Donnerstag, Januar 9

Der französische Rekord-Nationaltrainer gibt seinen Posten nach der Fussball-WM 2026 ab. Damit ist der Weg frei für einen, der schon lange auf Deschamps’ Demission wartet.

So schnörkellos, wie er gecoacht hat, hat Didier Deschamps den Franzosen am Mittwoch seinen Abschied als Trainer des französischen Fussball-Nationalteams erklärt: «Es endet, weil es irgendwann enden muss.» Deschamps wird seinen Posten nach der WM 2026 abgeben.

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«Man muss auch ‹Stopp› sagen können», präzisierte er in einem Interview mit dem Fernsehsender TF1, das er bei einem Auftritt mit Brigitte Macron zugunsten eines Wohltätigkeitsprogramms gab: «Es gibt ein Leben danach, ich weiss noch nicht, wie es aussehen wird, aber es wird bestimmt auch sehr gut.» Die First Lady wie die Moderatorin reagierten verdutzt – die ungeplante, nicht abgesprochene Ankündigung Deschamps’ überraschte sie offenbar ebenso sehr wie die Fans.

Didier Deschamps réagit à son futur départ  de l'équipe de France

So erfolgreich wie Deschamps war kein anderer

Die Ära, die damit endet, ist nicht einfach irgendeine. Deschamps ist Frankreichs am längsten beschäftigter Auswahltrainer seit dem Zweiten Weltkrieg. Seine 14 Jahre als Nationalcoach (2012–2026) finden eine zeitgenössische Entsprechung allenfalls in der noch ein Jahr länger währenden Verweildauer des Deutschen Joachim Löw (2006–2021). Beide wurden mit ihren Teams Weltmeister (Deschamps 2018, Löw 2014), beide scheiterten an Europameisterschaften erst im Final (Deschamps 2016, Löw 2008). Der Franzose addierte dazu aber einen weiteren WM-Finaleinzug (2022) sowie einen Sieg in der Nations League (2021). Die letztgenannten Turniere kann er auf seiner verbleibenden Ehrenrunde noch ein zweites Mal gewinnen.

Für seine Exploits konnte Deschamps immer auf ein hochbegabtes Kader zählen. Doch über ein solches verfügten auch seine Vorgänger wie Raymond Domenech oder Laurent Blanc. Sie schafften es allerdings nicht, aus den Spielern ein dauerhaft harmonisches Team zu formen.

Wie gekonnt und geradlinig Deschamps selbst brisante Affären um Spieler wie Karim Benzema, Paul Pogba oder Kylian Mbappé moderierte, wurde ihm besonders im Verband, aber auch in der Öffentlichkeit stets hoch angerechnet. Dafür verzieh ihm das Publikum auch den meist wenig schillernden Fussball der Équipe Tricolore. Nach dem Halbfinal-Aus an der vergangenen EM mit nur vier Toren in sechs Spielen regte sich allerdings zunehmend Fundamentalkritik. Im Herbst mögen dann der Rücktritt seines Schlüsselspielers Antoine Griezmann und der Wirbel um die Absenzen von Mbappé eine gewisse Amtsmüdigkeit des 56-jährigen Basken verstärkt haben.

Zinedine Zidane will den Kreis schliessen

Mit dem zeitigen Verzicht auf eine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus hat sich Deschamps nun als ein Akteur zu erkennen gegeben, der das Heft des Handelns bis zuletzt in der Hand behält und sich nicht übertrieben an den Posten klammert.

Der Applaus dafür ist ihm gewiss. Als «gute Entscheidung und gute Nachricht» begrüsste die französische Sportzeitung «L’Équipe» den Schritt des «grössten Sélectionneur der französischen Geschichte». Anstatt den grossen Verschleiss in einer langen Ära zu beklagen, dürften die Medien nun bis 2026 gebührend die einmalige Erfolgsfigur «DD» würdigen, wie Didier Deschamps in Frankreich genannt wird. Schon Frankreichs vorletzten WM-Titel im Jahr 1998 hatte er schliesslich als Captain herbeigeführt.

Und doch dürfte sich die Melancholie in Grenzen halten. Zumal falls derjenige zum Nachfolger ernannt wird, den nun alle erwarten: Ab 2026 ist endlich der Weg frei für Zinedine Zidane. Seit Jahren soll der einstige Starregisseur und frühere Erfolgstrainer von Real Madrid auf Deschamps’ Demission warten – und auch deshalb alle anderen Angebote ausgeschlagen haben.

«Meine Geschichte mit den Bleus ist noch nicht fertig», sagte Zidane an seinem 50. Geburtstag im Juni 2022. Dass er für Frankreichs Nationalteam gespielt habe, sei das «Schönste, was mir passiert ist», irgendwann wolle er als Trainer «den Kreis schliessen». Der Tag scheint nicht mehr weit. «ZZ» statt «DD» – wo etwas endet, fängt immer auch etwas Neues an.

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