Schweizer Anleger begehen fünf grosse Fehler beim Investieren. Spätestens zum Zeitpunkt der Pensionierung machen sich diese bemerkbar, denn mit Anlagefehlern fällt die Rente um rund einen Drittel tiefer aus.
Als ich meine ersten Versuche an der Börse unternahm, begann gerade die grösste Finanzkrise seit den 1930er Jahren. In den ersten zwölf Monaten meiner persönlichen «Börsenkarriere» verloren die Aktienmärkte nicht nur rund die Hälfte ihres Wertes, sondern die UBS musste gerettet werden und ich machte auch gleich alle typischen Anlagefehler – die meisten davon gleich mehrfach.
Fehler 1: Nicht in Aktien investieren
Mehr als die Hälfte der Schweizer halten keine Aktien und vergeben so bis zu 6% Rendite pro Jahr. Was nach wenig klingt, summiert sich wegen des Zinseszinses schnell. Hätte mein Urgrossvater in den 1920er Jahren 10’000 Fr, in Aktien investiert, es wären heute inflationsbereinigt 2 Mio. Im Gegensatz dazu wäre der Betrag auf dem Sparkonto gerade mal auf 16’000 Fr. angewachsen. Dieses Beispiel ist sehr hypothetisch, doch der Zinseszinseffekt wirkt auch über einen kürzeren Anlagehorizont von beispielsweise 25 Jahren.
Fehler 2 – Emotional handeln
Meine erste Investition (Optionsscheine…) schlitterte schnell ins Minus. Die Folge: Angst vor weiteren Verlusten, aber auch Wut und eine «Jetzt zeige ich es dem Aktienmarkt»-Mentalität. Das Ergebnis: noch mehr Verluste. Emotionales Investieren ist ein schlechter Ratgeber – das zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Einer der häufigsten Fehler ist es, Aktien zu verkaufen, wenn es gerade abwärts geht. Nach dem Motto: «Ich steige später wieder ein, wenn sich die Weltwirtschaft beruhigt hat.» Wer so vorgegangen ist, hat in den letzten 35 Jahren rund die Hälfte der möglichen Rendite verpasst. Wer 1988 100 Fr. investierte und in jeder Rezession den Aktien fernblieb, steht heute bei 1000 Fr. Wer stattdessen emotionslos eine «Buy and Hold»-Strategie verfolgte, hat heute rund 2000 Franken.
Fehler 3 – Keine Diversifikation
Ein weiterer Fehler ist eine zu geringe Diversifikation. Sehr oft halten Anleger nur Aktien von einem oder zwei Unternehmen. Das ist riskant. Geht die Firma pleite, ist das Geld weg. Besser ist es daher, mehrere Dutzend, idealerweise sogar Hunderte verschiedene Aktien über einen ETF zu halten. So wird das Risiko eines Totalverlustes drastisch reduziert.
Fehler 4 – Hohe Gebühren
Die hohen Gebühren haben mich anfangs davon abgehalten, eine Säule 3a zu eröffnen. Mittlerweile hat sich die Situation glücklicherweise verbessert und es gibt attraktive Angebote für unter 0,5% pro Jahr. Dennoch zahlt der durchschnittliche Schweizer Anleger immer noch viel zu viel (nicht nur in der Säule 3a). Ein Beispiel für eine jährliche Investition von 7000 Fr. und einem Anlagehorizont von 35 Jahren: Wer jährlich 1 statt 0,5% zahlt, hat nach 35 Jahren rund 80’000 Fr. weniger auf dem Konto. Die Gebühren zu vergleichen, lohnt sich.
Fehler 5 – Keine persönliche Anlagestrategie
Schliesslich ist es wichtig, dass die gewählte Anlagestrategie auch passt. Wie bei einem Schuh gibt es keine Strategie, die für alle richtig ist. So ist es zum Beispiel wichtig, die persönliche Risikofähigkeit und -bereitschaft zu berücksichtigen. Wer dies nicht tut, ist unter Umständen überinvestiert und muss zu einem ungünstigen Zeitpunkt Aktien verkaufen oder geht zu hohe Risiken ein und handelt dann emotional.
Rund 50% mehr Rente
An einem Anlass organisiert von «Fintool» vor einigen Wochen in Zürich habe ich aufgezeigt, was diese Fehler ganz konkret für die eigene Rente bedeuten. Wer obige Fehler nicht macht, wer also emotionslos, diversifiziert, günstig und mit einer persönlichen Anlagestrategie investiert, wird mit 65 Jahren deutlich mehr gespart haben. Oder ganz konkret am Beispiel eines 30-Jährigen: Seine Rente wird um rund 50% höher ausfallen.
Den rund 20-minütigen Vortrag finden Sie hier:
Patrick Eugster