Mittwoch, Januar 29

Die Confiserie hat zwei Filialen an bester Lage aufgegeben. Davon profitiert die Konkurrenz.

Die kitschig-überladenen Filialen der Zürcher Confiserie Teuscher sind legendär. Sie sind dekoriert, als wäre jeden Tag Weihnachten: von weitem erkennbar an den bunten Sträussen aus Papierblumen, die Farbe Rot dominiert.

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Der Verkaufsschlager sind die Champagner-Truffes, die vom Produktionsstandort in Dübendorf auch ins Ausland geliefert werden – und das offensichtlich erfolgreich.

Allein in den USA betreibt Teuscher neun Filialen. Weitere Ableger sind in Kanada, Seoul, Schanghai und Abu Dhabi. In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es freilich nur alkoholfreie Schokolade und Virgin-Champagne-«Truffles» zu kaufen.

In Zürich gehört die 1931 von Adolf Teuscher Senior gegründete Confiserie neben Sprüngli und Honold zu den bekanntesten der Stadt. Doch ausgerechnet in der Heimat scheint es nun zu kriseln.

Denn die beiden Geschäfte an der Storchengasse und an der Bahnhofstrasse 46, auf der Höhe der UBS, gibt es nicht mehr. In letztere Adresse ist kürzlich eine Filiale des Konkurrenten Läderach eingezogen. Und der Laden an der Storchengasse heisst jetzt «Madeleine».

Das bisherige Sortiment von Teuscher gibt es nur noch am Bellevue und im Brannhof an der Bahnhofstrasse 79, also in den Cafés von Teuscher mit dem Namen «Felix». Dies bestätigt Dolf Teuscher, der Erbe von Adolf Teuscher Senior, gegenüber der NZZ.

Was ist passiert?

Die Lieferungen sind ausgeblieben

Die beiden Filialen an der Storchengasse und der Bahnhofstrasse wurden bisher von Silvia und Rafael Rubio geführt. Rafael Rubio ist der Neffe von Dolf Teuscher.

Gegenüber «Inside Paradeplatz» sagte Rafael Rubio, Teuscher habe ihn seit der Eröffnung des Cafés Felix im Brannhof an der Bahnhofstrasse immer weniger und ab November gar nicht mehr beliefert. Man habe keine Lösung gesehen und deshalb eine der Filialen schliessen müssen. Der Laden an der Storchengasse wurde unbenannt in «Madeleine» – so heisst Rafael Rubios Mutter, sie ist die Schwester des Patrons Dolf Teuscher.

Ein Grund, weshalb Silvia und Rafael Rubio den Standort Storchengasse weiterbetreiben und die andere Filiale aufgegeben haben, dürften die Besitzverhältnisse der Liegenschaften sein: Diejenige an der Storchengasse, im einstigen Stammhaus von Teuscher, gehört Rafael Rubio.

Das Gebäude an der Bahnhofstrasse, wo jetzt Läderach eingemietet ist, gehört den Axa Versicherungen. Für Läderach ist es bereits die zweite Filiale an Zürichs Luxusmeile.

Der Familienstreit um Teuscher dürfte bitter sein für beide Seiten, gehen doch Geschäfte an bester Lage verloren. Zur Eröffnung der Filiale an der Bahnhofstrasse im Jahr 1994 schrieb Dolf Teuscher in einem Inserat in der NZZ: «Welches Geschäft wollte nicht zumindest in der Nähe eine Verkaufsstelle eröffnen, welche Bank konnte es sich leisten, hier nicht vertreten zu sein, und welcher Gast woher auch immer wollte sie nicht gesehen haben, diese Champs-Élysées der kleinen Schweiz.»

Mindestens so prominent wie in der Schweiz ist Teuscher in den USA. Dort betreibt Dolf Teuscher Filialen etwa in Kaliforniens schicker Kleinstadt Beverly Hills sowie in New York. In der Metropole sind die Läden an der Fifth Avenue und in der Nähe des Central Park stationiert, an zwei der teuersten Adressen der Stadt. Sogar der «New York Times» war Teuscher schon einen Artikel wert.

Champagner-Truffes nur noch in den «Felix»-Cafés

Nicht nur Touristinnen und Touristen, die das Original in der Schweiz besuchen wollen, dürften sich wundern, was mit den Filialen in Zürich passiert ist. Auch viele Einheimische werden verwirrt sein. Denn die Verbindung zwischen Teuscher und den «Felix»-Cafés ist bekannt.

Wohl aus diesem Grund hat Dolf Teuscher vor den Festtagen in Zeitungsinseraten darauf aufmerksam gemacht, dass die originalen Champagner-Truffes nur noch in seinen Cafés erhältlich seien. Dort wurde vor kurzem auch ein «Teuscher»-Schild angebracht.

Rafael Rubio und seine Frau Silvia müssen sich derweil mit der Marke «Madeleine» neu an der Storchengasse positionieren. Eines fällt sofort auf: Die Dekoration ist weniger üppig als vorher. Und die Mitarbeiterinnen sind es offensichtlich gewohnt, den internationalen Kundinnen und Kunden Fragen zum neuen Namen zu beantworten.

Das zeigt ein Augenschein vor Ort, wo gleich beim Eingang Schachteln mit Champagner-Truffes ausgestellt sind. Aber es sind nicht die originalen, das verrät bereits die Verpackung.

Eine Verkäuferin bestätigt mit Bedauern, dass hier keine Teuscher-Schokolade mehr verkauft werde. Man wolle aber ab dem Frühling wieder Truffes aus eigener Produktion anbieten.

Zu den Hintergründen des Konflikts äussert sich Dolf Teuscher nicht. Silvia und Rafael Rubio waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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