Die Auswahl von der Redaktion von The Market für das Börsenjahr 2024 profitiert vor allem von drei Überfliegern und gewinnt in den ersten sechs Monaten des Jahres im Schnitt rund 13%. Eine Aktie wird abgehängt.

2024 ist bisher ein gutes Börsenjahr. Der marktbreite Swiss Performance Index hat seit Januar knapp 10% gewonnen. Damit sieht er im Vergleich mit anderen Börsen zwar schwach aus, so verzeichnete beispielsweise der US-Leitindex S&P 500 eine Gesamtperformance von 27%. Verglichen mit dem durchschnittlichen Anstieg des SPI in den ersten sechs Monaten der vergangenen dreissig Jahre von lediglich 5,5% kann sich das aber durchaus sehen lassen.

Die Auswahl von The Market für 2024 hat sich noch etwas besser geschlagen als der Gesamtmarkt. Inklusive Dividende resultierte im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von rund 13%. Die elf ausgewählten Aktien schneiden dabei unterschiedlich gut ab.

Die Überflieger

Knapp auf dem zweiten Platz stehen die Aktien von Accelleron mit einer Performance von 37%. Das Industrieunternehmen ist erst seit Oktober 2022 kotiert – und wurde wohl von der Börse unterschätzt. In den vergangenen Monaten profitierte es zudem von sehr guten Marktbedingungen: Die Werften sind ausgelastet und das Geschäft mit Gaskompressoren boomt, beides beflügelt die Nachfrage nach Turboladern. Und auch wenn das organische Rekordwachstum von 15,5% im vergangenen Jahr 2024 kaum erreicht werden dürfte, bleiben die Aussichten gut. CEO Daniel Bischofberger will künftig vermehrt auch akquisitorisch wachsen, das einträgliche Servicenetz liefert eine hohe Marge. Die Aktien bleiben spannend.

Mit Sandoz schneidet ein weiterer Neuling dieses Jahr sehr gut ab. 23% haben Anlegerinnen 2024 bereits mit den Aktien der ehemaligen Novartis-Tochter verdient, seit dem Börsengang im vergangenen Oktober sind es fast 30%. Wachstum und hohe Margen verspricht die herausragende Stellung, die der Generikahersteller im Bereich der Biosimilar hält. Sie sind schwieriger nachzuahmen und erfordern mehr Investitionen als Kopien chemisch hergestellter Medikamente. Der Trend hin zu diesen Nachahmerprodukten auf biotechnologischer Basis ist insbesondere in den USA ungebrochen, das Geschäft wenig konjunktursensitiv, das wird den Aktien auch weiter zugutekommen.

In einem strukturellen Wachstumsmarkt agiert auch Lonza. Das Unternehmen profitiert wie die gesamte Branche zum einen davon, dass etwa infolge der Alterung der Bevölkerung immer mehr Medikamente verkauft werden, was sich zum anderen überproportional auf die Auftragsfertiger auswirkt, da Pharmaunternehmen die Produktion seit Jahren laufend auslagern. Vor 2024 lief es dennoch nicht gut für Lonza und ihre Aktionäre. Die Titel verloren vom Höchst bei knapp 780 Fr. im Jahr 2021 bis Ende 2023 mehr als 50%. Die Angst vor Überkapazitäten in der Industrie machte die Runde. Seit Januar sorgten aber einige erfreuliche Meldungen wie die Übernahme einer der grössten Produktionsstätten für Biologika dafür, dass die Stimmung an der Börse drehte. 2024 resultiert bisher ein Plus von mehr als 40%, womit die Aktien an der Spitze der Auswahl von The Market stehen und nicht mehr günstig sind – doch der grösste Schweizer Auftragsfertiger dürfte langfristig in seine Bewertung hineinwachsen.

Damit gehörten die Aktien eigentlich auch zur zweiten Kategorie.

Die Wiederauferstandenen

Seit Anfang Jahr beträgt die Börsenperformance von Barry Callebaut 6%, die Aktien des Schokoladenherstellers und Kakaohändlers bleiben damit hinter dem Gesamtmarkt zurück. Doch zunächst sah es noch düsterer aus: Bis Anfang April waren die Aktien rund 14% gefallen. Der stark gestiegene Kakaopreis schürte Ängste, dass das nach einem schwierigen Geschäftsjahr infolge von Inflation und hausgemachten Problemen ohnehin schon angeschlagene Unternehmen in einen Finanzierungsengpass geraten könnte. Mittlerweile hat sich der Kakaomarkt etwas beruhigt, und Barry Callebaut hat unter dem neuen CEO Peter Feld gezeigt, dass die Umstrukturierung auf Kurs ist. Das stützt die Hoffnungen auf weitere Besserung – auch an der Börse.

Vertrauen zurückgewinnen lautet dieses Jahr das Motto bei Julius Bär – und genau darauf hatte The Market mit der Wahl der Aktien zu den Favoriten gesetzt. Die Empörung unter Anlegerinnen und Marktbeobachtern war gross, als Ende 2023 publik wurde, dass die vermeintlich risikoarm wirtschaftende Privatbank ein immenses Klumpenrisiko mit Benko-Krediten in Höhe von insgesamt 600 Mio. Fr. eingegangen war. Die Aktien verloren in wenigen Tagen rund ein Viertel ihres Werts. Im Februar folgte mit dem Ende von Philipp Rickenbacher an der Bankspitze der erste Schritt in die richtige Richtung. Es wird noch einige Schritte brauchen und vor allem muss noch immer ein neuer, glaubwürdiger CEO gefunden werden.

