Mittwoch, Oktober 2

Italien produziert grossartige, berühmte Weine – und eine Reihe von Geheimtipps. Zum Beispiel in den Abruzzen, die als Anbaugebiet hierzulande noch wenig bekannt sind. Eine Entdeckung ist das Weingut Tiberio.

Man geht nicht fehl in der Annahme, dass das italienische Weinanbaugebiet Abruzzen hierzulande einen nicht allzu populären Ruf geniesst. In der Gegend zwischen dem Apennin und der Adriaküste haben auf einer Rebfläche von rund 36 000 Hektaren vor allem Genossenschaften das Sagen. Das ist der Qualität nicht immer förderlich. Doch es gibt sie, die Winzer und Winzerinnen, die charaktervolle Weine abfüllen wollen.

So ist das Weingut Tiberio eine geniale Entdeckung. Es wird seit gut fünfzehn Jahren von den Geschwistern Cristiana und Antonio Tiberio umsichtig geführt. Bei den Rotweinen setzt das Duo auf die in der Region angepflanzte Sorte Montepulciano d’Abruzzo, die im Übrigen nichts mit dem Dorf Montepulciano in der Toskana zu tun hat. Schon der Einstiegswein Montepulciano d’Abruzzo 2021 weiss mit seinem einnehmenden Duft, seiner Frische, seinen feinen Gerbstoffen und seiner schönen Ausgewogenheit zu überzeugen. Und dem wohl unschlagbaren Preis von 18 Franken.

Äusserst elegant und ohne viel Zucker

Der Star im Tiberio-Sortiment ist indes ein Weisser: der schlicht und ergreifend aromatische, komplexe, mineralische, tiefgründige Fonte Canale 2021 aus der Sorte Trebbiano d’Abruzzo. Als flüssige Mineralien umschreibt Cristiana Tiberio ihre Weine, die alle ohne Holz auskommen. «Ich will Gewächse produzieren, die ihre Herkunft und den typischen Charakter unserer alten Rebstöcke zeigen», erklärt die Winzerin. Die Vermehrung von Reben geschieht dabei durch die sogenannte massale Selektion. Das heisst, dass in aller Regel mehrere im Rebberg ausgesuchte, unterschiedliche Reben das genetische Material der Nachkommenschaft stellen.

Cristina Tiberio setzt für die Weissweine bewusst auf den historischen Trebbiano d’Abruzzo, der in der Region nur schwierig zu finden ist. Aus einem einfachen Grund: Es sei eine delikate Traube, welche nicht zu viel Zucker produziere und vor allem äusserst elegante Weine ergebe. Dies trifft auf den erwähnten Fonte Canale in perfekter Art und Weise zu, der nur zwei Nachteile besitzt: Er ist rar und mit 88 Franken nicht ganz günstig. Die grösste Zuteilung dieses Premiumweins erhält der italienische 3-Michelin-Sterne-Koch Massimo Bottura von Osteria Francescana in Modena. Wer nicht dorthin reisen und etwas weniger ausgeben will, ist mit dem Einstiegswein Trebbiano d’Abruzzo 2022 für 18 Franken ebenfalls gut bedient.

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