Freitag, Januar 24

Das Engadiner Kunsthotel hat neue Besitzer: Seit Ende November gehört das «Castell» in Zuoz den Galeristen Iwan und Manuela Wirth.

Ins Engadin fahren Unterländer längst nicht mehr nur zum Skifahren. Die Region zwischen St. Moritz und Sent hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot der Kunstszene entwickelt. Neuere Adressen wie das Muzeum Susch der Sammlerin Grazyna ­Kulczyk oder die Fundaziun Nairs des Künstlers und Architekten Christof Rösch ziehen ein kunstaffines Publikum an. Ebenso die Ende Februar in St. Moritz stattfindende Kunstmesse Nomad Circle, die nebst Kunst- auch Architektur- und Design-Interessierte aus aller Welt anzieht.

Seit Jahrzehnten schon ein Magnet für Kunstfans ist das in Zuoz auf dem Hügel thronende Hotel «Castell». Das Vier-Sterne-Superior-Haus gilt mit ausgestellten Werken von Roman Signer, Chantal Michel oder Fischli und Weiss als Kunsthochburg. Dieser Fokus dürfte künftig noch stärker spürbar sein: Ende November 2024 haben die Schweizer Galeristen Iwan und Manuela Wirth das Hotel «Castell» übernommen, wie die «Handelszeitung» diese Woche berichtet hat. Eine öffentliche Pressemitteilung zur Übernahme gibt es nicht.

Von der Höhenklinik zur Kunsthochburg

Es ist nicht die erste Niederlassung von Iwan und Manuela Wirth im Engadin: Seit Ende 2018 residiert Hauser & Wirth bereits mit einer Galerie (und dazugehöriger Bar) in St. Moritz. Und auch am Hotel «Castell» war das Galeristenpaar Ende der neunziger Jahre bereits einmal beteiligt, wie Federica Bertolini, General Manager von Artfarm, der Hospitality-Firma des Galeristenpaars, auf Anfrage bestätigt.

Erbaut wurde das Hotel 1913 als Höhenklinik. Im Jahr 1996 kaufte es der aus einer Sammlerfamilie stammende Künstler und Ingenieur Ruedi Bechtler zusammen mit seiner Frau und mit Unterstützung weiterer Partner. 68 Zimmer und unzählige Kunstwerke, darunter Skulpturen von Erwin Wurm, Installationen von Roman Signer und Werke von Fischli/Weiss, gehören seither zum Hotel. Der ehemalige Hotelbesitzer Ruedi Bechtler hat jedes einzelne Kunstwerk persönlich ausgesucht und jeweils in Zusammenarbeit mit den Künstlern inszeniert.

Einige Kunstwerke wurden eigens für den Ort geschaffen. Manche davon sind auch für Nichthotelgäste frei zugänglich, so etwa die berühmte Lichtkunstarbeit des amerikanischen Künstlers James Turrell, die vor dem Haus steht. Die Künstlerin Pipilotti Rist, die von Hauser & Wirth vertreten wird, schuf gemeinsam mit der Architektin Gabrielle Hächler die ikonische «Rote Bar».

Für das Hotel «Castell» sind derzeit noch keine Veränderungen geplant, wie es seitens Artfarm heisst. Im Fokus steht, «Gäste mit Kunst und Ort in Kontakt zu bringen», so steht es auf der Website.

«Gäste mit Kunst und Ort in Kontakt bringen»

Das Hotel «Castell» ist nicht das erste Hotelprojekt der Zürcher Galeristen. Mit Artfarm besitzen Iwan und Manuela Wirth bereits zehn Restaurants und Hotels, darunter ein Pub in London, ein altes Bauernhaus mit sechs Schlafzimmern in Somerset sowie das «Fife Arms», ein Hotel in einem ehemaligen viktorianischen Gasthaus in Schottland. Die Liegenschaften wurden zum Teil aufwendig saniert und mit Kunstwerken der Galerie Hauser & Wirth bestückt.

Die Wahl des Standorts fiel nicht von ungefähr auf das Engadin. Die Talregion im Kanton Graubünden wurde schon früher von Künstlern und Philosophen geschätzt, um Inspiration in der einzigartigen Landschaft des Oberengadins zu finden. Per Ende 2025 planen Iwan und Manuela Wirth mit Artfarm die Eröffnung eines weiteren Hotels – es befindet sich in Sils, dem einstigen Wohnort von Friedrich Nietzsche.

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