Der Liechtensteiner Konzern Hilti hat Fabriken in aller Welt. Doch nun gerät seine globale Arbeitsteilung wegen der Einführung von Zöllen unter Druck.
Die roten Köfferchen mit den Diamantbohrern von Hilti finden sich auf Baustellen weltweit. Jahrelang profitierte der Liechtensteiner Familienkonzern von der Globalisierung und stark wachsenden Baumärkten.
Rückläufiger Umsatz
Doch seit kurzem muss sich das Unternehmen mit einem neuen Umfeld herumschlagen. Nicht nur befindet sich die Globalisierung in vielen Weltregionen auf dem Rückzug. Auch die Baumärkte schwächeln.
Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz von Hilti um 1 Prozent auf 6,4 Milliarden Franken. Der Konzern litt dabei unter der starken Heimwährung, doch auch in Lokalwährungen entwickelten sich die Geschäfte mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent wenig dynamisch.
Hilti machte primär die schwache Baukonjunktur in Ländern wie Deutschland und Frankreich zu schaffen. Im westeuropäischen Absatzmarkt, der noch immer die Hälfte zum Gesamtumsatz beiträgt, sanken die Verkäufe um 2 Prozent.
Stanley Black & Decker läuft es noch schlechter
Auch das USA-Geschäft, dessen Umsatzanteil bei 20 Prozent liegt, bildete sich zurück. Lichtblicke waren der Nahe Osten, wo besonders in Dubai weiterhin im grossen Stil gebaut wird, und einzelne asiatische Länder. Allerdings sind der Nahe Osten (einschliesslich Afrika und Osteuropa) und Asien die beiden kleinsten der vier Verkaufsregionen.
An der Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz in Schaan tröstete sich die Konzernführung am Freitag damit, dass es den meisten Konkurrenten noch schlechter ergangen sei. So fiel der Umsatz des amerikanischen Branchenschwergewichts Stanley Black & Decker 2024 um 3 Prozent auf 15,4 Milliarden Dollar.
Zölle machen Elektrowerkzeuge teurer
Stanley Black & Decker musste zudem mit einer Ebit-Marge von 6,5 Prozent vorliebnehmen. Hilti schaffte es, die Umsatzrendite bei hohen 12 Prozent zu halten. Das Management begründete dies vor allem mit Kosteneinsparungen in der Produktion. Zudem habe man gewisse Preiserhöhungen vorgenommen, sagte der Konzernchef Jahangir Doongaji, der als Sohn eines indischen Vaters und einer Schweizer Mutter in Indien aufwuchs.
Elektrowerkzeuge dürften nach Einschätzung von Hilti auch im laufenden Jahr teurer werden, unabhängig davon, von welchem Anbieter sie stammen. Die Einführung von US-Zöllen droht gehörig Sand in das Geschäft der Branche zu streuen.
Bis anhin setzten die meisten Hersteller auf eine globale Arbeitsteilung. Komponenten wurden von Zulieferern aus aller Welt eingekauft und vorzugsweise in Billiglohnländern in Osteuropa, Asien oder Lateinamerika zusammengeschraubt. Nun drohen die Produkte gleich mehrfach mit Zöllen belastet zu werden, vor allem wenn auch Europa und asiatische Länder mit eigenen Abgaben kontern.
Auch 2025 «kein Boomjahr»
Gefragt, ob Bauleute angesichts der schwachen Konjunktur weitere Preiserhöhungen zu schlucken bereit seien, zeigte sich der Verwaltungsratspräsident und frühere Konzernchef von Hilti, Christoph Loos, unbesorgt. Die Aufwendungen für Werkzeuge machten nur einen geringen Anteil der gesamten Baukosten aus. Zugleich räumte er ein, dass auch 2025 wohl «kein Boomjahr» werde. Dafür herrsche in der Welt zu viel Unsicherheit. Die Firmenführung rechnet im laufenden Jahr in Lokalwährungen lediglich mit einem Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Hilti baute in den vergangenen Jahren das Produktionsnetz in Indien, Ungarn und Mexiko aus. In den USA besitzt das Unternehmen bis auf ein Joint Venture im Laserbereich keine eigene Fabrik. Wegen der protektionistischen Politik der neuen Administration könnte der Druck auf Hilti steigen, auch dort ein Werk zu eröffnen.
Rückzug aus Russland
In Russland will der Konzern nicht mehr aktiv sein. Er hatte seine Präsenz dort nach dem Angriff auf die Ukraine schon in den Vorjahren reduziert. Der verbliebene Teil des Geschäfts, der laut Hilti einst «sehr profitabel» war, soll an das lokale Management gehen.
Die geplante Veräusserung zieht einen Verlust von 30 Millionen Franken nach sich. Er wurde der letztjährigen Erfolgsrechnung belastet.