Montag, September 30

Mehr als zehn Prozent eingebüsst haben auch Kurse von deutschen Unternehmen mit starkem Geschäftsmodell und Perspektive. Wir stellen fünf solide Titel vor.

Es sei jedem Anleger verziehen, der nach diesem Montag, dem 5. August nicht an den Kauf von Aktien denken mag. Der Dax fiel zeitweise auf 17’024 Punkte, ein Tagesminus von 3,6%. Auch nachdem der Index zum Schluss des offiziellen Handels die Hälfte davon aufgeholt hatte, war das Niveau fast 8% niedriger als vor etwas weniger als einem Monat. Damals, am 12. Juli, hatte der Leitindex 18’779 Zähler erreicht. Mitte Mai hatte er sogar nochmals 100 Punkte höher gestanden.

Viele Aktienkurse sind deutlich stärker gefallen als der Dax. Unter ihnen sind auch Titel von Unternehmen, die eine starke Marktposition und langfristig gute Geschäftsaussichten besitzen. Es ist noch nicht nötig, beim Kauf grosse Eile an den Tag zu legen. Schliesslich weiss niemand, wie weit abwärts die Börsenkorrektur den Markt noch führt. Spätestens aber wenn sich die Kursschwankungen etwas beruhigen, sollten Anleger abgestrafte Langfristgewinner in den Blick nehmen.

The Market stellt fünf aussichtsreiche Werte vor, deren Kurse seit dem jeweiligen Höchstwert des Jahres 2024 mehr als 10% gefallen sind.

Deutsche Post DHL: -20%

Die bis vor Kurzem noch als Deutsche Post DHL bekannte DHL Group überzeugt mit einer Free-Cashflow-Rendite von 7,7%. Diese und andere Merkmale brachten Ihr einen der sieben Plätze in einer Auswahl von Qualitätsaktien ein, die The Market am 23. Juli vorstellte. Bei Erscheinen lag der DHL-Kurs bereits 10% unter den mehr als 45 € vom Jahresende 2023; heute beträgt das Kursminus von 2024 gar 20%.

DHL-Finanzchefin Melanie Kreis hat vergangene Woche die Jahresprognose bekräftigt und erwartet weiter ein Ebit zwischen 6 Mrd. und 6,6 Mrd. €. Die verkündeten Sparmassnahmen und die neuen Preisaufschlägen in der Hochsaison sollten es dem Unternehmen erlauben, das untere Ende der Prognosespanne zu erreichen.

Die Bewertung wirkt günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis anhand des für 2024 geschätzten Gewinns ist auf 11 gefallen. Die (ebenfalls für 2024) geschätzte Dividendenrendite beträgt mehr als 5%.

Designsoftwarespezialist Nemetschek: -15%

Den Anbieter von 3D-Designsoftware für Architekten oder Schöpfer von Videospielen Nemetschek stellte The Market Anfang Mai vor, als der Kurs bei 83 € stand. Danach kletterte er weiter bis auf ein Hoch von 97.80 € am 6. Juni. Im Tech-Kursrutsch seit Anfang Juli haben die Aktien den Gewinn vollständig abgegeben. Sie liegen nun bei 84 €, rund 15% unter ihrem Jahreshoch.

Dabei läuft das Geschäft weiterhin gut. Nemetschek hat am 31. Juli mitgeteilt, dass der Umsatz im zweiten Quartal 9,7% auf 228 Mio. € gestiegen ist. Das Ebitda nahm 9,5% auf 61 Mio. € zu. Bei Bloomberg erfasste Analysten hatten für das zweite Quartal allerdings mit einem höheren Ebitda von 68 Mio. € gerechnet. Belastend wirkten Einmalkosten für M&A-Aktivitäten. Bereinigt um die akquisitionsbedingten Einmalkosten lag die Ebitda-Marge bei 29,4%. Analysten hatten 29,7% prognostiziert. Die konzernweite Umstellung vom Lizenzverkauf auf Subskription und «Software as a Service» laufe erfolgreich. Das Subskriptionsgeschäft wuchs im zweiten Quartal 83% auf 125 Mio. €. Nemetschek hatte bereits am 24. Juli die Prognose für das Umsatzwachstum im Jahr 2024 auf 10 bis 11% angehoben.

