Montag, Februar 24

Die Terrororganisation weigert sich, weiter zu verhandeln, während Israel ein Ende der Propaganda-Shows bei den Geiselfreilassungen fordert. Findet die Regierung Trump noch einen Ausweg?

Am Samstag hatten sich bereits Dutzende palästinensische Familien in Ramallah versammelt, um ihre Angehörigen zu begrüssen, die im Rahmen der Waffenruhe aus israelischen Gefängnissen hätten freigelassen werden sollen. Doch am späten Abend wurde klar, dass diesmal niemand kommen würde – so hatte es Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu entschieden.

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Er teilte mit, dass Israel die vorgesehene Entlassung von 620 palästinensischen Gefangenen aussetze – bis die Hamas auf die «demütigenden Zeremonien» bei der Freilassung israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen verzichtet. Die palästinensische Terrororganisation und Israel werfen sich gegenseitig vor, die Bedingungen der Waffenruhe gebrochen zu haben. Am Montag sagte ein Mitglied des Politbüros der Hamas, dass man erst weiter verhandeln werde, wenn Israel die Gefangenen freilasse.

Schon jetzt scheint ausgemacht, dass eine allfällige zweite Phase der Waffenruhe nicht am ursprünglich vereinbarten Datum, dem 2. März, beginnen wird. In der zweiten Phase soll der Krieg definitiv enden – ein Szenario, das Netanyahu vermeiden will. Am späten Sonntagabend hat nun erstmals der amerikanische Nahostgesandte Steve Witkoff bekanntgegeben, dass er sich für eine Verlängerung der ersten Phase einsetzen werde.

Psychologischer Terror der Hamas

Israel verzögerte die Freilassung von Gefangenen, nachdem die Hamas am Donnerstag zunächst den Leichnam einer unbekannten Frau anstelle der sterblichen Überreste der israelischen Geisel Shiri Bibas übergeben und dabei ein makabres Spektakel veranstaltet hatte. Am Freitag rückte die Hamas schliesslich die richtige Leiche heraus und entliess tags darauf sechs israelische Geiseln. Dabei zerrten die palästinensischen Islamisten nicht nur die Verschleppten auf eine Bühne, sondern zwangen auch zwei weitere israelische Geiseln dazu, die Freilassung mit anzusehen.

Die beiden jungen Männer – Guy Gilboa-Dalal und Evyatar David – sollen erst in der zweiten Phase der Waffenruhe freikommen. Die Hamas fuhr sie in einem Transporter vor die Bühne und filmte ihre Reaktion auf die Freilassung. In dem Video vergraben die Geiseln immer wieder die kurzgeschorenen Köpfe in ihren Händen und flehen Ministerpräsident Netanyahu an, sie ebenfalls nach Hause zu bringen. Bereits in der Vergangenheit hatte die Hamas israelische Geiseln dazu genötigt, Videos aufzunehmen. Laut der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch handelt es sich bei diesen offenbar erzwungenen Videobotschaften um Kriegsverbrechen.

Guy Gilboa-Dalal and Evyatar David to watch release 'ceremony'

Die Hamas bestreitet derweil, auf psychologischen Terror zu setzen. So behauptet ein Mitglied des Hamas-Politbüros, dass die Propaganda-Shows lediglich widerspiegelten, «wie menschlich und würdevoll» mit den Geiseln umgegangen werde. Netanyahus Protest sei nur ein Vorwand, um das Abkommen zu gefährden.

Israel braucht Rückendeckung der USA

Die ohnehin schon äusserst brüchige Waffenruhe im Gazastreifen bröselt nun in noch schnellerem Tempo vor sich hin. Israel scheint sich bereits auf eine Wiederaufnahme der Kämpfe vorzubereiten. Am Sonntagabend teilte die israelische Armee mit, dass die Truppen rund um den Gazastreifen in höhere Alarmbereitschaft versetzt worden seien. Gleichzeitig ist klar, dass Israel auf Rückendeckung aus den USA angewiesen ist.

Während der amerikanische Präsident Donald Trump vor wenigen Tagen sagte, dass er sowohl mit einer Verlängerung der Feuerpause wie auch mit neuerlichen Kampfhandlungen in Gaza einverstanden wäre, setzt sich sein Nahostgesandter Witkoff energisch für Verhandlungen ein. Durch die Verlängerung der ersten Phase wolle er die nötige «Zeit bekommen, um Phase zwei zu beginnen und abzuschliessen sowie weitere Geiseln freizubekommen».

Israel will das Abkommen offenbar auch nicht endgültig platzen lassen: Am Montag berichtete die israelische Zeitung «Yedioth Ahronoth», dass Israel die 620 Gefangenen freilassen werde, sofern die Hamas noch am Montag die Leichen von vier Geiseln übergebe – ohne «Zeremonie». Bislang hat keine solche Übergabe stattgefunden.

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