Auch für U-Blox ging mit 2023 ein schwieriges Jahr zu Ende – ein weiteres schwieriges Jahr, muss man sagen. Der Chipdesigner steckt voll in der Konsolidierung. Nicht nur die Unternehmensführung ist neu, am Montag übernahm mit Camila Japur die neue CEO, auch das Geschäft wurde mit dem alleinigen Fokus auf Positionierungschips neu ausgerichtet. Aber noch hat sich der operative Vorteil daraus nicht gezeigt, die Lager der Kunden waren vergangenes Jahr voll, die Nachfrage sehr schwach. Immerhin: Die Finanzierung ist derzeit kein Problem, das Unternehmen kann die Schwankungen absorbieren. 2024 aber droht erneut ein schwieriges Jahr zu werden. Für die erfolgreiche Trendwende muss das Unternehmen noch einige Hürden nehmen.

Die Soliden und Defensiven

Die Aktien von DKSH waren dieses Jahr vor allem eines: unauffällig. Nach eine Anstieg im Januar tendieren sie seit Monaten seitwärts, die Gesamtperformance liegt mit 9% im Rahmen des Marktes. Es fehlt derzeit schlicht der Impuls. Im wichtigen Markt China zeichnet sich noch keine konjunkturelle Erholung ab und der Währungsgegenwind hat sich nur kurzfristig abgeschwächt, der Franken notiert gegenüber dem thailändischen Baht und dem malaysischen Ringgit ähnlich fest wie Anfang Jahr. Da das Geschäftsmodell solide, die Expansionsabsichten gut und die Bilanz kerngesund sind, eignen sich die Aktien weiterhin, um langfristig am wirtschaftlichen Boom in Südostasien zu partizipieren.

Die Partizipationsscheine von Schindler zeigten in den ersten fünf Monaten 2024, dass die schwierigste Zeit hinter dem Liftbauer liegt: Sie avancierten gegen 20% auf rund 240 Fr. Nach den Fehlern des Managements und der auch daraus resultierenden operativen Schwierigkeiten der Vorjahre, scheinen die Massnahmen der neuen Unternehmensführung insbesondere punkto Profitabilität zu greifen. Im ersten Quartal 2024 konnte die Marge trotz sinkendem Umsatz gesteigert werden und erreichte wieder das Niveau von 2021. Angesichts der schwachen Baukonjunktur dürfte die schwierige Marktsituation in den kommenden Monaten aber bleiben.

Von der erwarteten Stabilität der Aktien eines Pharmakonzerns war bei den Genussscheinen von Roche bisher auch in diesem Jahr wenig zu spüren, und dies nicht nur, weil defensive Werte 2024 kaum gefragt waren. Bis Anfang Mai sank der Kurs bis auf etwas mehr als 214 Fr. und damit auf das tiefste Niveau seit fast sechs Jahren. Die Basler mussten gleich eine Reihe von Studienfehlschlägen einstecken. Nun scheint sich das Momentum etwas gedreht zu haben, sowohl im operativen Geschäft – zuletzt gab es zahlreiche kleinere positive Nachrichten und die Diagnostiksparte dürfte ab dem zweiten Quartal die coronabedingten Nachfrageverzerrungen hinter sich lassen –, als auch an der Börse, wo die Aktie zuletzt etwas an Boden gutmachen konnte. Damit sich der positive Trend im zweiten Halbjahr fortsetzt, ist wohl früher oder später aber auch ein grösserer Impuls nötig.

Die Aktien der Thurgauer Kantonalbank (TKB) sind ein Stabilisator im Portfolio. Angesichts der im bisherigen Jahresverlauf überraschend gut laufende Börse hinken ihre eher trägen Partizipationsscheine mit einem Plus von 4% jedoch hinterher. Die zwei Zinsschritte, mit denen die Schweizerische Nationalbank dieses Jahr international vorgeprescht ist, haben bei Kantonalbankaktien generell für eine leichte Bremswirkung gesorgt. Im vergangenen Jahr hatte die TKB allerdings nur unterdurchschnittlich von den anziehenden Zinsen profitiert. Ihr Geschäftserfolg dürfte deshalb jetzt auch nicht so stark leiden wie bei anderen, weil die Zinsen nun nachgeben. Der Leitzins liegt zudem weiterhin klar im positiven Bereich, was für Kantonalbanken viel erbaulichere Perspektiven bietet als die sieben Jahre vor 2022 als in der Schweiz ein Negativzinsregime herrschte.

Die Abgeschlagene

Es ist ein Trauerspiel. Rund ein Fünftel haben die Aktien von Swatch Group seit Jahresbeginn an Wert verloren, seit dem letzten Zwischenhoch im März 2023 hat sich der Kurs beinahe halbiert. Die Aussichten bleiben trüb: Das Unternehmen leidet weiterhin unter der schlechten Nachfrage nach Uhren aus China, und jetzt bereitet zunehmend auch die Konsumentenstimmung in den USA Sorgen. Dass sich CEO und Grossaktionär Nick Hayek wiederholt despektierlich gegenüber Investoren geäussert hat und kaum Wert auf eine gute Corporate Governance legt, hilft den eigentlich sehr günstig bewerteten Aktien nicht.

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