Samstag, Februar 22

Ein Handelskrieg ist das Letzte, was die deutsche Autoindustrie noch braucht. Bis anhin wartet die EU nur darauf, was Trump macht. Berlin sollte darauf drängen, dass Brüssel in die Offensive geht.

Die Fifth Avenue im Herzen von New York City ist umgeben von weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Empire State Building, dem Rockefeller Center und der St. Patrick’s Cathedral. Auch der Trump Tower steht direkt an der Prachtstrasse Manhattans, auf der deutsche Oberklasse-Marken wie Porsche, Mercedes-Benz, BMW und Audi allgegenwärtig sind. Vielleicht ist US-Präsident Donald Trump auch deshalb so von der Idee getrieben, Zölle auf deutsche Autos zu erheben.

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Erst diese Woche bekräftigte er einmal mehr, dass Zölle für Autos aus der EU und damit auch aus Deutschland in der Nähe von 25 Prozent liegen sollten. Er droht zwar auch vielen anderen Ländern und Branchen mit drakonischen Einfuhrzöllen. Doch manche Industrien scheinen es ihm besonders angetan zu haben, darunter der Automobilsektor.

BMW und Mercedes-Benz sind stark in den USA

Hier wittert Trump zudem eine besonders unfaire Behandlung. Er will deshalb am 2. April einen konkreten Plan für Autozölle vorlegen. Davon betroffen wären vor allem die deutschen Hersteller sowie ein wenig der amerikanisch-europäische Stellantis-Konzern mit Marken wie Jeep, Chrysler, Ram, Fiat, Maserati, Peugeot oder Citroën. Wie sollten die Politiker in Brüssel und in Berlin auf die Drohungen reagieren?

Zölle sind in der Regel historisch gewachsen, oft in Verhandlungen, bei denen gleich zahlreiche Produktgruppen im Zentrum standen. Und es gibt kein Gesetz und keine internationale Vereinbarung, wonach gegenseitige Zölle immer die gleiche Höhe haben müssen. Doch es ist auch Trump aufgefallen, dass die EU auf Fahrzeugimporte aus den USA 10 Prozent Zoll veranschlagt, die Vereinigten Staaten umgekehrt jedoch nur 2,5 Prozent auf Personenwagen aus der EU.

Zudem gilt in den USA ein Zoll von 25 Prozent auf Fahrzeuge, die überwiegend zur Beförderung von Gütern dienen. Das betrifft vor allem die dort sehr beliebten Pick-ups sowie Vans. Unter dem Strich beträgt im Autosektor der «Zollnachteil» der USA laut der Berechnung der Commerzbank rund 6 Prozentpunkte.

Zugleich spielen die Exporte amerikanischer Marken in die EU im hiesigen Automarkt keine grosse Rolle. Im Jahr 2024 lag der Marktanteil amerikanischer Hersteller in der EU bei rund 6,5 und in Deutschland bei etwa 5,5 Prozent. Einigermassen relevant sind vor allem Ford, Tesla und Jeep, wobei Ford in zahlreichen europäischen Ländern produziert und Tesla ein grosses Werk bei Berlin hat. Die Importe anderer Marken aus den USA wie Cadillac, Chrysler oder Lucid sind marginal.

Dagegen gehören BMW und Mercedes-Benz mit ihren Fabriken in den Vereinigten Staaten zu den grossen Importeuren in die EU, vor allem von SUV. Beide zusammen stellen in den Vereinigten Staaten deutlich mehr als eine halbe Million Fahrzeuge her, von denen wiederum über die Hälfte in den Export geht, unter anderem auch stark in die EU.

Europäer haben kein Interesse an Handelskrieg

Insgesamt ist das eine gute Ausgangslage für die EU, um gegenüber Donald Trump in die Offensive zu gehen, anstatt abzuwarten, was aus Washington kommt, und vorsorglich schon einmal mit gleichwertigen Gegenzöllen zu drohen. Ein offener Handelskrieg liegt nicht im Interesse der Europäer und schon gar nicht im Interesse von exportstarken Volkswirtschaften wie der deutschen oder auch der italienischen.

Deutschland sollte deshalb in Brüssel darauf drängen, die Importzölle für amerikanische Fahrzeuge auf gleichwertige 2,5 Prozent oder noch besser sogar gleich auf 0 zu senken. Die EU würde damit Donald Trump die Hand reichen und ihm zugleich den Wind aus den Segeln nehmen. Die europäischen Hersteller benötigen ohnehin keinen Schutz vor der amerikanischen Konkurrenz, denn die meisten Marken generieren in Europa keine grosse Nachfrage. Zudem würden sich die Kunden auf beiden Seiten des Atlantiks über wegfallende Zölle freuen.

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