Montag, September 16

Der rote Teppich vor dem historischen Palazzo del Cinema ist auch am 81. Filmfestival von Venedig der wichtigste Schauplatz. Fehlten im vergangenen Jahr die grossen Hollywoodstars, warten in diesem Jahr umso mehr hochkarätige Stars in spektakulären Kleidern auf.

Es gehört zum Beruf einer Hollywoodschauspielerin, sich für ihre Rollen in die verschiedensten Charaktere versetzen zu können; als besonders mutig gilt, wenn sie sich vor der Filmkamera von einer rohen, umgeschminkten oder gar hässlichen Seite zeigt. Der andere, nicht unwichtige Teil der Arbeit besteht aber auch aus der Promotion, der Werbung für das jüngste Projekt, aber auch der Vermarktung des eigenen Images.

Eindrücklich zeigten dies die älteren Semester, die grossen Diven des Kinos. Sie zeigten sich bedeckter als ihre jüngeren Kolleginnen, die mit nackten Beinen und Cut-outs die Blicke auf sich lenkten. Dennoch setzten auch sie selbstbewusst auf die Linien und Kurven ihrer Körper.

1. Isabelle Huppert in Balenciaga

Die gefragteste Frau während des Filmfestivals Venedig, das noch bis Samstag andauert, ist wohl Isabelle Huppert. Als Jurypräsidentin liess sich die 71-jährige Schauspielerin natürlich fleissig an Filmpremieren sehen. Sehr oft trug sie dabei Balenciaga, jene Pariser Maison, mit der sie seit einer Weile eng verbunden und deren Werbegesicht sie ist. Mal trug sie ein wallendes Ensemble aus plissiertem, mit grünem Kroko-Motiv gemustertem Crêpestoff aus der Frühjahrskollektion 2025, mal ein hochgeschlossenes Abendkleid aus roter Seide aus der jüngsten Couturekollektion, dazu weisse lange Opernhandschuhe aus Jersey. Auch für entspanntere Momente trug sie Balenciaga, etwa einen knallroten Trainingsanzug aus Samtjersey mit Hoodie-Jacke und Baggy-Hosen, dazu ein schwarzes «I love Paris»-Cap.

Jurypräsidentin Isabelle Huppert trug in Venedig vornehmlich Balenciaga.

Zur Premiere von Pedro Almodóvars «The Room Next Door» trug die Huppert dann selbstverständlich wieder eine Glamour-Robe, diesmal ein Cape-Kleid mit Leoparden-Perlenstickerei, dazu kombinierte die 1,60 Meter grosse Diva hochhackige «Witch»-Stiefel mit 11 Zentimeter hohem Absatz.

2. Julianne Moore in Bottega Veneta

An derselben Veranstaltung standen aber zwei andere und lang bekannte Filmschauspielerinnen im Mittelpunkt: Tilda Swinton (63) und Julianne Moore (63). Sie sind die Hauptdarstellerinnen im ersten englischsprachigen Spielfilm des spanischen Kultregisseurs Pedro Almodóvar (74). Der Film erntete 17-minütige Standing Ovations.

Bemerkenswert war neben dem Film auch die Outfit-Wahl des Trios: Während der Maestro sich im pinkfarbenen Anzug von Loewe mit grosser Goldfeder am Revers zeigte, wählte Swinton sanftes Grau in Form eines plissierten, grauen Chiffonmantels von Chanel. So zurückhaltend Swintons Ensemble auch wirkte, umso prächtiger entpuppte es sich beim näheren Hinblick, denn es war mit über 35 000 grauen Perlen, Strasssteinen und mit juwelenbesetzten Knöpfen bestickt. Pures Gegenstück war Julianne Moores Robe von Bottega Veneta; eine Sonderanfertigung: Schlicht und ergreifend wie die goldfarbenen «Drop»-Ohrringe war ihr klassisches Langarmkleid mit tiefem V-Ausschnitt, aber äusserst effektvoll dank den grell golden leuchtenden Pailletten. Dass deren Spiegelung auch ein sanftes Bäuchlein offenbarten, wirkt sympathisch und entspannt: Mit 63 hat man es schliesslich nicht mehr nötig, einen flachen Waschbrettbauch vorzugaukeln.

3. Sigourney Weaver in Chanel

Sigourney Weaver (74), die amerikanische Schauspielerin, die mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, wählte für ihre Auftritte in Venedig Chanel – und dies von Kopf bis Fuss, bis hin zum Make-up. In der Stadt per Wassertaxi unterwegs, trug sie zur weissen Marlenehose mal eine rosa und lila bedruckte Bluse, mal eine gerippte Wolljerseyjacke aus der Herbst-Winter-Ready-to-Wear-Kollektion 2023/24, dazu eine schwarz-weisse Seidenbluse, Sonnenbrille, Tasche und Schuhe derselben Marke.

Sigourney Weaver trug in Venedig Outfits von Chanel.

