Samstag, Februar 22

Die neue SRF-Serie tritt mit ihrer Fortsetzung aus dem Schatten des «Bestatters», ihres Vorgängers. Bloss kollidiert der Thrill mit der Satire.

Frische Schauplätze und Gesichter braucht das Krimiland! Zum Beispiel Basel und die Schauspielerin Meryl Marty, die aus dieser Stadt stammt. Beide rückte SRF vor zwei Jahren ins Rampenlicht mit seiner komödiantisch angehauchten Serie «Die Beschatter», die diesen Sonntagabend in die zweite Staffel geht.

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Der ehemalige Polizist Leo Brand (Roeland Wiesnekker), der nun eine Detektivschule betreibt, erreicht den Tiefpunkt: Er wird inhaftiert unter dem dringenden Verdacht, der gesuchte «Dornröschen»-Killer zu sein. Seine Erklärung, wie seine DNA in den fraglichen Koffer gelangt sei, klingt so abstrus wie die Ausrede mancher Dopingsünder, warum eine verbotene Substanz in ihren Körper gelangte.

Zum Glück weiss der heldenhafte Antiheld sein halbes Dutzend Auszubildende hinter sich, die in allen Alters- und Gewichtsklassen kämpfen: Das liebenswürdige Kern- und Lerngrüppchen aus Staffel eins ist fast vollständig versammelt. Nur der deutsche Piefke Henning ist durch die Zürischnurre Charles ersetzt worden, ihn verkörpert die Geheimwaffe des Schweizer Films und von Michael Steiner («Wolkenbruch»): Joel Basman.

Der Regie-Tausendsassa Steiner hat den Beweis anzutreten, dass er auch als Serientäter reüssiert (und sein verunglückter Netflix-Tarantino-Verschnitt «Early Birds» 2023 ein Ausrutscher war). Tatsächlich knüpfen er und seine Crew an die gute Leistung aus Staffel eins an, vom stimmigen Soundtrack bis zu schmissigen Dialogen; sein jüngerer Berufskollege Timo von Gunten steigt dabei zum Co-Regisseur auf, und Simone Schmid, von der die Grundidee stammt, leitet weiterhin das fünfköpfige Autorenteam.

Die bewährten Kräfte im starken Schauspielensemble «baslern» kräftig, obwohl sie aus ganz anderen Kantonen stammen, von Peter Jecklin über Esther Gemsch bis zu Martin Rappold. Tüchtig «zürchern» darf hingegen nebst Basman, der den nerdigen Hacker mit einem Mundwerk wie eine Nähmaschine gibt, der bärenstarke Charakterkopf Wiesnekker.

Basel, eingefangen als Stadt mit dunklen Hinterhöfen, Ecken und Kanten, bleibt als Schauplatz eine Entdeckung – und Meryl Marty als Agotha, Brands jüngste, begabteste und gefährdetste Schülerin. Der Fall um ihre verschollene Mutter liefert den staffelübergreifend anschwellenden Grundakkord in schwärzestem Moll, während die kleineren Fälle, die jeweils innerhalb einer Folge erledigt werden, für die heiteren Obertöne sorgen. Die Kamera spielt zwar zu oft mit dem Weitwinkel, aber der Humor ist diesmal weniger überdreht, zum Glück. Das Abgefahrene steht der Serie «Tschugger» besser.

So treten die unterhaltsamen «Beschatter» aus dem Schatten des «Bestatters», der behäbigeren Vorgängerserie von SRF. Doch ein Grundproblem bleibt ungelöst: Das weltweit brennende Thema «Femizid», aus dem die Serie ihren grossen Spannungsbogen zieht, ist schwer mit Pointen vereinbar. Der Thrill kollidiert mit der Persiflage, nicht erst im grotesk-grauslichen Showdown. Und nimmt die Düsternis mehr und mehr überhand, inspiriert von skandinavischen Vorbildern, gerät die Mischung aus Zwerchfell- und Nervenkitzel ganz aus der Balance.

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