Freitag, März 21

Die Jungpolitikerin bezeichnet sich als sozialliberal, im Stadtparlament spannt sie oft mit der SP und den Grünen zusammen.

Serap Kahriman will es nochmals wissen. Die 34-jährige gebürtige Toggenburgerin zieht neben Andreas Hauri für die GLP in den Wahlkampf um einen Sitz im Zürcher Stadtrat.

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2018 nahm die GLP mit Andreas Hauri erstmals Einsitz in die Zürcher Exekutive. Serap Kahriman, Tochter einer in den 1960er Jahren aus der Türkei in die Schweiz eingewanderten Familie, soll nun aus Sicht der Grünliberalen die erste Frau mit Migrationshintergrund sein, die den Sprung in die Stadtregierung schafft.

Bis Anfang dieser Woche hatte es noch danach ausgesehen, als komme es zu einem Duell um den zweiten Platz auf dem GLP-Ticket. Neben Kahriman hatte auch die Kantonsrätin Monica Sanesi Interesse an einer Kandidatur bekundet. Aufgrund von unvorhergesehenen «familiären Umständen» hat Sanesi sich nun aus dem Rennen zurückgezogen.

Auch in anderen Parteien, etwa der SP oder der FDP, bringen sich Politikerinnen und Politiker mit ausländischen Wurzeln für die Stadtratswahlen in Stellung.

Kahriman ist die Erste, die nun offiziell von ihrer Partei nominiert worden ist. Sie selbst sagt, ihr Hintergrund habe ihren Entscheid für eine Kandidatur nicht beeinflusst. «Wichtig sind meine Fähigkeiten.»

Ihre Herkunft gebe ihr aber eine andere Perspektive auf die Rahmenbedingungen hierzulande, sagt Kahriman. Das erachtet sie als Vorteil.

An einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag stellte sich die Zürcher GLP einstimmig hinter Kahrimans Kandidatur.

Achtungserfolg einer Jungpolitikerin

Die gelernte Gärtnerin und Juristin stellte sich bereits 2022 als Stadträtin zur Wahl. Damals war sie noch bei der Jungen GLP – die Mutterpartei entschied sich gegen ein Zweierticket.

Mit 23 278 Stimmen landete die unbekannte Jungpolitikerin vor den beiden Kandidaten der SVP und jenem der EVP auf Platz 14. Ihr Ziel waren 5000 Stimmen. Es wurden fast fünfmal so viele. Ein Achtungserfolg, mit dem sie nicht gerechnet hatte.

Dieses Mal rechnet sie sich reale Chancen aus für eine Wahl. «Mein Profil ist gefragt. Schon 2022 stand mein Name auf fast jedem dritten Wahlzettel», sagt Kahriman. Jetzt, nach bald drei Jahren im Stadtparlament, habe sie viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sie sei gewappnet für die Aufgaben einer Stadträtin.

Seit letztem Frühjahr ist Kahriman Präsidentin der Finanzkommission des Stadtparlaments. Anjushka Früh (SP) und Anthony Goldstein (FDP) haben ebenfalls Einsitz in dem Gremium. Auf Anfrage der NZZ sagt Früh, Kahriman mache ihre Arbeit an der Kommissionsspitze gut, die Sitzungen seien gut vorbereitet und strukturiert.

Zu Kahrimans Kandidatur sagt Goldstein, sie könnte eine wertvolle Ergänzung als Stadträtin sein. Er habe aber das Gefühl, dass die GLP mit einem Mitglied des Stadtrates gut vertreten sei.

Das Ziel der GLP, einen zweiten Sitz zu erobern, ist ambitioniert. Mit einem Wähleranteil von 13 Prozent ist sie – hinter der SP (28,6 Prozent), der FDP (17,5 Prozent) und den Grünen (14,3 Prozent) – die viertstärkste Partei in der Stadt. Vakanzen gibt es bei der FDP und der SP.

Mit Corine Mauch und André Odermatt werden zwei bisherige SP-Stadtratsmitglieder 2026 nicht mehr zur Wahl antreten. Wen die SP neben den bisherigen Simone Brander und Raphael Golta ins Rennen schickt, ist noch offen. Die SPlerin Früh ist zuversichtlich, dass Kahrimans Kandidatur für ihre Partei keine Gefahr darstelle. «Wir haben eine gute Auswahl an möglichen Kandidaturen, und die vergangenen Abstimmungen zeigen, dass die Bevölkerung mit unserer Politik zufrieden ist.»

Somit müsste die GLP auf den frei werdenden Sitz von Filippo Leutenegger (FDP) zielen. Die Grünliberalen begründen ihren Anspruch auf einen zweiten Stadtratssitz jedoch auch damit, dass damit «liberale und ökologische Positionen im Stadtrat gestärkt» würden.

Velos fördern, Hitze mindern

Angesichts der gegenwärtigen Sitzverteilung sind die ökologischen Werte in der Zürcher Exekutive bereits gut vertreten. Die beiden Grünen Stadträte Daniel Leupi und Karin Rykart sitzen fest im Sattel, die SP macht sich auch für Umweltanliegen stark.

Kahriman selbst möchte nicht darüber spekulieren, welcher Partei die GLP einen Sitz streitig machen könnte.

Sie bezeichnet sich als grünliberal, aber auch als sozialliberal. Das heisse, eigenverantwortlich, aber nicht egoistisch zu handeln. «Eigenverantwortung, ebenso wie Gleichberechtigung, funktionieren nur, wenn die Spielregeln fair sind.» Es sei an der Politik, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmten.

Beispielsweise in Sachen Bildung. «Das Bildungssystem in der Schweiz ist sehr gut. Doch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund haben es nach wie vor schwerer und verfolgen seltener akademische Laufbahnen.» Sie selbst habe vom dualen Bildungssystem profitiert und sei zudem zu Hause gefördert worden.

Im Stadtparlament hat Kahriman bisher unter anderem Vorstösse für Hitzeminderung und Veloförderung eingebracht. Meist spannt sie dafür mit Vertreterinnen und Vertretern von linken Parteien zusammen.

Klassische liberale Themen finden sich kaum in Kahrimans Vorstössen. Die Ausnahme macht ein Postulat, das sie mit Martin Götzl (SVP) einreichte. Darin forderten sie den Stadtrat auf, zu prüfen, wie verhindert werden kann, dass die Verwaltung weiter wächst.

Der Wohnungsmarkt sei klar die grösste Baustelle der Stadt Zürich, sagt Kahriman. Hier wird auch ihre Positionierung zwischen den bürgerlichen und den linken Parteien ersichtlich: Sie will Genossenschaften fördern, aber auch Anreize für private Bauprojekte schaffen. Dazu gehöre, dass der Bewilligungsprozess vereinfacht und die Verdichtung nach innen vorangetrieben werde.

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