Mittwoch, Oktober 2

Der Freisinn erhofft sich vom ESC eine grosse Wertschöpfung, die Linken politische Signalwirkung.

Nun ist es offiziell: Die Stadt Zürich will Gastgeberin für die nächste Ausgabe der Eurovision Song Contests (ESC) werden und hat ihre Bewerbung eingereicht. Das gab der Stadtrat am Donnerstag, einen Tag vor Frist-Ende, in einer Mitteilung bekannt. Neben der Limmatstadt buhlen auch Genf und Basel sowie Bern und Biel darum, den Gesangswettbewerb auszutragen.

«Zürich und der ESC: Das passt perfekt zusammen», lässt sich Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) zitieren. Die Limmatstadt sei genauso bunt, lebendig und vielfältig wie der Gesangswettbewerb. Der ESC biete der Stadt Zürich die Gelegenheit, sich als weltoffene Kulturstadt und attraktive Reisedestination zu präsentieren.

Die Stadt Zürich verfüge zudem über viel Erfahrung mit Grossanlässen. Mit dem Flughafen und dem Hauptbahnhof Zürich sei die Stadt sowohl für nationale als auch für internationale Gäste bestens erschlossen.

Hinzu komme eine Auswahl an attraktiven Veranstaltungsorten. Namentlich das Hallenstadion mit der Messe, die Landiwiese direkt am See und das Kongresshaus. Für Planung und Durchführung des Grossanlasses beantragt der Stadtrat dem Gemeinderat einen Kredit von 20 Millionen Franken.

Die Kantonsregierung zeigt sich ähnlich begeistert. Der Regierungsrat begrüsse die Kandidatur der Stadt Zürich und beantrage dem Kantonsrat einen Unterstützungskredit von 5 Millionen Franken aus dem Gemeinnützigen Fonds, schreibt er. Der Anlass, der voraussichtlich vom 11. bis am 18. Mai 2025 stattfindet, wäre aus kultureller, gesellschaftlicher und auch wirtschaftlicher Sicht ein Gewinn für den Kanton Zürich, heisst es weiter.

Mit Grossveranstaltungen wie dem ESC gehe ein erhöhter Sicherheitsbedarf einher. Die Auswirkungen würden sich nicht nur auf Zürich beschränken. Die Kantonspolizei wäre im ganzen Kanton mit Parallelveranstaltungen, einem erhöhten Verkehrsaufkommen sowie am Flughafen und am Hauptbahnhof stark gefordert. Über all diese genannten Aufgaben hinaus sei deshalb keine zusätzliche Unterstützung der Stadtpolizei möglich, ist zu lesen. Die Kosten für diese von der Kantonspolizei zusätzlich zu erbringenden Leistungen beliefen sich voraussichtlich auf rund drei Millionen Franken. Diese Budgetmittel würden mittels Nachtragskredit beantragt.

SVP kritisiert Höhe des Kredits

In der Stadt Zürich wie auf Kantonsebene müssen die Parlamente den Unterstützungsbeiträgen noch zustimmen. Die meisten Parteien dürften sich wohl hinter die Kandidatur Zürichs stellen.

Bei der SVP zeichnet sich indes jetzt schon Widerstand ab. «Wir werden im Kantonsrat die Unterstützung des ESC ablehnen», sagt der SVP-Kantonalparteipräsident Domenik Ledergerber. «Touristisch und wirtschaftlich wird vor allem die Stadt Zürich vom ESC profitieren. Die Auswirkungen auf den Rest des Kantons sind bescheiden. Wir sehen deshalb nicht ein, warum sich der Kanton beteiligen soll.»

Viele in der SVP störten sich zudem daran, dass der Anlass verpolitisiert worden sei, sagt Ledergerber. «Dies ist ein weiterer Grund, warum wir die Unterstützung ablehnen.»

Die diesjährige Ausgabe des ESC war in verschiedener Hinsicht politisch geprägt. So wurde etwa wegen dem Krieg in Gaza der Ausschluss der Israelischen Teilnehmerin gefordert. Nemo nutzte die mediale Aufmerksamkeit nach dem Sieg, um der nationale Debatte über ein drittes Geschlecht neuen Schub zu verleihen.

Auch die SVP der Stadt Zürich kritisiert die Höhe der staatlichen Unterstützung. «Wir sehen durchaus, dass der ESC für unsere Stadt eine Chance ist», sagt Susanne Brunner, die neue Co-Präsidentin der Partei. «Das Gewerbe, die Restaurants und die Hotels werden profitieren.»

Zürich sei mit seiner Infrastruktur und seiner internationalen Verkehrsanbindung bestens geeignet für den Anlass. «Doch die 20 Millionen Franken, welche die Stadt zur Verfügung stellen soll, erscheinen uns ein sehr hoher Betrag zu sein.» Die Partei werde die Finanzierung nicht unbedingt per se ablehnen, «aber über die Höhe müssen wir im Parlament auf jeden Fall sprechen», sagt Brunner.

Hitzige Diskussionen im Gemeinderat

Die Frage, ob sich die Stadt Zürich für den ESC bewerben solle, war in den Wochen seit Nemos Sieg in Malmö immer wieder Thema im Zürcher Stadtparlament. In je einem Postulat haben sich die Fraktion von FDP und der Mitte/EVP, sowie SP und GLP dafür ausgesprochen – allerdings mit unterschiedlichen Begründungen.

Während FDP und Mitte/EVP vor allem mit der passenden Infrastruktur argumentierten und den durch den ESC erwarteten Werbeeffekt hervorhoben, erhofften sich SP und GLP auch Aufwind für ein politisches Anliegen. Nämlich den von Nemo geforderten neutralen Geschlechtseintrag.

Diese politische Färbung stiess der SVP-Fraktion sauer auf. Mit dem ursprünglichen «Concours d’Eurovision» habe das nichts mehr zu tun, sagte Sebastian Zopfi. Zürich sei nicht auf die Werbeeffekte als ESC-Austragungs-Ort angewiesen. Hierzu fänden schon genügend Grossanlässe statt, etwa die Pride, die Street Parade oder das Züri-Fäscht. Zürich solle deshalb einer kleineren Stadt mit einer kleineren queeren Szene den Vortritt lassen.

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