Für den Pressetermin anlässlich ihrer Preisverleihung erschien Weaver in einer weissen Baumwollbluse, dazu passende Accessoires und Schuhe: «Coco Crush»-Goldohrringe, eine Löwenbrosche aus Weissgold mit Diamanten. Zur Gala kam sie dann in einer massgeschneiderten schulterfreien Jacke, die vollständig mit schwarzen Pailletten bestickt war, sowie mit Tüll- und Seidenborten und Schmuckknöpfen verziert, passend zum massgeschneiderten schwarzen Samtrock in Nixen-Silhouette. Der Look, inspiriert von Look 30 aus der Haute-Couture-Kollektion von Herbst/Winter 2019/20, beanspruchte in seiner Herstellung stolze 248 Stunden. Mit High-Jewelry-Schmuck wurde der Look gebührend abgerundet: Ohrringe und ein Ring aus der Linie «Lion Solaire de Chanel».

4. Monica Bellucci in Vivienne Westwood

Zur Premiere seiner neuen Horrorkomödie «Beetlejuice Beetlejuice» kam der Regisseur Tim Burton (66) mit der Schauspielerin Monica Bellucci (59) an der Seite – die beiden sind seit 2023 ein Paar. Die Italienerin, seit je bekannt für ihre sinnliche, üppige Weiblichkeit, enttäuschte auch beim grossen Auftritt in Venedig nicht. Sie wählte natürlich passend zum Filmthema düsteres Pechschwarz, aber in einem glamourösen Schnitt:

Das Korsettkleid stammt von Vivienne Westwood und wurde in Handarbeit aus tiefschwarzem Satin mit voluminösem Schulter- und Décolletéausschnitt gefertigt, inspiriert von Tim Burtons Gothic-Welt. Mit der schwarzen Cat-Eye-Sonnenbrille und einem üppigen Collier aus der High-Jewelry-Kollektion «Nature Sauvage»von Cartier verkörperte Bellucci vor allem eins: eine Diva.

5. Cate Blanchett in Armani Privé

Als Freundin von Giorgio Armani und langjährige Botschafterin von dessen Marke trug Cate Blanchett (55) natürlich seine Kreationen auch in Venedig auf dem roten Teppich. Elektrisierend war ihre Robe von Armani Privé, der Haute-Couture-Linie des 90-jährigen Maestros. Blanchetts trägerloses Kleid schimmerte in einem dezenten Goldton.

Während die Sanduhr-Silhouette alten Hollywood-Glanz verlieh, ergänzten horizontale Reihen von weiss schimmernden Kristallen das Kleid mit einer interessanten, puristischen Dekoration. Passend dazu trug sie eine weisse Kette aus Perlen und Diamanten von Louis Vuitton, ebenfalls horizontal, knapp unterhalb der Schultern und über dem Décolleté – ein raffiniertes Styling mit Potenzial für einen neuen Schmucktrend.

6. Nicole Kidman in Schiaparelli

Zur Vorstellung ihres neuesten Films, «Babygirl» der Regisseurin Halina Reijn, erschien die Schauspielerin Nicole Kidman (57) in einer Robe von Schiaparelli. Der Entwurf des Kreativchefs Daniel Roseberry stammt aus dessen Haute-Couture-Kollektion Herbst/Winter 2024/25.

Ihre zierliche Figur betonte ein eng geschnürtes Korsett-Bustier mit Fokus auf die Hüftpartie aus hautfarbenem Organza; bestickt mit schwarzen Pailletten. Die oberen Enden wogten anmutig wie luftige Federn, während das Top nach unten hin in schwarze Fransen überging und dann in einen langen schwarzen Samtrock mündete. Typisch Schiaparelli und sehr zu Kidman passend.

7. Angelina Jolie in Tamara Ralph

Angelina Jolie (49) trug zur Pressekonferenz von Pablo Larraíns neuem Biopic «Maria», in dem sie die Hauptrolle als alternde Operndiva Maria Callas spielt, ein schlichtes schwarzes Kleid des Eigenlabels Atelier Jolie. Dazu kombinierte sie eine Vintage-«Panthère»-Brosche von Cartier. Für den roten Teppich wählte sie dann einen eher ungewöhnlichen Farbton: ein verblasstes, steinartiges Beige. Die Kombination aus Chiffonkleid und Kunstpelzstola im Vintage-Look stammt von der australischen Haute-Couture-Designerin Tamara Ralph, die ihren Sitz in London hat.

Jolie trägt nicht zum ersten Mal deren Kreationen, ist sie doch ein langjähriger Fan. Auch dieses Outfit rundete Jolie mit einer Cartier-Brosche ab – eine Hommage an die Cartier-Sammlung von Maria Callas. Das «Rose Ouvrante»-Schmuckstück mit Diamanten, Smaragden, Saphiren, Rubinen und goldenen Blütenblättern, die sich öffnen und schliessen lassen, stammt aus dem Jahr 1972 und wurde einst von Callas selbst getragen.

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