Mittwoch, Januar 15

Rost setzt dem Eiffelturm zu. Mitarbeiter kritisieren, die Behörden vernachlässigten Unterhaltsarbeiten. Touristen müssen wegen des Streiks ihren Besuch verschieben.

Touristen können den Eiffelturm in Paris momentan nur noch aus der Ferne bewundern. Die Angestellten des Wahrzeichens haben ihre Arbeit niedergelegt – sie streiken seit Montag. Bilder zeigen, wie sich Mitarbeitende und Gewerkschaftsvertreter vor dem Eiffelturm versammelt haben, rote Gewerkschaftsflaggen und Transparente in die Luft strecken. «Der Eiffelturm steht seit 135 Jahren – aber wie lange noch?», steht auf einem der Plakate. Auf einem anderen melkt die Pariser Bürgermeisterin den Eiffelturm: Statt Milch landen Goldmünzen im Eimer.

Das Eiffelturm-Personal streikt für eine Lohnerhöhung – und vor allem für einen besseren Unterhalt ihres Arbeitsorts. Der Vorwurf: Die Stadtverwaltung schaue zu, wie der Eiffelturm allmählich verroste, kassiere gleichzeitig Millionensummen aus dem Verkauf der Eintrittskarten ein.

Letzter Anstrich vor 14 Jahren

Die Betreibergesellschaft des Eiffelturms ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Paris. Die Stadt erhebt eine Gebühr auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf. 2023 musste die Betreibergesellschaft der Stadt 16 Millionen Euro bezahlen. Dieses Jahr soll der Betrag mehr als verdreifacht werden – auf 50 Millionen Euro.

Dass die Stadt Paris dieses Jahr die Abgaben der Betreibergesellschaft erhöht, kritisieren die Angestellten des Eiffelturms. Die Corona-Pandemie habe ein Loch in der Eiffelturm-Kasse hinterlassen. Und: Die Behörden würden die Kosten von Unterhaltsarbeiten unterschätzen. Der Eiffelturm müsse dringend saniert werden.

Besonders notwendig sei ein neuer Anstrich. Der letzte liegt 14 Jahre zurück. Dabei müsste der Eiffelturm eigentlich alle sieben Jahre neu gestrichen werden, damit er vor Rost geschützt ist. Das hatte Gustav Eiffel, der Erbauer des Eiffelturms, so vorgeschrieben. Er schrieb im Jahr 1900: «Je sorgfältiger der Anstrich ausgeführt wird, desto länger wird der Turm erhalten bleiben.»

Die Stadt Paris kontert die Vorwürfe der Angestellten: Der Eiffelturm sei in einem «sehr guten Zustand», sagte ein Mitarbeiter der Bürgermeisterin diese Woche in einem Interview. Der Eiffelturm sei das «Kronjuwel» von Paris. Man kümmere sich um ihn.

Die Pandemie und giftiges Blei unter alten Farbschichten hätten einen neuen Anstrich verzögert. Und die Abgabe von 50 Millionen Euro sei vor der Pandemie beschlossen worden. Sie werde nun neu verhandelt.

Einst ein «Monstrum», heute Touristenmagnet

Der Eiffelturm blieb auch am Freitag geschlossen, und das dauert trotz Vermittlungsbemühungen der Betreiberfirma gegenüber dem Personal wohl bis zum Wochenende an. Am Donnerstag war die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo noch nicht auf die Verhandlungen eingetreten. Die Gewerkschaft CGT forderte sie auf X auf, die Verhandlungen aufzunehmen. «Wir lassen nicht locker.»

Die Gewerkschaftschefin Sophie Binet sagte laut der Deutschen Presse-Agentur, der Streik gehe so lange weiter, bis die Stadt die Angestellten zufriedengestellt habe. Der Streik sei im allgemeinen Interesse, die Zukunft des Eiffelturms stehe auf dem Spiel.

Seit 1991 ist der Eiffelturm Unesco-Weltkulturerbe. Er ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen weltweit: Jährlich kaufen über 6 Millionen Menschen ein Ticket. Für viele Touristen ist er ein Highlight ihrer Paris-Reise.

Der Eiffelturm wurde 1889 für die Pariser Weltausstellung zum Hundert-Jahre-Jubiläum der Französischen Revolution gebaut. Anfänglich verabscheuten viele Pariserinnen und Pariser den Eiffelturm, nannten ihn «architektonisches Monstrum». Unterdessen haben sie ihn zu schätzen gelernt, nennen ihn liebevoll «dame de fer» – «Dame aus Eisen». Eine rostige alte Dame, um die sie sich nun kümmern wollen.

Exit mobile version