Die Radikalkur am Red-Bull-Rennwagen hilft – Max Verstappen sichert sich im Formel-1-GP in Suzuka den ersten Sieg der Saison.

Das hatte was von Hilferuf, einer Mischung aus Frustration und Verzweiflung. Die Erkenntnis, mit dem Auto in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht konkurrenzfähig zu sein, drückte auf die Stimmung im erfolgsverwöhnten Team Red Bull. Die in den drei Trainingseinheiten in Suzuka gewonnenen Eindrücke lieferten die schmerzhafte Bestätigung, dass die Ingenieure den Mängeln des RB21 vor der Reise nach Japan noch nicht in erhofftem Umfang Herr geworden waren. Am technischen Rückstand auf das Gefährt des aktuellen Primus McLaren änderte sich nichts.

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Die Probleme sind hausgemacht. Auf der Suche nach immer mehr Abtrieb haben sie bei Red Bull bei der Konstruktion des Autos der Fahrbarkeit offensichtlich zu wenig Beachtung geschenkt. Dem schwierig zu lenkenden RB21 seine Launen auszutreiben, benötigt Zeit. Erschwert wird die Ursachenforschung, wie aus der Chefetage des Rennstalls zu hören ist, durch Daten aus dem Simulator, die in der realen Welt nicht für den gewünschten Effekt sorgen, ja sogar das Gegenteil bewirken.

Eine der besten Runden in Verstappens Karriere

Was also tun? Die Techniker entschieden sich für die «Radikalkur». «Fast alles am Auto» sei umgebaut worden, liess Teamchef Christian Horner vor dem Qualifying am Samstag verlauten. Es war offensichtlich ein Schritt in die richtige Richtung. Verstappen fühlte sich am Steuer wieder wohler, er fasste wieder Vertrauen in den Wagen – und war bei der Hatz nach dem besten Startplatz vollends in seinem Element.

Im Qualifying drehte er in der entscheidenden Phase eine Runde für die Geschichtsbücher, (auch) nach eigener Einschätzung eine der besten überhaupt in seiner Karriere. Die Basis war gelegt, um auch im Grand Prix zu reüssieren.

Verstappen behielt die Nase vorn. Er tat dies auf souveräne Art. Auf dem Weg zu seinem vierten Sieg am Stück in Suzuka spulte er das Pensum trotz einer Fahrt am Limit ohne Makel ab und bot seinen Gegnern keine Möglichkeit, ihn ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. In frühester Phase des Rennens baute er seinen Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Lando Norris im McLaren auf zwei Sekunden aus und hielt sich derart die direkte Konkurrenz in beruhigendem Ausmass vom Leib. Die Führungsposition musste er lediglich für kurze Zeit im Zuge des Zwischenhalts zum Reifenwechseln abgeben.

Sauber ohne Chance auf Punkte

Verstappen und mit ihm Norris und Oscar Piastri waren dem Rest des Feldes deutlich überlegen. Der Monegasse Charles Leclerc im Ferrari auf Platz 4 traf mit über 16 Sekunden Rückstand auf den Niederländer im Ziel ein. In einem Rennen ohne Ausfälle blieben die Fahrer des Teams Sauber ohne Chance auf ein zählbares Ergebnis. Der Deutsche Nico Hülkenberg und der Brasilianer Gabriel Bortoleto mussten sich mit den Rängen 16 und 19 bescheiden.

Verstappens Grand-Prix-Sieg Nummer 64 hat der Crew von Red Bull einen unverhofft erfreulichen Abstecher nach Japan beschert. Blenden lassen sich der Weltmeister und sein Gefolge selbstredend nicht. Die Farbe des Autos wechselt wohl wieder von Weiss auf Blau, an der Ausgangslage ändert sich aber nicht allzu viel. Die Leistungssteigerung des RB21 wird nach wie vor den Alltag in der Team-Basis in Milton Keynes in England bestimmen.

Das Weiss war als Hommage an den ersten Sieg eines Honda-Fahrers in der Formel 1 gedacht. Vor bald 60 Jahren hatte der Amerikaner Richie Ginther als Fahrer des damals eigenständigen Teams der Japaner den Grossen Preis von Mexiko gewonnen. Suzuka war für die Würdigung der perfekte Ort.

Die Verantwortlichen des Honda-Konzerns hatten den einer Acht nachempfundenen Rundkurs einst als Teststrecke für zivile Fahrzeuge gebaut. Zudem wars der letzte gemeinsame Auftritt von Red Bull und Honda im Grand Prix von Japan. Die Zusammenarbeit endet am Schluss dieser Saison.

Bei Red Bull werden sie auch deshalb alles Mögliche für die Weiterentwicklung des Autos tun, um Verstappen bei Laune zu halten. Sein Vertrag hat zwar auch für die kommenden drei Jahre Gültigkeit. Ohne Auto, das für den Kampf um den Weltmeister-Titel taugt, wird sich der Niederländer eine berufliche Veränderung jedoch mit Sicherheit vor Ablauf des Arbeitsverhältnisses überlegen. Verstappens Rufe nach Verbesserungen sind jedenfalls unüberhörbar.

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