Genf ist ohne Zweifel eine gastronomische Metropole, steht Zürich in Bezug auf Essen und Trinken in nichts nach. Neben den sternegekrönten Gourmetlokalen haben sich auch rustikalere Beizen, Bistros und Bars etabliert – und viele überzeugen mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Nur in den Restaurants der berühmten Genfer Hotels essen zu gehen, ist möglich, zumal die namhaften Häuser eine Menge im Angebot haben. Nicht nur das Hotel Mandarin Oriental, das gerade mit dem Restaurant Ottolenghi Furore macht und nebenbei auch noch mit dem «Sachi» ein erstklassiges japanisches Outlet sein eigen nennt.
Auch das «Ritz-Carlton» hat etwas zu bieten (eine Top-Adresse, um zu brunchen), und das «Tsé Fung» im «La Réserve» gilt mit Recht als das beste chinesische Restaurant der Stadt, vermutlich sogar der ganzen Schweiz. Übernachten kann man auch in der «Domaine de Châteauvieux», über die an dieser Stelle schon mehr als einmal zu lesen war; der Gastro-Klassiker in Satigny hat zwar den zweiten Michelin-Stern verloren, bleibt aber einer unserer Favoriten. Ach ja: Der «Chat-Botté» im Hotel Beau-Rivage wird in etwa zwei Wochen schliessen – zwecks Renovierung. Hier wie anderswo in der Stadt kann man übrigens vergleichsweise günstig speisen – vor allem mittags!
Doch wer Genf kulinarisch erleben will, sollte sich auch abseits der Hotelklassiker umsehen – in folgenden Restaurants:
«F. P. Journe»: Hummer und regionale Froschschenkel
Einer der heissesten aktuellen Tipps der Stadt: Im «F. P. Journe» geht es natürlich um Dominique Gauthier, einen der bekanntesten Köche der Stadt, und seine Interpretation der Bistroküche. Es geht aber auch um François-Paul Journe, den Inhaber einer Uhrenmanufaktur, der auch einmal etwas anderes machen wollte. Im Restaurant werden herausragende Produkte zubereitet – von bretonischem Hummer bis zu regionalen Froschschenkeln. Das Mittagsmenu zu 65 Franken ist eine echte Attraktion!
«L’Atelier Robuchon»: hochklassige Küche
Gewiss, es handelt sich um ein Konzeptrestaurant mit Outlets rund um den Erdball – und nicht um ein kleines, individuell arbeitendes Etablissement. Aber ist das schlimm? Keineswegs. Wo doch sowohl die Küche hochklassig ist als auch das Ambiente Flair verströmt. Hier an der Theke zu sitzen und das zu geniessen, was der Küchenchef Olivier Jean ganz im Sinne seines verstorbenen Mentors Robuchon zubereitet, macht einfach Spass. Tolle Desserts!
«Chez Philippe»: exzellenter Auswahl an Fleisch und Wein
Unter Garantie: So etwas gibt es in Zürich nicht. Lebendig und stets gut gefüllt, mit exzellenter Auswahl an Fleisch und einer für eine Brasserie verblüffend grossen Weinkarte. Am besten bestellt man hier ein T-Bone-Steak für zwei Personen und eine Flasche grossen Genfer Rotwein. Danach sind die Crêpes Suzette fast ein Muss, um den Abend oder den Mittag auf stilvolle Weise zu beschliessen.
«L’Aparté»: preiswert und dennoch mit erstklassigen Produkten
Auch ein Hotelrestaurant, aber eines, das in einem Vier-Sterne-Hotel untergebracht ist und deshalb nicht so bekannt ist wie manches andere. Der Küchenchef Armel Bedouet stammt aus der Bretagne und ist ein eher zurückhaltender Typ, der eher seine Produkte – gern aus seiner Heimat, aber aus der Genfer Umgebung – für sich sprechen lässt. Das kleine Menu zu 69 Franken ist ebenso empfehlens- und preiswert wie das ganz grosse zu 164.
«Café de Peney»: wo die echten Genfer einkehren
Man müsste es unter Denkmalschutz stellen, das Café in Satigny, das bei genauerem Hinsehen alles andere als ein Café ist, sondern eines der bemerkenswertesten Restaurants des Kantons. Auch deshalb, weil hier neben Touristen und Geschäftsleuten noch die echten Genfer einkehren. Vielleicht, um die bemerkenswerte Weinauswahl zu goutieren oder das mittags und abends servierte dreigängige Menu zu 43 Franken zu bestellen. Da können Zürcher nur staunen!
«Le Floris»: unübertreffliche Aussicht und exzellentes Essen
Da nimmt man gern den kleinen Ausflug aus der Stadt nach Anières auf sich, bestellt beim Küchenchef Valentin Poirier Entenleber oder Jakobsmuscheln, danach natürlich Fisch aus dem See oder von anderswo. Die Bouillabaisse durfte ich schon einmal probieren – sie wird in der Schweiz kaum anderswo übertroffen.
«Bayview»: eine der spannnendsten Küchen der Stadt
Danny Khezzar, der Küchenchef dieses Restaurants, gilt als einer der jungen Superstars der Schweiz und macht kein Hehl daraus, dass er auch höhere Weihen anstrebt als jene, die mit dem einen Stern des Michelin zum Ausdruck gebracht werden. Tatsächlich ist die Küche gerade eine der spannendsten der Stadt – was man schon im Rahmen des dreigängigen Mittagsmenus zu 92 Franken erleben kann. Was Khezzar aus Kartoffeln macht, beeindruckt – und sowohl Patisserie als auch Weinberatung gehören zur Genfer Spitze.
«Arakel»: saisonal frisch
Eines jener Restaurants, von denen mal in der deutschsprachigen Schweiz kaum je gehört haben dürfte. Quentin Philippe lässt sich auf die Finger schauen und kocht, was ihm gefällt, was gerade frisch und im Einkauf verfügbar ist. Und das übrigens gar nicht mal teuer, denn das Menu für 99 Franken (es kann aufgestockt werden) umfasst bereits alles, was notwendig ist, um satt zu werden.
«Monsieur Ador»: französisch, von morgens bis abends
Keine Sterne, aber viel französisches Flair – und das vom Frühstück bis nach dem Abendessen. Rindstatar und Pastete, Kabeljau oder Schweinskotelett kommen hier auf den eher schmalen Tisch. Zum Schluss vielleicht noch das Omelette norvégienne, ein aus der Mode gekommenes Dessert, und ein Calvados: Das ist schon fast eine Zeitreise. Das Menu zu 85 Franken ist ausgesprochen attraktiv – und der Sonntagsbrunch eine unbedingte Empfehlung!
«Le Verre à Monique»: eine Bar mit weissen Trüffeln im Glas
Kein Restaurant, aber die wahrscheinlich empfehlenswerteste Bar der Stadt – sofern es um Cocktails geht. Die Anzahl an Eigenkreationen ist gewaltig – aber wer einen Klassiker wie Side Car oder Alexander bestellt, wird auch nicht abgewiesen. Einen Australian Porn Star habe ich hier mal bestellt und war sehr angetan – aber der Smokey Bear mit Cognac und weissen Trüffeln steht noch auf meiner To-drink-Liste.