Freitag, November 29


The Market Risk Barometer

Dank erfreulicher Unternehmensergebnisse setzt sich die Erholung an den Aktienmärkten fort. Das The Market Risk Barometer erreicht den höchsten Stand seit vier Monaten.

Seit Wochen dreht sich an den Börsen alles um mögliche Leitzinssenkungen der US-Notenbank (Fed). War die Hoffnung auf eine gelockerte Geldpolitik in den USA zum Jahresbeginn enorm, mussten die Anleger in den vergangenen Wochen angesichts der hartnäckigen Inflation ihre Erwartungen wiederholt zurückschrauben.

Zum Jahresbeginn rechneten die Marktteilnehmer noch mit rund sechs Leitzinssenkungen à 25 Basispunkte, mittlerweile sind es noch ein bis zwei Schritte. Vor diesem Hintergrund war der Entscheid der amerikanischen Währungshüter in der vergangenen Woche, den Leitzins unverändert im Zielband von 5,25 bis 5,5% zu lassen, keine grosse Überraschung.

Etwas schwächere Konjunkturdaten

Mit Erleichterung wurde jedoch der eher «taubenhafte» Kommentar von Fed-Chef Jerome Powell anlässlich der Pressekonferenz zum Zinsentscheid zur Kenntnis genommen. So scheint er trotz der über dem Zielwert liegenden Teuerung nicht gewillt, die Zinsen weiter anzuheben, wie gewisse Kommentatoren bereits befürchteten.

Ab Juni wird das Fed zudem die Geschwindigkeit der quantitativen Straffung – sprich den Abbau der Bankbilanz – drosseln und den Bestand an US-Staatsanleihen neu um maximal 25 Mrd. anstatt der bisherigen 60 Mrd. $ pro Monat verringern. Das dürfte den Aufwärtsdruck auf die US-Kapitalmarktzinsen mindern.

Ebenfalls positiv aufgenommen wurden die jüngsten US-Konjunkturdaten, die eine Abkühlung der Wirtschaft andeuten. Die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft nahm im April weniger kräftig zu, als erwartet worden war (ein Anstieg um 175’000 statt um 240’000 Stellen), während die Arbeitslosenquote auf 3,9% kletterte. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex (ISM Manufacturing), ein wichtiger konjunktureller Frühindikator, zeigte ebenfalls Schwäche: Nachdem er im März endlich wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern notierte, ist er im April bereits wieder auf 49,2 gesunken.

Apple kauft aggressiv eigene Aktien zurück

Mit Apple legte ein weiteres Mitglied der glorreichen Sieben zum Wochenausklang sein Quartalsergebnis vor, das die Erwartungen der Analysten zu übertreffen vermochte. Zudem kündigte der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 110 Mrd. $ an – das entspricht in etwa der kombinierten Marktkapitalisierung von UBS und Sonova –, was die Aktien am Freitag 6% in die Höhe schiessen liess.

Insgesamt blieb die Grundstimmung an den Märkten freundlich, der Weltaktienindex rückte in der vergangenen Woche um 0,9% vor.

Im Wochenvergleich setzte sich erneut der MSCI China (+3,9%) an die Spitze, was auch dem breiten Schwellenländerindex (+1,9%) Auftrieb verlieh. Der Nasdaq 100 (+1%) sowie der Londoner FTSE 100 (+0,9%) gehörten ebenfalls zu den Zugpferden.

Für Enttäuschung sorgten derweil die meisten europäischen Aktienindizes. Einmal mehr vermochten die drei Schwergewichte an der Schweizer Börse (Nestlé, Novartis und Roche) nicht zu überzeugen, was den Swiss Market Index (–0,6%) belastete. Der Dax (–0,9%) und der Euro Stoxx 50 (–1,7%) schnitten noch schlechter ab.

Bei den Aktiensektoren gab es mit dem Energiesektor einen klaren Verlierer, der wegen des fallenden Rohölpreises 2,8% an Wert einbüsste. Kommunikationskonzerne beendeten die Woche unverändert, während Finanztitel immerhin 0,2% vorrückten.

Mit deutlich mehr Schwung konnten die Valoren aus der Versorgerbranche punkten: Sie avancierten um ansprechende 3,1%. Dahinter folgten Immobilien (+2,2%) sowie Unternehmen des zyklischen Konsums (+1,6%).

Risk Barometer klettert weiter nach oben

Das Risk Barometer von The Market kletterte zum vierten Mal in Folge nach oben. Neu notiert es bei 66 Punkten (Vorwoche: 61), was auf einen neuerlichen Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer schliessen lässt.

Von den neun Stimmungsindikatoren, die ins Barometer fliessen, haben wie bereits vor einer Woche deren sechs zugelegt und nur drei sind gefallen. Zu letzteren gehören die Zykliker, die zuletzt im Vergleich zu ihren defensiven Pendants zurückblieben. Doch auch der Abbau von Futures-Positionen auf den Nasdaq durch Hedge Funds schlug negativ zu Buche.

Überstrahlt wurde das Ganze allerdings vom positiven Beitrag der Small Caps, die im Vergleich zu den Large Caps zuletzt beschleunigten, der weiteren Verschiebung der Nachfrage von Put- zu Call-Optionen sowie dem Rückgang der erwarteten Kursausschläge des S&P 500 (gemessen am Volatilitätsindex Vix). In der Summe verzeichnete das Risk Barometer deshalb eine neuerliche Zunahme auf den höchsten Stand seit rund vier Monaten.

Grossteil der Unternehmen hat rapportiert

Zwar legen auch in dieser Woche diverse US-Konzerne ihre Ergebnisse vor, wobei nur noch wenige ganz wichtige Unternehmen darunter sind. In den USA publizieren unter anderem Palantir (Montag), Rivian, Walt Disney (Dienstag), Uber (Mittwoch), Roblox (Donnerstag) und Enbridge (Freitag) ihre Quartalsresultate.

In Europa stehen Biontech (Montag), BP, Ferrari, UBS (Dienstag), AB InBev, BMW, Munich Re, Henkel (Mittwoch), Enel, 3i, Telefonica (Donnerstag), sowie CRH und IAG (Freitag) im Fokus.

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