Samstag, Oktober 5

Nicole Brändle ist mit dem künftigen Nationalbankpräsidenten Martin Schlegel verheiratet und leitet den Verband Hotelleriesuisse. Das ist juristisch zwar unproblematisch. Dennoch gibt sie nun ihr Amt ab.

Nationalbankpräsidenten und ihre Ehefrauen, das ist eine komplexe Konstellation. Dies deshalb, weil der Chef einer Währungsbehörde derart weitreichende Entscheide fällt, dass alle Wirtschaftssektoren betroffen sind. Das zeigte sich zuletzt bei Philipp Hildebrand, der von 2010 bis 2012 an der Spitze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stand. Nachdem dessen damalige Ehefrau private Devisengeschäfte getätigt hatte, kam eine Lawine ins Rollen, die bis zum Rücktritt Hildebrands führte.

Erst sei April im Amt

Nun zeigt sich einmal mehr, wie schwierig es sein kann, mit einem hochrangigen Angestellten der SNB verheiratet zu sein. So hat am Donnerstag die Direktorin von Hotelleriesuisse, Nicole Brändle, ihren Rücktritt von der Verbandsspitze bekanntgegeben. Brändle, die ihr Amt erst im April angetreten hatte, ist verheiratet mit dem künftigen SNB-Präsidenten Martin Schlegel. Dieser tritt ab Oktober dieses Jahres die Nachfolge von Thomas Jordan als oberster Geldpolitiker an.

Der Entscheid erfolge aus «privaten Gründen», heisst es in der offiziellen Mitteilung. Der Präsident des Verbandes, Martin von Moos, bestätigt auf Anfrage, dass der Rücktritt mit dem Amt ihres Ehemanns zusammenhänge. Man sei sehr zufrieden gewesen mit Brändles Arbeit und bedauere den Entscheid ausserordentlich, sagt von Moos. Die im Januar dieses Jahres – und somit noch vor Jordans überraschender Rücktrittsankündigung – zur Direktorin von Hotelleriesuisse gewählte Ökonomin tritt per Ende Juni 2025 aus dem Verband aus.

Spekulation über Interessenkonflikte

Bei Hotelleriesuisse sieht man zwar keine Interessenkonflikte zwischen der Funktion Brändles und jener ihres Ehemanns, sagt von Moos. Jüngst war aber in verschiedenen Medienberichten über potenzielle Konflikte spekuliert worden. Dies zumeist mit Verweis auf die Tatsache, dass die Hotellerie – wie alle exportorientierten Branchen – in starkem Mass vom Frankenkurs abhängig ist und dieser Kurs auch von der SNB beeinflusst wird. Doch dieses Argument gilt für sämtliche Branchen, zumal sich kein Unternehmen in einem währungsfreien Raum bewegt.

Juristisch war die Konstellation unproblematisch, auch mit Blick auf das Direktoriumsreglement der SNB. Brändle, die einst selber bei der Notenbank gearbeitet hatte, dürfte aber zum Schluss gekommen sein, dass die Thematik bei Stellungnahmen des Verbandes wohl immer wieder aufgebracht worden wäre. Dies hätte ihre Arbeit zweifellos erschwert und den Handlungsspielraum eingeschränkt.

Der Entscheid mag nachvollziehbar sein. Wenn die Causa aber zur Folge hat, dass künftig an der Notenbankspitze de facto nur noch Leute stehen dürfen, deren Partnerinnen oder Partner auf eine eigenständige Karriere verzichten, ist dies nicht nur gesellschaftspolitisch ein heikles Signal. Es wird auch die ohnehin schwierige Suche nach qualifizierten Geldpolitikern zusätzlich erschweren.

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