Der Schweizer Telekomkonzern kann seine Milliardenübernahme in Italien erstaunlich schnell und geräuschlos vollziehen.
Grosse Akquisitionen sind für Firmenchefs ein zweischneidiges Schwert: Der sprunghafte Zuwachs steigert zwar die eigene Geltung – und meist auch das Salär. Doch die Erfahrung zeigt auch, dass solche Übernahmen fast immer zu unvorhergesehenen Problemen führen. Im Vorfeld kommt es zu Widerständen bei Aktionären, Mitarbeitern oder Wettbewerbsbehörden. Und bei der Integration des Kaufobjekts erweisen sich die Kosten dann als höher und die Synergien als kleiner als erwartet.
Bei der teilstaatlichen Swisscom, die sich für acht Milliarden Euro den Mobilfunkanbieter Vodafone Italia einverleibt, gibt es eine zusätzliche Dimension: die Politik, die auch ein Wörtchen mitreden will.
Doch dem Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann ist es gelungen, die Grossübernahme in Italien erstaunlich schnell und geräuschlos über die Bühne zu bringen. Nur die SVP meldete kurz Bedenken an, doch das war eher ein Signal an die eigene Basis als ernsthafter Widerstand. In der reinen SVP-Lehre ist es nun einmal nicht vorgesehen, dass sich Schweizer mit Ausländern zusammentun.
Im Februar wurden die Übernahmepläne der Swisscom durch einen Leak bekannt, noch vor Vertragsabschluss. Die Swisscom brauchte nach Unterzeichnung des Deals auch noch grünes Licht der italienischen Behörden, die nicht im Ruf stehen, besonders schnell zu agieren. Trotzdem kann Swisscom jetzt die Übernahme von Vodafone Italia bereits vollziehen: Das ist ein grosser Erfolg für Christoph Aeschlimann.
Natürlich muss Swisscom nun Vodafone Italia noch mit der eigenen Italien-Tochter Fastweb verschmelzen, ein Prozess, bei dem theoretisch viel schieflaufen kann.
Doch betriebswirtschaftlich spricht so viel für das Zusammengehen, dass dieses vergleichsweise risikoarm scheint. Swisscom ist seit 2007 im italienischen Markt tätig und hat dort ihr Lehrgeld bereits bezahlt. Die beiden Firmen sind weitgehend komplementär und bringen Festnetzgeschäft und Mobilfunk unter ein Dach. Mit solchen Bündelangeboten ist Swisscom ja auch in der Schweiz erfolgreich. Zweifellos werden ihr diese helfen, die italienischen Kunden ebenfalls besser an sich zu binden.
Die Swisscom profitiert künftig nicht nur von Grössenvorteilen, sondern auch vom Verschwinden eines Konkurrenten im umkämpften italienischen Telekommarkt. Und ihre Aktionäre sehen sicher bereitwillig über die Integrationskosten hinweg, wenn Swisscom nur schon wie angekündet für das Geschäftsjahr 2025 die Dividende erhöht.