Während fast vier Jahren hat der chinesische Fosun-Konzern mit GC Geld vernichtet. Doch zum Erblühen gebracht hat er nichts. In der scharfen Kritik an den Chinesen verbindet sich der Auftrag an die neuen Besitzer aus Los Angeles.
GC wies für das Jahr 2022 ein Transfer-Minus aus, war nicht für den Europacup qualifiziert, stand bezüglich Ticketverkauf am Schluss der Super League und fuhr einen Verlust von 14 Millionen Franken ein. Die erklecklichen Minusbeträge sind zur Gewohnheit geworden; ein tragfähiges Fundament ergibt das nicht. Deshalb ist es nicht übertrieben, wenn selbst Verantwortliche im Klub von einer Geldvernichtungsmaschine sprechen.
Das ist die schlechte Nachricht aus einem Klub, der seit dem April 2020 unter chinesischer Führung ein kümmerliches Dasein fristet. Doch die gute Botschaft steht mit der vierten Ertragssäule in Verbindung – mit dem Mäzenatentum. Der chinesische Besitzer von GC, der Fosun-Konzern, hat stets alles bezahlt, Corona aufgefangen und pünktlich die Saläre überwiesen.
Alles mündete in öffentlich verhandelte Albträume
Das ist die fundamentale Differenz zu früheren Geldgebern aus dem Ausland. Da brannte in Schweizer Klubs der Baum jeweils spätestens dann, wenn das Personal auf den Lohn zu warten begann. Ein Franzose oder ein Iraner in Genf, ein französisch-polnischer Doppelbürger in Lausanne, Italiener im Tessin, Russen oder Türken in Wil oder ein Tschetschene in Neuenburg – alles mündete in öffentlich verhandelte Albträume.
Als die Mäzene das Geld nicht mehr sprudeln liessen, war das mediale Getöse gross, der Imageschaden für die Liga ebenso. In der fast vierjährigen Verbindung zwischen GC und China gab es keine solchen Szenarien. Das ehrt die Chinesen, die GC unter die Arme griffen, als im Zürcher Establishment niemand mehr dazu bereit war. Da nützte dem Klub die noch so glorreiche Vergangenheit nichts mehr, der klingende Titel Rekordmeister klang wie ein Hohn.
Alles bezahlt und alles gut also? Mitnichten. Der primäre Vorwurf an die Chinesen lautet, dass sie das Projekt nicht auf den Zürcher Boden gebracht haben. Da half auch die Wahl der früheren GC-Spieler Bernt Haas (Sportchef) und Bruno Berner (Trainer) nicht weiter. Zu oft wechselte das Personal, zu fern war es dem Schweizer Fussball, zu oft landesabwesend, zu sehr phantasierte es in einer Traumwelt.
Die GC-Führung litt unter Realitätsverlust
Der frühere, von den Chinesen eingesetzte Präsident Sky Sun fabulierte 2021 davon, dass GC in 5 Jahren Schweizer Meister werden wolle und in 10 Jahren an die europäische Spitze vorzustossen gedenke. Zudem wollte er mit GC «irgendwann Geld verdienen», wie er der NZZ beschied. Ohne neues Stadion ist das ausgeschlossen, zumal der Publikumszuspruch im Sinkflug ist.
In der Kritik am gescheiterten chinesischen Projekt verbindet sich der Auftrag an die Amerikaner aus Los Angeles. Man kann sich zwar in der Schweiz kostengünstig in den Spitzenfussball einkaufen und solche Engagements als «neue Fussballwelt» bezeichnen, aber damit ist es nicht getan. Es braucht neben dem langen Atem Realitätssinn, lokales und präsentes Personal, dem der kleine Schweizer Markt nicht fremd ist. Ohne Bodenhaftung geht nichts.
Das ist eine Prämisse, die Los Angeles bekannt sein müsste. Da kann man noch so viel Geld haben und sich noch so fasziniert in einer neuen Welt wiederfinden, in der sich Klubs verbinden, Know-how geteilt wird und Spieler hin und her geschoben werden.
Der FC Lugano dient als Vorbild
Als ansprechendes Beispiel dient der vom Publikum nach wie vor vernachlässigte FC Lugano, der seit 2021 unter amerikanischem Dach vorwärtskommt und dafür auch ein neues Stadion erhält. Oder der FC Lausanne-Sport, mit dem der britische Konzern Ineos seit Ende 2017 viel Lehrgeld bezahlt, jetzt aber etwas besser in die hiesige Spur gefunden hat.
In der Kurzform: Die zur Verklärung neigende GC-Gemeinde dankt den Chinesen für die Überlebenshilfe, heisst aber die Amerikaner sehnlichst willkommen. Schlechter und entrückter kann’s nicht werden. Das ist das bittere Fazit für die Chinesen, die sich eine Phantasiewelt aufgebaut haben, die viel zu viel gekostet und nichts gebracht hat.