Die Autobranche ist in Aufruhr, denn die Zölle treffen jeden. Zu den grossen Verlierern gehören auch die «Big Three» aus Detroit.
Die USA sind nach China der zweitgrösste Automarkt der Welt. Insofern haben die amerikanischen Autozölle enorme Auswirkungen auf die gesamte Branche.
Die Einfuhrgebühren treffen die Hersteller zudem in einer Phase, in der sie ohnehin mit vielen Problemen kämpfen, etwa der sinkenden Nachfrage nach ausländischen Fahrzeugen in China und dem insgesamt sehr verhaltenen Absatz in Europa. Hinzu kommen die teuren Umstellungen auf die Elektromobilität und das autonome Fahren.
Ein Ziel von Donald Trump scheint zu sein, mit seinem Zollkrieg die heimische Industrie zu schützen. Das könnte sich aufgrund der enormen wirtschaftlichen Verflechtung jedoch als kolossaler Fehler erweisen, wie ein Blick auf den Autosektor zeigt.
Über 6 Millionen in die USA importierte Fahrzeuge
Die sogenannten «Big Three» aus Detroit, also General Motors (GM), Ford und Stellantis (mit Marken wie Chrysler, Jeep und RAM), sind von Trumps Zollfuror nämlich stärker betroffen als ihre japanischen und deutschen Konkurrenten. Darauf deuten Zahlen von Jato Dynamics hin, einem Datenanbieter für die Autobranche.
Insgesamt wurden in den USA im vergangenen Jahr 16,1 Millionen Neufahrzeuge verkauft, von denen 6,3 Millionen weitestgehend aus Mexiko, Kanada, der EU, dem Vereinigten Königreich, Japan und Korea importiert wurden. Für künftige Importe aus all diesen Ländern gilt ein Zusatzzoll von 25 Prozent. Zudem soll die Einfuhrgebühr ab dem 3. Mai auch für im Ausland hergestellte Autoteile gelten.
Für die «Big Three» aus Detroit sind das alles schlechte Nachrichten. Die Chefs der amerikanischen Autokonzerne sollen inzwischen laut Medienberichten auch schon im Weissen Haus vorstellig geworden sein, um das Schlimmste zu verhindern.
Die USA sind für sie meist der wichtigste Produktionsstandort und Absatzmarkt. Doch auch die «Big Three» produzieren in anderen Ländern und importieren Fahrzeuge in den Heimmarkt.
Laut den Daten von Jato machen bei den «Big Three» die Importe in die USA knapp 13 Prozent aller weltweiten Verkäufe aus. Für die «Big Three» aus Japan (Toyota, Honda, Nissan) liegt der Wert nur bei 8,5 Prozent, für die «Big Three» aus Deutschland (Volkswagen Group, BMW und Mercedes-Benz) sogar nur bei knapp 7 Prozent.
Donald Trump schiesst sich mit seinen Autozöllen damit sozusagen in den eigenen Reifen.
Diese Marken sind besonders stark betroffen
Besonders betroffen ist aus dieser Perspektive GM, denn kaum ein anderer Hersteller ist so abhängig vom amerikanischen Markt. Die Verkäufe von importierten Fahrzeugen machten bei dem Konzern im letzten Jahr 18 Prozent aller global verkauften Fahrzeuge aus. Auf höhere Werte kamen lediglich Mazda und Subaru. Die Quoten für Toyota, BMW, Mercedes, VW und Honda hingegen lagen unter 10 Prozent.
Der VW-Konzern weist ebenso wie Honda sogar einen relativ geringen Anteil von in die USA importierten Fahrzeugen gemessen an allen globalen Verkäufen auf. Das gilt allerdings nicht für die Premiummarke Audi (12 Prozent) und die Luxusmarke Porsche (25 Prozent). Gerade diese beiden Marken tragen allerdings sehr stark zum Gewinn des Volkswagen-Konzerns bei. Dadurch ist Volkswagen verwundbarer, als es der reine Importanteil an allen globalen Verkäufen erscheinen lässt.
Die Rating-Agentur Scope wiederum sieht vor allem Stellantis durch die Zölle unter Druck. Der amerikanisch-europäische Konzern produziere relativ wenig in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er habe seine Produktionsschwerpunkte in Mexiko und Kanada. Steigende Preise könnten den ohnehin sinkenden Marktanteil in den USA weiter schrumpfen lassen mit deutlichen Folgen für den Gewinn, denn die Einkünfte von Stellantis kämen zu 40 Prozent aus den USA.
Mexiko hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem sehr wichtigen Produktionsort für Fahrzeuge entwickelt. GM und Ford stellen bereits seit rund hundert Jahren dort Automobile her. Volkswagen produziert dort seit 1967 und Nissan seit 1992. Auch Toyota und Honda haben seit Jahrzehnten Fabriken in dem Land.
Die Unsicherheit ist gross
Von den neuen Zöllen zwischen den USA und Mexiko sind laut der Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) der Volkswagen-Konzern, Stellantis, GM und Ford am stärksten betroffen. Auch aus dieser Perspektive werden also amerikanische Hersteller mit am meisten unter den Zöllen von Donald Trump leiden.
All diese Schätzungen über die Auswirkungen der Zölle sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Es ist schwierig, die Folgen auf einzelne Hersteller genau herunterzubrechen. Das gilt umso mehr, als man noch nicht weiss, ob die Zölle eine Woche, einen Monat oder mehrere Jahre gelten und wie hoch sie schliesslich sein werden.
Eines scheint aber sicher: Sie treffen GM, Ford und Stellantis mindestens genauso hart wie ausländische Anbieter.
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