Wegen des starken Wachstums und der üppigen Profitabilität waren die Aktien selten günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 44 für 2024 liegt in der Nähe des Durchschnitts der vergangenen zehn Jahre. Anleger bekommen dafür einen Marktführer in einer schnell wachsenden Nische.

Profi-Küchengerätefabrikant Rational: -12%

Zusammen mit Nemetschek hatte The Market Anfang Mai auch Rational analysiert. Der Kurs des Küchengeräteherstellers lag bei 780 €, schon damals deutlich unter dem Jahreshoch von 843 € von Ende März. Seitdem sank er weiter auf 757 €, 15% unter dem Höchsstand von 2024.

Die Bayern sind eines der wenigen Unternehmen, die vom Fachkräftemangel profitieren. Denn die Kochgeräte können dank ausgeklügelter Steuerungssysteme auch von wenig kochkundigem Personal in Kantinen und Restaurants eingesetzt werden.

Am Dienstag hat Rational den Bericht für das zweite Quartal vorgelegt. Der Hersteller von Gross- und Industrieküchengeräten hat den Umsatz zum Vorjahresquartal 6% gesteigert auf 295 Mio. €. Das Ebit kletterte 12% auf 78 Mio. €, bei einer Marge von 26,4%. Das Unternehmen bestätigte die Jahresprognose für ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich und einer Ebit-Marge leicht über dem Vorjahr.

Angesichts der beeindruckenden Wertsteigerung der vergangenen mehr als zehn Jahre ist Rational derzeit eher günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35 für 2024 liegt deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 44. Ausser den Wachstumschancen bieten die Aktien die Aussicht auf eine Dividendenrendite von 1,9%.

Rüstungskonzern Rheinmetall: -15%

Wenige andere Unternehmen erleben derzeit einen solchen Anstieg der Bestellungen wie Rheinmetall. Im zweiten Quartal hat sich der Betriebsgewinn auf 271 Mio. € mehr als verdoppelt, teilten die Düsseldorfer vorab am 24. Juli mit. Am 8. August folgt der detaillierte Quartalsbericht. Die zu bearbeitenden Aufträge lagen schon zum ersten Quartal bei 38 Mrd. €, fast dem Vierfachen des für 2024 in Aussicht gestellten Umsatzes.

Als The Market das Unternehmen Mitte April analysierte, war der Kurs schon mehr als 10% unter das Jahreshoch von 571 € gefallen. Mittlerweile liegt er 15% darunter bei 483 €. Dabei hat sich die Sicherheitslage in Europa seither nicht beruhigt. Die Ukraine kämpft weiterhin gegen die russischen Invasoren, in Nahost eskaliert der Konflikt. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Regierungen in den kommenden Jahren bei den Verteidigungsausgaben sparen können, eher herrscht Nachholbedarf.

Die Bewertung ist deutlich gesunken: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 für 2024 liegt unter dem Niveau von mehr als 25 von Anfang April. Anleger können mit 1,6% Dividendenrendite kalkulieren.

Rückversicherer Münchener Rück: -10%

Im Angebot sind derzeit die Aktien der Münchener Rück. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 11,4. Dazu gibt es die Aussicht auf eine auskömmliche Dividendenrendite von fast 4%.

Am 8. August wird CEO Joachim Wenning den Halbjahresbeicht präsentieren. Für das Gesamtjahr hat er einen Nachsteuergewinn von 5 Mrd. € in Aussicht gestellt, nach 4,6 Mrd. € im Vorjahr. Die Analysten sagen sogar 5,2 Mrd. € voraus.

Es ist durchaus möglich, dass die fünf genannten Unternehmen in einigen Tagen oder Wochen nochmals günstiger zu kaufen sein werden. Sogar recht wahrscheinlich ist jedoch, dass die Kurse in zwei oder drei Jahren deutlich höher stehen werden als heute.

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