Samstag, September 28

Gegen Schottland hatte Deutschland leichtes Spiel. Der Nationaltrainer Nagelsmann will das Ergebnis nicht zu hoch bewerten.

5:1 gegen Schottland? «Das hätte ich so vor dem Turnier unterschrieben», sagte Deutschlands Nationaltrainer Julian Nagelsmann, nachdem das Auftaktspiel seines Teams mit eben diesem Ergebnis zu Ende gegangen war. Der Endstand ist ein erster Schritt, der der Mannschaft einiges von dem Erwartungsdruck nahm, der auf ihr lastete. Ein Match, der zeigt, dass sie in der Lage ist, mit dieser Situation umzugehen. Nach monatelangen Spekulationen, wie es wirklich um dieses Team bestellt ist, gibt es nun zumindest ein erstes Indiz.

Wirtz und Musiala werden gefeiert

Nagelsmann rühmte nach dem Spiel die Mentalität der Mannschaft. Er machte dies fest an der grossen Verärgerung wegen des Gegentors, das das Team hatte hinnehmen müssen. Nicht die Schotten trafen beim Stand von 4:0 für die Deutschen, sondern der Innenverteidiger Antonio Rüdiger per Kopf, als er versuchte, zu klären.

Für einmal scheint sie weggeblasen, die Skepsis gegenüber dieser Nationalmannschaft. Die Diskussionen, die es zuvor gab, sind verstummt. Das lag vor allem an zwei jungen Offensivkräften: Jamal Musiala und Florian Wirtz. Musiala, der beim FC Bayern unter Vertrag steht, und Wirtz, der einen massgeblichen Anteil am Titelgewinn Bayer Leverkusens hat, sorgten schnell dafür, dass Ruhe ins deutsche Spiel einkehrte. Die beiden erzielten das 1:0 und das 2:0. Die Begeisterung über ihren Auftritt war derart gross, dass der «Spiegel» gar von der «Schönheit der Jugend» schwärmte.

Als der gerade 21-jährige Musiala, prompt zum «Man of the Match» gekürt, von einem Reporter gefragt wurde, ob er das Spiel seines Lebens gemacht habe, sagte er: «Das kann man so sagen.» Das bestätigten auch allerhand Statistiken, etwa jene, dass Musiala 100 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler gebracht habe. Beim Rückkehrer Toni Kroos, bis zuletzt Stratege von Real Madrid, waren es immerhin noch 99 Prozent. Unglaublich , er habe tatsächlich einen Fehlpass gespielt, hiess es hinterher mit einer milden ironischen Note.

Kroos hatte viel Freiraum

All diese Superlative angesichts eines tatsächlich überzeugenden Auftaktsieges lassen ausser acht, dass die Schotten wirklich keine Prüfung waren. Ein Torwartfehler ermöglichte die Führung, etwas mehr als eine Halbzeit mussten die Schotten mit zehn Mann auskommen, weil einer ihrer Abwehrspieler zu robust eingestiegen war.

Hinzu kam eine gewisse Naivität im Umgang mit dem durchaus hochklassig besetzten Gegner. Die Schotten fanden schlicht und ergreifend keine Möglichkeit, Toni Kroos entscheidend zu stören. Auch alle möglichen Abnehmer seiner Pässe hatten den Freiraum, über den sich jeder Fussballer freut.

Kroos, sechsmaliger Champions-League-Sieger, war abgeklärt genug, um sich vom Endergebnis nicht blenden zu lassen. Der Gegner sei «nicht in Topform» gewesen, erklärte Kroos. Eine durchaus charmante Beschreibung für eine vollends überforderte Mannschaft. Trainer Nagelsmann hatte ebenso wie sein Spielgestalter keine Mühe, das Ergebnis entsprechend einzuordnen: «Ich glaube, es macht wenig Sinn, jetzt zu viel zu bremsen, sondern wir müssen das gut einordnen, dass wir wissen, wir haben ein Spiel gewonnen.»

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