Die besten Krimis für den Sommer 2024

1. Stephen King: Ihr wollt es dunkler

King ist King. Der amerikanische Schriftsteller ist im Übersinnlichen ebenso zu Hause wie im Horror oder im Krimi, im Roman wie in der Short Story. Stephen Kings jüngster Bestseller ist eine Erzählsammlung, die aus einem Dutzend Geschichten besteht. Besonders fesselt die Auftakt-Story. Sie handelt von zwei Freunden, die ein unauffälliges Alltagsleben führen, bis sie jeder für sich ein Talent entwickeln und damit schwerreich werden.

Text: Jürg Zbinden

2. Susanne Tägder: Das Schweigen des Wassers

Mecklenburg, Herbst 1991. Die DDR ist Geschichte – und nicht vergangen. Ein Mann wird tot an einem See aufgefunden. Mit im Ermittlerteam: Arno Groth, verfolgt vom Tod seiner Tochter und zwangsversetzt von Hamburg in den Osten, seine alte Heimat. Sein Chef will den Mord als Unfall zu den Akten legen. Groth bleibt dran – und gerät tief in die Machtverhältnisse des Staates, der nicht vergangen ist. Ein spannendes Buch, das auf einem wahren Fall beruht.

Text: Peer Teuwsen

3. James Ellroy: Die Bezauberer

Es ist ein Who is Who der 1960er: Marilyn Monroe (die Leiche!), John F. Kennedy, sein Bruder Bobby und Jimmy Hoffa, Gewerkschaftsboss mit Mafiaverbindung. Sogar Frank Sinatra kommt vor. Mittendrin wieselt, beschattet, manipuliert sich Freddy Otash, windiger Ex-Polizist und Detektiv, durch den Dschungel von L.A. In Ellroys schwarzen Krimis tauchen wir in einen Strudel von Glamour und Gier, getrieben von fiebrigem Rhythmus. Doch es bleibt ein Gefühl des Déjà-vu.

Text: Alain Zucker

4. Sybille Ruge: 9 mm Cut.

Der deutsche Lebensmittel- und Fleisch-Tycoon Wellinghofen sieht seine NGO Interni in Gefahr. Darum entsendet er seine Mitarbeiterin für besondere Fälle nach Zürich, dem Stiftungssitz von Interni. Eve soll dem Vorstand auf die Finger schauen. Ein Kopf in einer Plastiktüte, ein erschossener Geschäftsführer und ein Nouveaux-riches-Haushalt lassen einen frösteln. Sprachlich top, surreal-theatralisch, Spannung eher mau.

Text: Jürg Zbinden

5. Paula Rodríguez: Dringliche Angelegenheiten

Die grosse Stärke der argentinischen Journalistin und Autorin Paula Rodríguez ist es, ihren Antihelden und -heldinnen eine glaubwürdige, eigene Stimme zu geben, egal ob Kleinkrimineller, der zum Mörder wird, verschrobener Kommissar, der sich mit den Falschen verbandelt, oder Jugendliche, deren grösster Wunsch ein Handy ist. Ein zynischer Krimi, der in seinem rasanten Tempo und starken Bildern an eine Netflix-Serie erinnert.

Text: Malena Ruder

6. Petra Ivanov: Kryo – Die Versuchung

Auf der Suche nach ihrem Sohn muss sich Julia mit ihrer Vergangenheit in der Sowjetunion auseinandersetzen. Ist die Angst vor Verfolgung auch heute noch berechtigt? Währenddessen forscht der Gesuchte in einem Kryonik-Labor, wo Tote eingefroren werden, um später im Erfolgsfall wiederbelebt zu werden. Doch das Spiel mit Leben und Tod behagt ihm nicht. Ein spannender Thriller mit vielen Figuren und Schauplätzen, die doch alle zusammenhängen.

Text: Seraina Schöpfer

7. Tanja Weber: Unter dem Moor

Eine Hündin findet Menschenknochen am Stettiner Haff. Sie verweisen auf einen Mord – aber auch auf die Irrungen deutscher Geschichte, die sich im moorigen Boden abgelagert hat. Atmosphärisch dicht verbindet Tanja Weber das Leben dreier Frauen unter dem Nationalsozialismus, in der DDR und in der Gegenwart – und führt die Leserin auch einmal auf eine falsche Fährte. Die Vergangenheit wird lebendig, die kriminalistische Spannung trägt bis zuletzt.

Text: Martina Läubli

8. Christine Brand: Vermisst. Der Fall Anna

Christine Brand legt mit «Vermisst» wieder einen spannenden und unterhaltsamen Krimi vor. Die Schweizer Autorin lässt eine neue, unkonventionelle Polizistin ermitteln. Atemlos folgt man Malou Löwenberg, die selbst ein Findelkind ist, auf den Spuren vermisster Mütter, die am fünften Geburtstag ihrer Kinder verschwanden. Das Wissen, dass die Geschichte von einer wahren Begebenheit handelt, entsetzt und lässt einen nicht mehr los.

Text: Sandra Cassani

9. Ulf Kvensler: Der Ausflug – Nur einer kehrt zurück

Mit seinem Debüt setzte sich Ulf Kvensler gleich an die Spitze von Schwedens Bestsellerliste. Jedes Jahr unternehmen drei Freunde eine Wandertour in Nordschweden. Diesmal kommt ein Unbekannter mit, der Freund von Milena. Er heisst Hendrik und bringt Unruhe in die bewährte Gemeinschaft. Die Dynamik steigert sich bis zu lebensgefährlicher Risikobereitschaft. Ein Hiker-Thriller, der gehörig in die Knochen fährt.

Text: Jürg Zbinden

10. Louise Candlish: Die Fremden in meinem Haus

Ein Albtraum, den sich erst einmal eine ausdenken muss. Die britische Thrillerautorin Louise Candlish hat es getan. Fiona Lawson kommt in ihr Familienhaus in einer gehobenen Londoner Gegend – und gerade sind wildfremde Menschen daran, in dieses Haus einzuziehen. Es entwickelt sich eine atemberaubende, trickreiche Geschichte um Schuld und Sühne, in deren Zentrum Fionas Mann und Vater ihrer beiden Kinder steht, von dem sie sich gerade trennt.

Text: Peer Teuwsen

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Dies Buchtipps stammen aus der NZZaS-Beilage «Bücher am Sonntag».