geförderte Angebot. Und dieses Defizit soll in diesem Jahr weiter zunehmen und mehr als 250 Mio. Unzen erreichen. Paul Mylchreest, Analyst bei Hardman & Co, glaubt zudem, dass diese Schätzungen zu konservativ sind und die Nachfrage nach Silber tatsächlich noch grösser ist.

Kurzum: Das Umfeld spricht dafür, dass die Marke von 30 $ schon bald nachhaltig überwunden werden kann. Anders als bei Gold, das in diesem Jahr ein neues Rekordhoch erklommen hat, dürfte es bei Silber allerdings noch etwas länger dauern. Derzeit notiert der Preis noch weit unter den Bestmarken von 1980 und 2011, als er gegen 50 $ kletterte.

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