Eigentlich läuft der Mietvertrag zwischen der Schlachtbetrieb Zürich AG und der Stadt noch bis 2029.

Das Ende des Schlachtbetriebs in der Stadt Zürich kommt früher als erwartet: Statt Ende 2029 stellt die Schlachtbetrieb Zürich AG (SBZ) ihre Tätigkeit neben dem Letzigrundstadion bereits Mitte nächsten Jahres ein.

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Der Entscheid sei einstimmig gefallen, sagt der Verwaltungsratspräsident Ronny Hornecker auf Anfrage der NZZ. In dem Gremium seien 80 Prozent der Aktienstimmen vertreten. Die Zustimmung der Generalversammlung ist somit reine Formsache.

Es bedeutet das definitive Aus für das Unternehmen.

Noch im letzten Winter war der Schlachtbetrieb auf der Suche nach einem Standort, der sich für einen Neubau hätte eignen können. Ende Februar hat der Verwaltungsrat die Reissleine gezogen. Der Verwaltungsratspräsident Ronny Hornecker sagt auf Anfrage der NZZ, für einen Neubau fehle die Trägerschaft. Der Schritt sei unumgänglich. «Nur so können wir einen Konkurs verhindern.»

Eine Firma mit «Ablaufdatum»

Der Entscheid der Stadt, das Schlachthofareal anderweitig zu nutzen, sei sozusagen der «Todesstoss» für den Schlachtbetrieb gewesen, sagt Hornecker. «Seither hatten wir ein Ablaufdatum.» Neue Kunden könne man so kaum akquirieren. Gleichzeitig fingen die bestehenden an, sich anderweitig zu orientieren.

Die Coop-Tochter Bell baue derzeit einen eigenen Rinderschlachthof in Oensingen. Allein dadurch verliert der Zürcher Betrieb 20 Prozent des Schlachtvolumens.

Hornecker befürchtet: Dieser Trend werde sich fortsetzen.

«Wenn wir schon nächstes Jahr den Schlussstrich ziehen, haben wir Zeit, die Firma sauber zu liquidieren», sagt Hornecker. Die 70 Mitarbeitenden seien informiert, für sie gebe es einen Sozialplan.

Noch unklar ist, wie die Stadt Zürich darauf reagiert, dass der Schlachtbetrieb den Mietvertrag dreieinhalb Jahre früher beenden will. Hornecker hofft auf Kulanz, sonst bleibe das Unternehmen auf den Mietkosten von über 800 000 Franken pro Jahr sitzen.

Die Stadt gibt sich auf Anfrage der NZZ zugeknöpft. Das Finanzdepartement verweist lediglich darauf, dass die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Schlachtbetrieb Alternativstandorte geprüft habe, die Firma aber an einem Umzug nicht interessiert gewesen sei.

Dem widerspricht Hornecker. Die Stadt habe zwar Vorschläge gemacht. Die Platzverhältnisse seien aber viel zu klein gewesen, um einen Bau zu realisieren, der auch nur ansatzweise mit dem jetzigen vergleichbar gewesen wäre. «Wenn man eine Fünfzimmerwohnung sucht und eine Einzimmerwohnung angeboten bekommt, dann ist es keine Frage des Interesses, wenn man ablehnt.»

Weniger Auswahl und längere Tiertransporte

Die beiden anderen Hauptmieter auf dem Schlachthofareal, die Angst AG und das Frischeparadies, wollen an ihren Verträgen mit der Stadt festhalten.

Im Gegensatz zum Frischeparadies, das vor allem mit Fisch und Meeresfrüchten handelt, ist die Angst AG nicht nur Nachbarin des Schlachtbetriebs, sondern auch Kundin. Pro Jahr bezieht die Metzgerei etwa 9000 Tonnen Fleisch vom Schlachthof. Das entspreche etwa 55 Prozent ihres Fleischvolumens, heisst es vonseiten der Angst AG.

Die unmittelbare Nachbarschaft bringe viele Vorteile, sagt ein Sprecher der Angst AG. Spontane Bestellungen seien bisher flexibel und unkompliziert möglich gewesen. Der Wegfall des Schlachtbetriebs werde die regionale Fleischproduktion erheblich einschränken, insbesondere für kleinere Betriebe. Zudem müssten die Schlachttiere von weiter her aufs Areal transportiert werden.

Weiter heisst es vonseiten der Angst AG, das Ende des Schlachthofs sei mit dem Beschluss des Stadtrats zwar absehbar. Dass der Schlachtbetrieb nun vorpresche und Mitte 2026 ersatzlos schliesse, halte man dennoch für verfrüht. Damit werde ein funktionierendes System mit einer modernen und gut erhaltenen Infrastruktur aufgegeben, obwohl die Zürcher Bevölkerung wachse und damit auch der Fleischkonsum zunehmen dürfte.

Rein von den Kapazitäten her gebe es auch ohne den Zürcher Betrieb genügend Schlachthöfe in der Schweiz, schreibt die Angst AG. Doch die Zahl moderner Schlachtbetriebe sei hierzulande relativ gering, insbesondere weil grössere Betriebe regional ungleich verteilt seien und oft nur eine Tiergattung verarbeiteten.

2,5 Millionen Franken «umsonst investiert»

Erst vor fünf Jahren wurde der Betrieb modernisiert und die Schlachtanlagen an die neusten gesetzlichen Normen angepasst. Zu jenem Zeitpunkt hatte der Stadtrat noch nicht definitiv entschieden, ob er die 2029 auslaufenden Verträge verlängert.

2022 war es dann so weit. Der Stadtrat teilte mit, dass er das Schlachthofareal zwar als Gewerbe- und Industriegebiet erhalten wolle, aber ohne einen Schlachtbetrieb. Damit böten sich mehr Möglichkeiten, das Areal zu nutzen und für das Quartier zu öffnen.

Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie kam zudem zu dem Schluss, dass der Schlachthof für die Versorgung der Stadt Zürich nicht entscheidend sei. Auch für die regionale Fleischproduktion sei der Verlust des Standorts in Zürich-West zu verkraften.

Hornecker sagt, der Entscheid der Stadt nur zwei Jahre nach der Modernisierung der Anlage sei ein schwerer Schlag gewesen. «De facto haben wir 2,5 Millionen Franken umsonst investiert.» Geld, das der Betrieb für einen neuen Standort hätte brauchen können.

Rund 270 000 Tiere lassen jedes Jahr ihr Leben im Schlachthof im Westen von Zürich. Hornecker sagt, der Zürcher Betrieb sei schweizweit der grösste, der so ausgerüstet sei, dass Schweine, Rinder, Kälber und Schafe geschlachtet werden könnten. Zudem sei er der einzige, der seine Kapazitäten verdoppeln könne. Das sei beispielsweise der Fall gewesen, als der Schlachthof in St. Gallen umgebaut worden sei. Damals sei der Betrieb in Zürich eingesprungen.

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