Mittwoch, März 19

Die Exekutive will den Vorwurf, in Zürich-West eine Chance zu verpassen, nicht auf sich sitzen lassen.

Bis zu 600 Wohnungen könnten auf dem 20 000 Quadratmeter grossen Josef-Areal zwischen Viadukt und Hardbrücke entstehen. Kostengünstig und zentral, auf stadteigenem Land. Mit dieser These und dem Slogan «Josef will wohnen» hat die IG Zentrum Hardbrücke – eine Gruppe aus Architekten und Planern – letzten Herbst für Aufsehen im Stadtparlament gesorgt. Der Vorwurf: Die Stadt habe Dienst nach Vorschrift geschoben und verschlafe eine Chance, gemeinnützigen Wohnraum zu schaffen.

In der Folge forderten AL, Grüne, GLP, SP und die Mitte/EVP-Fraktion in einem Vorstoss zusätzliche gemeinnützige Wohnungen auf dem Landstück neben der Josefwiese. Zudem solle die Josefstrasse vor dem Areal umgezont und in den Teil des Grün- und Freiraums integriert werden.

Auch der Stadtrat will das Areal, welches heute die Reste der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage und die einstige Zentralwäscherei beherbergt, entwickeln. Das Areal befindet sich nicht in einer Wohnzone, sondern in einer Zone für öffentliche Bauten und Anlagen. Derzeit wird es zwischengenutzt.

Stadt plant Alterswohnungen

Die Pläne der Exekutive sehen allerdings bloss 130 Wohneinheiten vor, allesamt Alterswohnungen.

Die Vorbereitungen laufen seit mehreren Jahren. Bis 2032 sollten nebst den Alterswohnungen ein Hallenbad, ein Gesundheitszentrum für das Alter, ein Werkhof sowie Quartierräume und ein zusätzlicher Park entstehen.

Josef-Areal

Doch bis auf dem Josef-Areal gewohnt werden kann, dürfte es nun länger dauern.

Wie der Stadtrat am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt, will er prüfen, ob die im Vorstoss aufgeführten Forderungen auf dem Josef-Areal umsetzbar seien. Denn die geforderten zusätzlichen Wohnungen entsprächen etwa der Grössenordnung, die auf dem Koch-Areal geplant sei. Sprich: Wohnraum für 900 Personen.

Gleichzeitig soll aber auch an den bereits ins Auge gefassten Nutzungen festgehalten werden. «Die aktuelle Planung basiert auf einem breit abgestützten Mitwirkungsverfahren, welches viele Wünsche der Quartierbevölkerung berücksichtigt», erklärt Meret Peter, Leiterin Kommunikation beim Amt für Städtebau. Dem müsse Rechnung getragen werden.

Als Erstes seien deshalb umfangreiche Abklärungen und ein «zielführendes, qualitätssicherndes Verfahren mit Mitwirkung notwendig», heisst es in der Mitteilung. Auch um zu prüfen, ob die Forderungen des Parlaments umsetzbar seien.

Wie lange diese zusätzliche Planungsschlaufe dauern werde, könne man noch nicht abschätzen, sagt Peter. «Wir gehen von etwa vier Jahren aus, je nach Verlauf der Abklärungen.» Die für dieses Jahr geplanten Architekturwettbewerbe bleiben sistiert, bis alles geprüft wurde.

Wohnraum braucht Infrastruktur

Die vom Parlament vorgebrachten zusätzlichen Wünsche für das Josef-Areal könnten nicht von einem Tag auf den anderen in das bestehende Entwicklungskonzept integriert werden, sagt Peter.

«Wir sprechen hier von einer enormen zusätzlichen Verdichtung», sagt sie. Und das auf einem Areal, welches gemäss den bisherigen Plänen bereits sehr verdichtet sei.

Entsprechend sei beispielsweise Hitzeminderung ein grosses Thema. «Die Josefwiese ist zwar gross, aber sie ist bereits jetzt sehr stark genutzt», sagt Peter. Wenn nun 900 zusätzliche Quartierbewohnerinnen und -bewohner dazukämen, brauche es zwingend mehr Grünraum.

Zudem sei die Stadt verpflichtet, nebst Wohnraum auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Man dürfe deshalb nicht nur an zusätzliche Wohnungen denken, sondern auch an alles, was Wohnraum und Bewohner mit sich bringen und brauchen.

Beispielsweise den erforderlichen Schulraum. Schliesslich werde im Trendquartier Zürich-West auch sonst viel gebaut. Etwa die rund 200 neuen Wohnungen über dem Tramdepot Hard beim Escher-Wyss-Platz.

Auch die Verkehrsplanung müsse erneut angeschaut werden, weil der Vorstoss im Parlament vorsieht, dass ein Teil der Josefstrasse als Freiraum genutzt wird.

Es sei deshalb wichtig, jetzt gründliche Abklärungen an die Hand zu nehmen und zu prüfen, was auf dem Josef-Areal an zusätzlichem Wohnraum möglich sei. Die räumliche Gliederung und verträgliche Dichte, die Freiräume und die Nutzungsverteilung, der Lärmschutz sowie die angemessene Höhe der Gebäude müssten nochmals angeschaut werden.

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