Freitag, Januar 31

Deutschlands grösste Bank blickt auf ein gemischtes Jahr 2024 zurück. Rechtsstreitigkeiten haben für einen Gewinneinbruch gesorgt. In diesem Jahr soll es besser werden. Doch die amerikanischen Konkurrenten sind dem deutschen Branchenprimus längst enteilt.

Altlasten und Rechtsrisiken haben der Deutschen Bank das Ergebnis für das Jahr 2024 verhagelt. Der Vorsteuergewinn von Deutschlands grössten Geldhaus sank im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Ohne die Berücksichtigung der genannten Sondereffekte wäre ein Vorsteuergewinn von 7,9 Milliarden Euro entstanden. Damit schnitt das Institut schlechter ab als es Finanzanalytiker erwartet hatten.

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Hohe Kosten durch Rechtsrisiken

Die Sondereffekte über insgesamt 1,7 Milliarden Euro resultierten vor allem auf höheren Entschädigungen für frühere Postbank-Aktionäre über rund 900 Millionen Euro. Im Rahmen der Übernahme der Postbank vor mehr als einem Jahrzehnt war es zu einem Rechtsstreit um die Höhe des Übernahmepreises gekommen. Diese hatte sich bis ins vergangene Jahr gezogen. Darüber hinaus schlugen Rechtsrisiken in Polen im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten negativ zu Buche. Dafür legte die Bank im Dezember 300 Millionen Euro zurück. Zu weiteren Rechtskosten machte die Bank keine Angabe.

Konzernchef Christian Sewing konstatierte dennoch: «2024 ist ein wichtiges Jahr gewesen». Das starke und steigende operative Ergebnis spiegele die erfolgreiche Transformation der vergangenen Jahre. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Bank erhöht die Dividende von 45 auf 68 Cent pro Aktie und plant einen neuen Aktienrückkauf in Höhe von 750 Millionen Euro. Dieser ist von der Aufsicht bereits genehmigt.

In der Tat hat sich die Deutsche Bank nach einer früheren existenziellen Krise in den vergangenen Jahren gut entwickelt; viele ausgegebene Ziele hat das Management nach und nach erreicht. Dennoch kommt es immer wieder zu Rückschlägen. So will die Bank eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 10 Prozent erreichen. 2024 kam das Institut aufgrund der Sondereinflüsse auf nicht einmal die Hälfte.

Die Deutsche Bank unterhält noch vier Geschäftsbereiche, das Investment Banking, die Unternehmensbank, die Privatkundenbank und das Asset Management unter der Marke DWS. Der Vorsteuergewinn dieser vier Einheiten ist weiterhin sehr unterschiedlich. Aus dem Investment Banking kam mit 3,3 Milliarden Euro fast die Hälfte des Vorsteuergewinns. Die Unternehmensbank schaffte 2,1 Milliarden Euro. Dagegen fallen die Privatkundenbank mit 1,2 Milliarden und vor allem das Asset Management mit 600 Millionen Euro eindeutig ab.

Grosser Rückstand auf US-Banken

Der Jahresgewinn von gut 5,3 Milliarden Euro zeigt auch, wie sehr die Deutsche Bank hinter ihren amerikanischen Pendants zurückliegt. Der Banken-Riese JP Morgan hat beispielsweise vor kurzem einen Nettogewinn von umgerechnet rund 55 Milliarden Euro bekanntgegeben. Das Institut verdient also in gut einem Monat fast so viel wie die Deutsche Bank im gesamten Geschäftsjahr.

Zwar ist JP Morgen auch aus amerikanischer Sicht ein Ausreisser nach oben, doch die anderen Grossbanken der Vereinigten Staaten – von Bank of America und Wells Fargo bis hin zu Goldman Sachs und Morgan Stanley – erzielen ebenfalls den etwa zwei bis fünffachen Gewinn der Deutschen Bank. Allerdings gibt es auch bei diesen Instituten jeweils positive und negative Sondereffekte. Beobachter fürchten jedoch, dass der Abstand zwischen amerikanischen Instituten und der Deutschen Bank sich sogar noch vergrössern könnte. So investiert zum Beispiel JP Morgan gut 15 Milliarden Euro in die Verbesserung der IT.

Investoren schauen zudem immer wieder kritisch auf die Kosten der Deutschen Bank. Im vergangenen Jahr machten sie weiterhin hohe 76 Prozent der Erträge aus, was sogar einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr entsprach. Auf diese Kosten-Ertrags-Relation wird in der Branche stark geachtet. Sewing kassierte auch die Ziele für das Jahr 2025, was den Investoren missfallen dürfte. Die Quote soll nun nicht mehr wie bisher «weniger als 62,5 Prozent», sondern nur noch «weniger als 65 Prozent» betragen. Das Institut hat insgesamt knapp 90 000 Mitarbeiter und damit wieder deutlich mehr als vor Jahren angestrebt.

Sewing für 2025 optimistisch

Für 2025 ist der Vorstand sehr optimistisch. Auf der Medienkonferenz sprach Sewing von einem starken Start in Jahr. Die Bank will bis Ende Dezember die Erträge von 30,1 auf 32 Milliarden Euro steigern und endlich eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent erreichen. Zudem plant das Institut, weitere Marktanteile zu gewinnen. Die Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite soll zugleich wieder sinken.

An der Börse gaben die Titel der Bank bis zum Mittag in einem positiven Umfeld um gut 3 Prozent nach. Allerdings ist der Aktienkurs in den vergangenen zwölf Monaten auch um rund 60 Prozent gestiegen.

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