Donnerstag, November 14

Der ständig gefrorene Teil der Erdkruste fällt zunehmend der globalen Erwärmung zum Opfer. Die Temperatur von Permafrostboden muss immer unter dem Nullpunkt bleiben. Die Fotografin Natalya Saprunova hat Orte in Sibirien und Kanada dokumentiert, in denen die Menschen mit Permafrost leben und mit seinem Schwund zu kämpfen haben.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 2019 stürzten Teile der Abwasserreinigungsanlage in Tscherski, Jakutien, ein. Die Ursache war tauender Permafrostboden. Seitdem fliesst ein Teil des Abwassers ungeklärt in den Fluss Kolyma. Gewöhnlich stehen in Jakutien Gebäude auf acht Meter hohen Pfeilern, die in den gefrorenen Untergrund gerammt wurden. Doch weil der Boden weich wird, ist die Sicherheit von Gebäuden, Pipelines und anderer Infrastruktur zunehmend gefährdet.

Weil der Permafrostboden auftaut, ist der Boden dieses Hauses in Oimjakon, Jakutien, schief geworden.

Rentiere, jakutische Pferde, Bisons und Ziegen dienen in einem 1996 angelegten Park in Ostsibirien zum Schutz des Permafrostbodens. Im Sommer fressen die Pflanzenfresser Unkraut und Sträucher. Im Winter aber tragen sie dicke Schneeschichten ab. Dadurch befreien sie die Erdoberfläche von der schützenden Isolierschicht, so dass der Boden besser abkühlen kann und der Permafrost vor dem Abtauen bewahrt wird.

Der Geograf Juri Murzin betrachtet die Überbleibsel von Tieren, die aus dem auftauenden Permafrostboden Jakutiens stammen. Dabei handelt es sich um Reste von Mammuts, Yaks, Bisons und anderen grossen Grasfressern. Die Fragmente werden im Melnikow-Permafrost-Institut in Jakutsk konserviert.

In dem Dorf Srednekolymsk im Norden Jakutiens ist ein Friedhof überschwemmt worden. Dies hängt mit dem tauenden Permafrostboden zusammen.

Hier trägt ein Kind einen Eisblock, der aus dem gefrorenen Fluss Indigirka beim Dorf Oimjakon in Jakutien geschnitten worden ist. Das Eis wird später mithilfe eines Ofens geschmolzen. Das Wasser dient als Trink- oder Brauchwasser. Zwar gibt es in den Häusern des Dorfes teilweise Zentralheizung, aber kein fliessendes Wasser.

In einer Höhle im Permafrostboden Jakutiens betrachtet eine Einwohnerin einen Eiskristall, der durch Kondensation entstanden ist. Die Temperatur in der Höhle beträgt ungefähr minus zehn Grad Celsius. Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit entsteht eine andere Art von Eiskristallen – Plättchen, Sterne, Nadeln.

Die Pfütze vor diesem Haus in Tuktoyaktuk, Kanada, ist durch auftauenden Permafrostboden entstanden. In der ganzen Arktis gibt es diese Landschaft namens Thermokarst, auch in Tuktoyaktuk: Durch den tauenden Permafrost entstehen Senken im Boden. In diesen Senken sammeln sich Schmelzwasser, Regenwasser und Wasser von Sturmfluten. Je höher der Meeresspiegel steigt, desto öfter muss die Gemeinde mit Überflutungen rechnen – nicht zuletzt in den Thermokarstsenken.

In der Nähe von Tuktoyaktuk, Kanada, setzt ein Jäger Gänseattrappen aus, um Vögel anzulocken. In dieser Gegend werden Gänse und Enten gejagt, sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Inuit. Manche Jäger erlegen während einer Jagdsaison bis zu hundert Tiere für ihre Familie.

In der Gemeinde Sachs Harbour auf Banks Island in Kanada zerfallen die Permafrostkliffs. Taut der Boden, entstehen Spalten. Der Boden sinkt ab.

Die Felle von Eisbären sind perfekt für Mäntel, Bettwaren und Teppiche geeignet. In Tuktoyaktuk, Westkanada, wo viele Inuit leben, kann pro Jahr eine festgelegte Zahl von Eisbären gejagt werden. Wegen des Schwunds von Meereis kommen Eisbären seit einigen Jahren immer häufiger in die Dörfer und bedrohen Menschen.

Pingos sind von Erde bedeckte Eishügel. Sie bilden sich in Seen der Thermokarstlandschaft, zum Beispiel, wenn Seen austrocknen. Dann kühlt sich das restliche Wasser im ehemaligen Seegrund so stark ab, dass es gefriert, und es dehnt sich aus. Dieser Pingo befindet sich in der Nähe von Tuktoyaktuk in Kanada. Taut der Permafrost, fällt der Pingo in sich zusammen und hinterlässt eine Senke im Boden.

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