Trendgetränk
Überall leuchtet es grün: Das Matcha-Fieber hat in der Stadt einen neuen Höhepunkt erreicht. Doch wo findet man einen richtig guten Matcha Latte?
Wie sich wohl die anderen Getränke auf den Menukarten von Zürcher Cafés und Restaurants fühlen? Was sich in den zehner Jahren langsam anbahnte, ist nun gefühlt schlagartig eingetroffen: Überall taucht der Zauberbegriff «Matcha Latte» auf. Globale Ketten wie Starbucks und kleinere wie Tibits, aber auch viele Nachbarschafts-Cafés haben das Milchgetränk mit dem Grünteepulver aus Japan in ihr Sortiment aufgenommen.
Mit seinen Gesundheits- und Wohlfühlversprechen – reichlich Antioxidantien, kein Koffeinzittern wie nach einem Kaffee –, seiner achtsamen Zubereitung mit dem Bambus- oder Silikonbesen und nicht zuletzt seinem leuchtenden, fotogenen Grün könnte Matcha zeitgenössischer nicht sein. Dabei gibt es das aus gemahlenen Grünteeblättern gebraute Getränk seit mehr als tausend Jahren – zuerst tauchte es in China auf und dann vornehmlich in Japan, wo die Teepflanzen auch heute noch teilweise im Schatten angebaut werden.
Dass man den Matcha mit Milch zersetzt, ist eine neuere Erfindung, die hierzulande laufend an Beliebtheit gewinnt. Beim unangemeldeten Probieren vieler – aber bei weitem nicht aller! – hiesiger Versionen stellte sich aber heraus: Ein Matcha Latte ist nicht gleich ein Matcha Latte. Die Zubereitung kann lieblos sein und das Pulver zu spärlich eingesetzt, der Tee kann verklumpen, und die Milch kann alles übertönen.
Besonders positiv aufgefallen sind hingegen diese acht Favoriten, in keiner bestimmten Reihenfolge:
Für Einsteiger: «Miró»
Der Matcha beginnt im «Miró» schon beim Schaum. Denn der ist, anders als an den meisten Orten, auch grün und nicht nur milchig-weiss. Riecht der Matcha Latte (Fr. 6.70) hier deswegen so gut? Das Getränk selbst ist schön cremig, süsslich und leicht bitter mit etwas Umami und eignet sich deswegen für Einsteiger wie auch für fortgeschrittene Matcha-Geniesser. Der Tee selbst stammt aus einem Teelabor in Winterthur, das ihn aus Japan importiert.
Das prickelnde Wasser, das hier zum Matcha Latte serviert wird, ist ein unerwartet guter Begleiter. Dass die Location an der Brauerstrasse mit dem von Bäumen beschatteten Aussenbereich eine Wohltat ist, ist hingegen keine Überraschung. Für heisse Tage gibt es den Matcha Latte wie fast überall auch mit Eis.
Miró Manufactura de Café, Brauerstrasse 58, 8004 Zürich
Für Lifestyle-Affine: «The Matcha Club»
Man fühlt sich beim Betreten des «The Matcha Club» ein bisschen wie in einer Kunstinstallation. Das strahlend weisse Interieur des Cafés unweit des Paradeplatzes rückt das Grün des dort angebotenen Getränks in den Vordergrund, klar, aber eben auch die stets zurechtgemachten Gäste mit ihren Designer-Sonnenbrillen und Pilates-Sporttaschen. Zum Glück ist das dortige Angebot aber mehr wert als nur einen obligaten Instagram-Story-Post.
Das offensichtlich eingespielte Team wägt, verquirlt und mixt die Matcha Lattes (ab 7 Franken) zu milden, nicht bitteren und leicht süssen Getränken. «The Matcha Club» bezieht sein aromatisches, aus handgepflückten Blättern gemahlenes Teepulver von einem Produzenten unweit von Kyoto und sieht Matcha als Teil eines Lebensstils: Kuhmilch etwa gebe es hier bewusst nicht, erklärt die Co-Gründerin Chiara Dalla Mora, denn damit könnten sich die Gesundheitsversprechen des Matcha nicht richtig entfalten. Unter den vielen kreativen Varianten ist der Vanilla Gloss Matcha (Fr. 9.90) am beliebtesten. Im Sommer besonders verlockend: das eigens hergestellte Matcha-Softeis.
The Matcha Club, Bärengasse 16, 8001 Zürich
Für Japan-Fans: Café «Miyuko»
Gleich gegenüber liegt das Café «Miyuko», das mit seinen Anime-inspirierten Grafiken an den Wänden und den üppig dekorierten Torten einen kompletten Gegensatz darstellt. Vieles im Lokal von Sara Hochuli und Dominik Grenzler ist von Japan inspiriert, der Matcha Latte (Fr. 8.50) mit direkt eingekauftem Pulver aus der für Matcha bekannten Stadt Uji ist hier also perfekt zu Hause.
Er wird sorgfältig mit Kuh- oder Hafermilch zubereitet und ist schön hellgrün. Sein sehr intensiver, leicht bitterer Geschmack entfaltet sich langsam und bleibt lange im Mund. Bonus: die kopfsteingepflasterte Terrasse im Sommer. Und der Matcha-Yuzu-Kuchen, falls man den Grüntee lieber essen möchte.
