Der Täter drang mitten in der Nacht in die Residenz des Gouverneurs von Pennsylvania ein und stiftete einen grösseren Brand, während die Familie schlief. Die Strafanzeige lautet auf versuchten Mord und Terrorismus.
Mit einem Hammer schlug ein Mann in den frühen Morgenstunden am Sonntag ein Fenster ein und warf den ersten Molotowcocktail ins Haus der Familie Shapiro in Harrisburg. Danach brach er mit derselben Methode durch ein anderes Fenster ein und verursachte mit zwei weiteren Molotowcocktails einen Brand, der laut der Polizei «bedeutenden Schaden» anrichtete. Noch während des Anschlags suchten alarmierte Polizeibeamte auf dem Gelände nach dem Eindringling. Doch dieser ging enorm schnell vor und konnte flüchten. Ein Überwachungsvideo zeigte den genauen Tathergang und lieferte Bilder des Täters, der eine auffällige Jacke trug.
Die Familie Shapiro bemerkte von alledem nichts; das Ehepaar Josh und Lori Shapiro und ihre vier Kinder schliefen in einem anderen Teil des Hauses, als sie von der Polizei geweckt und aufgefordert wurden, das Gebäude sofort zu evakuieren.
Kurz danach verhaftete die Polizei einen Verdächtigen, der die Tat sogleich gestand. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei die Jacke des Täters sowie einen Benzinkanister. Die Staatsanwaltschaft des Bezirks Dauphin erstattete darauf Strafanzeige wegen versuchten Mordes, Brandstiftung, Einbruchs – und wegen Terrorismus. Der Täter ist 38 Jahre alt und kommt aus der Gegend von Harrisburg. Auf Social Media kursieren Bilder, auf denen er sich mit Schusswaffen in Pose wirft, und ein Post, der Präsident Joe Biden als «Müll» beschimpft. In einem anderen Post bezeichnet er sich als «registrierten Sozialisten».
Ein Demokrat mit Zukunft
Gouverneur Shapiro hielt am Sonntag eine emotionale Pressekonferenz vor der verkohlten und stark beschädigten Residenz. Er sprach von einem «gezielten Angriff» in der Nacht, nachdem die jüdische Familie das Pessachfest mit einem Sedermahl gefeiert hatte. Shapiro hatte am Abend vor dem Anschlag ein Bild des gedeckten Tisches gepostet und seinen Followern ein frohes Pessachfest gewünscht. Nun sagte er vor den Medien: «Niemand wird mich oder meine Familie davon abhalten, unseren Glauben offen und stolz zu zelebrieren.» Zur antisemitischen Gewalt sagte der Gouverneur: «Das muss aufhören. Wir müssen besser sein als das.»
From the Shapiro family’s Seder table to yours, happy Passover and Chag Pesach Sameach! pic.twitter.com/2II1Id1W23
— Governor Josh Shapiro (@GovernorShapiro) April 12, 2025
Der 51-jährige Demokrat ist seit 2022 Gouverneur von Pennsylvania und gilt als Shootingstar der Demokratischen Partei. Vergangenes Jahr war er als Vizepräsident von Kamala Harris im Gespräch, bevor sie sich für den Gouverneur aus Minnesota, Tim Waltz, als «running mate» entschied. Shapiro gilt als möglicher Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2028. Er habe mit dem FBI-Direktor Kash Patel telefoniert, sagte Shapiro. Dieser habe ihm Hilfe durch die Bundespolizei und das Justizministerium angeboten. Präsident Trump wollte auf Anfrage amerikanischer Medien am Sonntag keine Stellung zur Tat nehmen. Vizepräsident Vance verurteilte den Anschlag auf der Plattform X.
Politische Gewalt hat gemäss dem «US Crisis Monitor» trotz der Polarisierung der Parteien statistisch in den USA nicht zugenommen, auch wenn einzelne Taten besorgniserregend sind. Das Attentat auf Donald Trump während eines Wahlkampfauftritts in Butler, Pennsylvania, das einen Toten forderte, fand bloss 200 Meilen vom jetzigen Tatort in Harrisburg statt.
Die antisemitische Gewalt hat hingegen in den vergangenen Jahren laut der jüdischen Bürgerrechtsorganisation Anti Defamation League deutlich zugenommen und hat nach dem Hamas-Massaker an israelischen Zivilisten am 7. Oktober 2023 sprunghaft zugenommen, wobei vor allem verbale Attacken an amerikanischen Universitäten vermehrt registriert wurden. Die Motive des mutmasslichen Täter im Brandanschlag sind der Polizei noch unbekannt.