Sonntag, Oktober 6

Das amerikanische Unternehmen SpaceX hat die Deutsche Rogge für eine Mission im Weltall nominiert. Sie trainiert momentan in den USA für den mehrtägigen Flug über Arktis und Antarktis.

lia. /(dpa) Rabea Rogge zieht es von einem Extrem ins andere: Zuerst reiste sie nach Spitzbergen im hohen Norden, um unter eiskalten Bedingungen an einem Expeditionstraining teilzunehmen. Und das erschloss ihr wohl die Chance auf eine neue, noch extremere Reise: Sie steht kurz davor, als erste Deutsche ins Weltall fliegen.

In Spitzbergen kam sie mit Chun Wang ins Gespräch, wie sie der Deutschen Presse-Agentur erzählt. Sie hätten über ihre Erfahrungen im Satellitenbau und über den Kosmos gesprochen. Ein halbes Jahr später erhielt sie eine Nachricht von Wang. Er lud sie auf eine mehrtägige Mission mit dem amerikanischen Unternehmen SpaceX ein. Wang durfte wohl die Teilnehmer der Mission bestimmen, weil er die Reise laut eigenen Angaben finanziert. Wang, der aus China stammt, ist mit dem Handel von Kryptowährungen reich geworden.

Rogge hat Training für Weltallflug gestartet

Rogge ist 28-jährig, Berlinerin und hat an der ETH Zürich Elektrotechnik und Informationstechnologie studiert. In ihrer Studienzeit war sie am Bau eines Satelliten beteiligt, der einen Wettbewerb der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gewann. Für ihre Doktorarbeit in Robotik wechselte sie an die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens. Ihr Studium hat sie momentan pausiert. Denn Rogge befindet sich in den Vorbereitungen auf den Flug ins All. Der Flug könnte Ende Jahr anstehen.

Rogge absolviert eigenen Angaben nach das gleiche Programm wie die Astronautinnen und Astronauten der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa und der ESA. «Staatliche Astronauten haben allerdings natürlich noch einiges mehr an Trainingseinheiten, da sie nicht nur drei bis fünf Tage, sondern mehrere Monate im All sind.»

Das Trainingsprogramm findet in den USA statt. Medizinische Untersuchungen, Trainings in der Zentrifuge und in Alaska liegen bereits hinter ihr. Nun wird sie in technischen Belangen instruiert.

Flug über Arktis und Antarktis

SpaceX hat Rogge als «Spezialistin für die Mission» vorgestellt. Sie wird die einzige Wissenschafterin an Bord sein. Neben Wang fliegen eine Filmemacherin aus Norwegen und ein Polar-Guide aus Australien mit. Für alle ist es der erste Raumflug.

Im Fokus der mehrtägigen Mission an Bord der Kapsel «Dragon» stehen die Polarregionen, Arktis und Antarktis. Rogge soll aus einer Höhe von 425 bis 450 Kilometern ein Himmelsleuchten, das an Polarlichter erinnert, untersuchen. Ausserdem könnten die ersten Röntgenbilder von Menschen im Weltall entstehen. SpaceX hat die Mission«Fram2» getauft, inspiriert von dem Namen eines Schiffs, das im 19. Jahrhundert norwegische Forscher zum ersten Mal auf Entdeckungsreise in die Polarregionen brachte.

Reserve-Astronautin der ESA nennt Mission «Touristenflug»

Sollte die Mission wirklich starten, wäre Rogge die erste deutsche Frau im All. Bisher waren aus Deutschland zwölf Männer im All. Laut dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gab es schon mehrere deutsche Frauen, die kurz vor einem Flug ins All standen oder stehen, unter ihnen auch Nicola Winter.

Die Reserve-Astronautin der ESA gratulierte Rogge in einem Post auf Instagram. Sie bezeichnete die Mission jedoch als nicht besonders ernstzunehmenden «Touristenflug». An der Stellung der Frau im All würde sich dadurch wenig ändern. Es brauche mehr deutsche Frauen, die sich an der medizinischen und biologischen Forschung im Weltall beteiligten. Erst damit könne man die «Betondecke» der Raumfahrt durchbrechen.

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