Café Miyuko, Bärengasse 20, 8001 Zürich
Für Feinschmecker: «Omnia Coffee»
Das kleine Café in der Nähe des Helvetiaplatzes mögen viele wegen seines Kaffees und des beliebten Mango Sticky Rice kennen, doch die Bestellung eines Matcha Latte (7 Franken) lohnt sich. Der Ceremonial Grade Matcha wird sorgfältig mit Schwingbesen in einer Schüssel zubereitet, bevor er mit Voll- oder Hafermilch kombiniert wird.
Das Resultat ist ein intensiver, langanhaltender Geschmack, etwas bitter und etwas nussig, mit schönem Umami (wer das nicht gewohnt ist, nimmt es vielleicht erst als etwas fischig wahr). Die in Japan hergestellten Produkte der Firma Matcha Botanicals, die die Inhaber des «Omnia» nutzen, kann man auch gleich dort kaufen, genauso wie das Zubehör für die Zubereitung daheim.
Omnia Coffee, Stauffacherstrasse 105, 8004 Zürich
Für Ausgewogene: «Babu’s Bakery & Coffeehouse»
Wer die goldene Matcha-Mitte sucht, wird im «Babu’s» fündig: Der Matcha Latte (Fr. 6.90) ist hier weniger stark als etwa im «Miyuko» und von sich aus leicht süsslich, ohne ins Nachspeisen-Territorium abzuweichen. Angerührt wird der Bio-Matcha von Teishu je nach Vorliebe mit Voll- oder Hafermilch.
Wie viele Cafés verzeichnet man hier seit geraumer Zeit eine konstante Steigerung der Nachfrage nach dem Getränk, wie Elena Kubista, die mit ihrer Mutter und «Babu’s»-Gründerin Sandra Kubista zusammenarbeitet, bestätigt. Zurzeit gibt es an allen drei Standorten des Cafés neben dem Latte auch einen Matcha-Affogato (kurz: «Matchagato»), ein hübsches, mit Matcha übergossenes «Gelateria di Berna»-Vanilleeis mit caramelisierten Nüssen.
Babu’s Bakery & Coffeehouse, Theaterstrasse 3 und Löwenstrasse 1, 8001 Zürich und Zentralstrasse 127, 8003 Zürich
Für Schleckmäuler: «Nude»
Der Matcha Latte (7 Franken) im «Nude» – probiert in der Iced-Version – gleicht ein bisschen einem Dessert, so sämig und süss ist das Getränk. Das liegt am eigens hergestellten Matcha-Konzentrat, das zum Mixen verwendet wird und bereits Agavendicksaft enthält. Es ist selbstredend, dass Bitterkeit in diesem Fall keine Chance hat. Der Matcha-Geschmack selbst ist luftig und leicht und damit auch geeignet für solche, die das Getränk sonst eher meiden.
Diese Leichtigkeit passt zur Location im Tanzhaus-Gebäude, wo auf den Aussensitzplätzen das Rauschen der Limmat ein ständiger Begleiter ist und man den vorbeirennenden Joggern neidlos zuschaut. Auch verlockend: die Version mit Erdbeeren.
Nude, Wasserwerkstrasse 127A, 8037 Zürich
Für Liebhaber: «Toso»
Das Seefeld glänzt mit einer besonderen Matcha-Latte-Dichte, was mit dem grossen Expats-Anteil an der Bevölkerung und den vielen Specialty-Cafés zu tun haben könnte. Besonders gut – mit 6 Franken auch preislich – ist er im «Toso», wo man eigentlich mittags für Panini ansteht. Der Latte, entweder mit Kuh- oder Hafermilch, riecht grasig und intensiv und schmeckt auch so, mit nur ein wenig Bitterkeit und einem Geschmack, der sich im Mund noch entwickelt.
Es ist ein Matcha Latte, den man trotz obligatorischem To-go-Format in Ruhe geniesst. Der Tee selbst stammt von Ceremony Matcha, das ihn aus biologischem Anbau in Uji bezieht. Auch das «Toso» hat sich für den Sommer eine abenteuerlichere Variante des Getränks überlegt: einen Iced Matcha mit rosa Granatapfel-Vanille-Schaum.
Toso, Seefeldstrasse 16, 8008 Zürich
Für Reisende: «Maru»
Das Untergeschoss des Hauptbahnhofs Zürich ist nicht gerade der Ort, der einem als Erstes einfällt, wenn man an ein bestenfalls achtsam zubereitetes Getränk wie Matcha denkt. Doch im «Maru» erhält man genau das, entweder in Shot-Form, als Americano mit Tonic oder eben als Matcha Latte (Fr. 7.50). Der ist hier schön hellgrün, eher mild und nicht bitter – ein unkomplizierter Genuss. Ob gesüsst oder nicht, kann man selbst wählen. Milch gibt es von der Kuh, aus Hafer oder aus Soja.
Den im «Maru» verwendeten Matcha aus Uji kann man ausserdem abgepackt für den Eigengebrauch kaufen. Auch auf dem Menu: Hochija, ein über Holzkohle gerösteter Grüntee, den es als Latte und Caramel Latte gibt.
Maru, Hauptbahnhof Zürich Shop-Ville, 8001 Zürich