Mittwoch, Oktober 2


The Market Risk Barometer

Die Börsen legen eine Verschnaufpause ein. Das The Market Risk Barometer fällt im Wochenverlauf und signalisiert neu eine neutrale Anlegerstimmung.

Nvidia hat geliefert: Der Umsatz des Chip-Herstellers ist in der Berichtsperiode per Ende April um mehr als 260% auf 26 Mrd. $ in die Höhe geschnellt, womit die Analystenprognosen klar übertroffen wurden. Ebenso besser als vom Konsens geschätzt fällt die Guidance zum laufenden Quartal aus.

In der Folge hat der Aktienkurs die Marke von 1000 $ durchbrochen, das Unternehmen bringt inzwischen einen Marktwert von 2,5 Bio. $ auf die Waage. Nvidia hat einen Aktiensplit im Verhältnis 10:1 angekündigt, der am Freitag, 6. Juni nach Börsenschluss vollzogen wird.

Einzig der Technologiesektor avanciert

Die Nachricht wurde von den Börsen mit Freude aufgenommen. Allerdings profitierte einzig der IT-Sektor, der im Wochenvergleich um 3% vorrückte, die übrigen Branchen verzeichneten mehr oder weniger deutliche Rückschläge.

Während Industrie (–0,1%) und Kommunikation (–0,1%) die Woche immerhin nahezu unverändert beendeten, gaben die Sektoren Versorger (–2,1%), zyklischer Konsum (–2,1%) und Energie (–2,7%) spürbar nach. Am härtesten traf es allerdings die Immobilienbranche, die um 3,9% absackte und damit ihre Position als schwächster globaler Aktiensektor in diesem Jahr zementierte.

Mit ein Grund dafür dürften die weiter schwindenden Hoffnungen auf baldige US-Zinssenkungen gewesen sein.
Denn die zuletzt robusten US-Konjunkturdaten, das in der vergangenen Woche veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung sowie die Aussagen einzelner Fed-Exponenten lassen eine rasche Leitzinssenkung immer weniger wahrscheinlich erscheinen.

EZB dürfte Leitzins senken

Anders sieht es diesseits des Atlantiks aus, hat doch die Europäische Zentralbank relativ deutlich telegrafiert, dass es an der kommenden Sitzung am 6. Juni zu einer geldpolitischen Lockerung kommen wird. «Die EZB wird mit grosser Wahrscheinlichkeit in der nächsten Woche den Leitzins senken», schreibt denn auch Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, in seinem heutigen Marktkommentar.

In Kombination mit den steigenden (vorläufigen) Einkaufsmanagerindizes, die zu den verlässlichsten konjunkturellen Frühindikatoren zählen, sind das erfreuliche Aussichten für das Wachstum auf dem Alten Kontinent.

Dennoch vermochten die europäischen Aktienmärkte nicht mit den US-Indizes mitzuhalten. Während der technologielastige Nasdaq 100 um satte 4,3% vorpreschte, beendete der S&P 500 die Woche unverändert. Obschon der Dax zu den vergleichsweise starken Barometern gehörte, gab er 0,1% nach. Noch schlechter schnitten die übrigen europäischen Indizes ab, wobei der Londoner FTSE 100 (–1,2%) das Schlusslicht bildete.

Der Ausreisser nach unten war aber der MSCI China, der um 4,7% einbrach und damit die Aufholjagd der vergangenen Woche jäh unterbrach. Die von der chinesischen Zentralregierung beschlossenen Massnahmen, um den Immobilienmarkt zu stützen, vermochten die Marktteilnehmer offenbar nicht zu überzeugen.

Risk Barometer im neutralen Bereich

Das Risk Barometer von The Market hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. Nachdem es zuvor während drei Wochen bei rund 66 Punkten verharrte, ist es im Wochenverlauf deutlich auf 59 Zähler gesunken. Die Risikoneigung der Marktteilnehmer ist damit weitgehend neutral und sendet kein klares Signal.

Zwar hat die Mehrheit der neun Stimmungsindikatoren, die ins Barometer fliessen, im Wochenvergleich zugelegt, die Komponenten, die sich abgeschwächt haben, hatten indes den grösseren Einfluss.

Negativ zu Buche schlugen insbesondere das Put-Call-Verhältnis sowie die Portfolioumschichtungen der Hedge Funds. So fragten die Marktteilnehmer vermehrt Put-Optionen nach, die im Falle einer Börsenkorrektur überdurchschnittlich an Wert gewinnen, während Call-Optionen weniger gesucht waren. Hedge Funds vergrösserten derweil ihre Netto-Short-Positionen auf den US-Leitindex S&P 500, womit sie ebenfalls bei Kursverlusten profitieren würden.

US-Privatanleger sind zuversichtlicher

Ein Gegengewicht bildeten die wieder zuversichtlicheren US-Privatanleger. So zeigt die wöchentliche Umfrage der American Association of Individual Investors, dass derzeit 47% aller befragten Mitglieder für die kommenden sechs Monate einen Anstieg des S&P 500 erwarten. Das ist der höchste Anteil seit Anfang April. Bloss 26% rechnen mit einer fallenden Börse.

Auch das erfreuliche Abschneiden der kleinkapitalisierten Unternehmen, die zuletzt die Large Caps hinter sich gelassen haben, wirkte sich positiv auf das Risk Barometer aus.

In der Summe resultierte allerdings die erwähnte Abkühlung.

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