Dienstag, November 26

Zum ersten Mal seit 25 Jahren wurde der Vogel des Jahres nicht von Experten gekürt. Mit dem Rotkehlchen hat ein Vogel gewonnen, den jeder selbst ganz einfach beobachten kann.

Am Morgen ist das Rotkehlchen einer der ersten singenden Vögel, die ihr Lied anstimmen, und am Abend einer der letzten, die damit aufhören. Auch im Herbst und an sonnigen Wintertagen hört man die – weiblichen und männlichen – Rotkehlchen singen.

Unter anderem mit ihrem Gesang haben sie auch die Schweizer Bevölkerung überzeugt. Das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres 2025. Erstmals wurde der Sieger nicht durch ein Expertengremium bestimmt, sondern – wie es sich in der Schweiz gehört – durch eine öffentliche Abstimmung. 12 000 Personen haben mitgemacht, wie Birdlife Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt.

Dabei haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine aussergewöhnliche Wahl getroffen, sondern eine sehr gewöhnliche. Das Rotkehlchen ist einer der häufigsten Brutvögel der Schweiz. Es besiedelt nicht nur Wald und Feldgehölze, sondern auch den Siedlungsraum. Es ist ein uns sehr vertrauter Nachbar.

Ein Begleiter während des ganzen Jahres

Man erkennt das Rotkehlchen sofort, wenn es einem begegnet. Es hat einen orangeroten Brustfleck, eine runde Gestalt und dunkle Knopfaugen. Neugierig und vertrauensvoll rückt es an uns heran und beobachtet uns oft aus kurzer Distanz. Nicht ganz uneigennützig, wie Birdlife betont. Denn wo der Mensch gärtnert, fällt vielleicht ein Wurm ab, und wo er spazieren geht, scheucht er vielleicht ein Insekt auf.

Das Rotkehlchen begleitet uns das ganze Jahr über. Zwar ziehen im Herbst die meisten der hier heimischen Rotkehlchen laut Birdlife in den Mittelmeerraum in wärmere Gefilde. Gleichzeitig kämen jedoch andere Artgenossen aus nördlicheren Gegenden in die Schweiz, um hier den Winter zu verbringen.

Der Vogel macht sich auch akustisch gut bemerkbar. Sein klarer und melodiöser Gesang wird oft als perlend und manchmal als etwas melancholisch empfunden. Laut Birdlife besteht er aus einer Vielzahl von Motiven und ist charakterisiert durch viele klare, hohe Töne, die mit tieferen Elementen durchmischt werden. So entstehe ein abwechslungsreicher, «jazziger» Rhythmus. Mit dem Gesang verteidigen die Rotkehlchen ihr Futterrevier. Sicherlich ist der Gesang auch ein Vorteil, wenn man eine Wahl gewinnen muss.

Die Brutzeit beginnt bei den Rotkehlchen Ende März. Das Nest aus Moos, Blättern und Halmen findet sich laut Birdlife meist gut getarnt am Boden, etwa unter einem Busch oder in einem Wurzelstock versteckt. Ihren Nachwuchs füttern sie mit Insekten, Spinnen und Würmern. Im Herbst und Winter gibt es zudem Beeren und Samen.

Um die Rotkehlchen im eigenen Garten zu unterstützen, sind dichte Hecken mit ausgeprägtem Unterwuchs oder dornenreiche Büsche ideal. Diese würden nicht nur Nistplätze bieten, sondern auch vor Katzen schützen. Im Herbst seien gerade beerentragende Büsche wie etwa Holunder, Vogelbeere oder Pfaffenhütchen bei Rotkehlchen sehr begehrt.

Aufmerksamkeit für Natur im Siedlungsraum

Durchgesetzt hat sich das Rotkehlchen bei der Wahl mit einem Viertel der Stimmen. Knapp dahinter lagen die Schwanzmeise (23 Prozent), der Grünspecht (20 Prozent) und der Kleiber (19 Prozent). Die Mönchsgrasmücke erhielt 13 Prozent der Stimmen. Es sind alles Vögel, die von der Bevölkerung selbst beobachtet werden können.

Dies im Gegensatz zu anderen Jahren, in denen seltenere oder stark gefährdete Arten gekürt wurden. Laut Birdlife habe man dieses Jahr bewusst auf die Natur im Siedlungsraum aufmerksam machen wollen. Die Auswahl erfolge jeweils nach mehreren Kriterien, und auch die Abwechslung zwischen den Arten und Lebensräumen spiele dabei eine Rolle.

Man sei auf jeden Fall sehr zufrieden mit der hohen Zahl der Personen, die mitgemacht hätten. Ob es nächstes Jahr erneut eine Publikumswahl geben werde, könne man jedoch noch nicht sagen.

Wer mehr darüber wissen will, wie man Rotkehlchen oder andere Vogelarten unterstützen kann, findet auf der Website von Birdlife weiterführende Informationen.

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