Im Februar läuft St. Moritz nochmals zur Hochform auf. In der Gastronomie haben Klassiker dann ebenso das Sagen wie Pop-up-Konzepte. Und obwohl noch deutlich mehr gute Lokale existieren, empfiehlt unser Gastroexperte diese zehn Vertreter der Oberengadiner Gastronomie besonders.
Natürlich sind Champfèrs Restaurants ebenfalls zu empfehlen – aber sowohl das «Ecco» als auch das legendäre «Talvo», das eine mit zwei Sternen ausgezeichnet, das andere unter neuer Leitung und gerade auf Bewertungen wartend, gehören ja gefühlsmässig schon nicht mehr so richtig zu St. Moritz selbst. In diesem Artikel geht es folglich nur um das Zentrum des vielleicht berühmtesten Bergferienortes Europas.
Obwohl sich viele der empfehlenswertesten Häuser innerhalb der Fünfsternehotels befinden, die sich zudem um Abwechslung in Form von Gastspielen anderer Köche bemühen, gibt es doch noch einiges mehr zu erleben – nagelneu oder seit langem etabliert. Und das nicht nur im Rahmen des kürzlich zu Ende gegangenen Gourmet-Festivals.
Das einzige Zweisternerestaurant, das man im Herzen von St. Moritz finden kann, und eines, das als Dépendance des gleichnamigen Drei-Sterne-Etablissements nahe Bergamo gilt. Auch für Engadiner Verhältnisse ist das Essen hier teuer, vor allem dann, wenn man das zehngängige Menu oder eines der Signature-Dishes bestellt. Andererseits: Kartoffelkuchen mit Kaviar oder Spaghetti mit rohem Fisch sind fast schon allein eine Reise wert.
Achtung, das gastronomische Pop-up im «Palace» existiert nur noch bis zum 26. Februar. Hier kann man in diesen Tagen die Kreationen von Santiago Lastra verspeisen, dem Chef des Londoner Restaurants KOL. Mexikanische Innovation soll auf Schweizer Eleganz treffen. Wer keinen Platz mehr bekommt: Das Hotel verfügt noch über zahlreiche weitere sehr empfehlenswerte gastronomische Outlets und eine von der Sommelière Cristina Iuculano kuratierte Weinkarte.
Unter den empfehlenswerten Grand Restaurants der St. Moritzer Hotellerie ist dieser Klassiker besonders zu empfehlen – was auch mit dem Küchenchef Fabrizio Zanetti zu tun hat. Dass der «Guide Michelin» bislang noch keinen Stern verliehen hat? Was heisst das schon! Wo man doch anderswo längst aus der Mode gekommene Speisen wie die Ente à l’Orange oder den Hummer Thermidor bestellen kann.
2021 machte das von einem Dreisternekoch betreute Konzept im «Kulm» Furore, inzwischen ist Mauro Colagreco umgezogen in den «Kulm Country Club». Das Konzept ist nun anders, denn der aus Argentinien stammende, hauptsächlich in Frankreich arbeitende Spitzenkoch lässt eine verfeinerte Bergküche zubereiten, die in St. Moritz so kein zweites Mal zu finden ist. Wie wäre es zum Beispiel mit Rösti samt rotem Apfel und Kalbsbries? Oder mit Saibling samt Yuzu-Butter?
Ganz oben mitspielen will das Restaurant im noblen Hotel Kempinski, das früher einmal mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde, wohl nicht mehr. Allerdings ist der eine Stern, mit dem der «Guide Michelin» den Betrieb gegenwärtig bewertet, ja auch nicht schlecht. Geflämmter Stör und eine für St. Moritz mutige Kombination aus Kaisergranat und Kalbsherz stehen gerade auf dem Menu. Lockere Alternative: Eine der besten Pizzen des Ortes wird im gleichen Haus auch serviert.
Unter all den Restaurants der Fünfsternehotellerie vergisst man dieses Lokal manchmal. Doch in der «Krone» wird momentan eine der besten italienischen Küchen der Stadt serviert, ausgezeichnet mit einem Stern im «Guide Michelin». Man sollte sich trauen, einfach nur eine Minestrone zu bestellen und Rindsfilet mit Radicchio folgen zu lassen. Understatement in St. Moritz: dass es das noch gibt!
Ein ganz und gar ungewöhnliches Restaurant, das nicht in erster Linie durch eine ausgefallene Küche auffällt, sondern durch die Lage direkt am See, durch Ausblick und Öffnungszeiten (das Hotel ist ganzjährig verfügbar), durch eine aussergewöhnliche Weinkarte und durch die rekordverdächtige Whiskyauswahl. Wer jeden Gang von einem Schluck des passenden Malt-Whiskys begleiten lassen will, kann dies hier erbitten.
Barolo und Pasta am Mittag? Kann man nirgendwo besser geniessen als hier. Und weil das Lokal ein bisschen versteckt liegt, bekommt man bisweilen selbst dann noch einen Platz, wenn anderswo alles voll ist. Die Speisekarte ist aus guten Gründen klein, aber die Pasta ist immer exzellent, und zum erstklassigen Tiramisu findet sich auf alle Fälle ein Schluck Süsswein.
Über dieses Restaurant reden die St. Moritzer gerade ausführlich und – ehrlich gesagt – nicht immer in den höchsten Tönen. Es sei zu teuer, sagten mir gleich mehrere, und diese Aussage will etwas heissen in einem von Natur aus teuren Ort. Dass aber die Qualität des Fleisches nicht zufriedenstellend sei, hat bislang niemand behauptet. Black-Angus-Filet kostet übrigens 87 Franken für 200 Gramm, für 100 Gramm Kobe-Beef sind 130 Franken fällig.
Mehr eine Weinbar als ein Restaurant. Man kann trotzdem sehr angenehm satt werden oder sich auch nur zum Apéro vor dem «richtigen» Abendessen treffen, ein Wurst-und-Käse-Plättli bestellen, vielleicht ein Glas Champagner oder einen grossen italienischen Roten glasweise. Selbst Super Tuscans gibt es im Offenausschank, und die Flaschenauswahl ist so oder so grossartig.