Mittwoch, Februar 5

Kilian Baumann stellt sich immer wieder gegen den mächtigen Bauernverband. Jetzt hat ihn die eigene Partei geschwächt.

Kilian Baumann ist ein Mann, der den Kampf nicht scheut, ihn vielleicht sogar sucht. Er ist grün, Biobauer und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung. Und er hat sich einen mächtigen Gegner ausgesucht: Markus Ritter, Nationalrat der Mitte und ebenfalls Biobauer. Ritter präsidiert die einflussreichste Lobby in Bern, den Bauernverband.

Ihre politische Feindschaft ist fast legendär. Denn Baumann und Ritter geben einem der brennendsten Konflikte dieser Zeit ein Gesicht: dem ökologischen Umbau der Landwirtschaft. Ob bei der Pestizid-, der Trinkwasser-, der Massentierhaltungsinitiative oder bei der Agrarpolitik 22+: Der Grüne war dafür, der Mitte-Mann dagegen.

Die beiden Politiker schenken sich nichts. So musste Baumann Ende Jahr durch die Medien erfahren, dass er aus der Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier ausgeschlossen wurde. Daraufhin sagte er im Dezember zum «Blick», das Signal an die neugewählten Bauernvertreter sei klar: «Wenn ihr aus der Reihe tanzt, werdet ihr abgesägt.»

Abstieg bei den Kommissionen

Doch nun ist Kilian Baumann von der eigenen Partei abgesägt worden. So darf er in dieser Legislatur nicht länger in der mächtigen Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) politisieren. Dort werden die wichtigen landwirtschaftlichen Geschäfte vorgespurt, und dort sitzt entsprechend auch Markus Ritter.

Stattdessen ist Baumann nun Mitglied in der weniger einflussreichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK), in die häufig neugewählte Parlamentarier geschickt werden. Auch dort geht es hin und wieder um Landwirtschaft, etwa bei Diskussionen über die Gentechnologie. Aber es ist nicht dasselbe. «Ich bin schon enttäuscht», sagt Kilian Baumann zur NZZ. «Ich wäre gerne in der WAK geblieben.»

Der Hintergrund: Die Grünen haben bei den Wahlen im Oktober sieben Sitze verloren. Entsprechend können sie auch weniger Vertreter in die Kommissionen schicken. Baumann ist nicht der Einzige, der verzichten musste. Die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer ist beispielsweise nicht mehr in der Verkehrskommission, obwohl sie Präsidentin der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr ist.

Bei Wählern beliebt

Interessant ist die Versetzung von Baumann dennoch. Der bekannte Biobauer wurde mit dem besten Ergebnis der grünen Liste im Kanton Bern wiedergewählt. Dabei erhielt er auch viele Stimmen von anderen Parteien, mehrheitlich von Sozialdemokraten und Grünliberalen, und landete so auf Platz 5 der kantonalen Panaschierrangliste. Und das, obwohl Baumann mit seinem konfrontativen ökologischen Landwirtschafts-Kurs sogar in der eigenen Partei hin und wieder aneckte und sich im Wahlkampf mit einer Gegenkampagne konfrontiert sah: Ein anonymes bürgerliches Komitee schaltete im «Schweizer Bauer» ein Inserat und rief dazu auf, Baumann nicht zu wählen.

Wollten die Grünen Baumann nicht mehr in der WAK? «Nein, nein», sagt Baumann. Jemand habe halt über die Klinge springen müssen. Die Grünen achten dabei unter anderem auf das Senioritätsprinzip und eine ausgeglichene Vertretung zwischen West- und Deutschschweiz.

Weiterhin in der WAK sitzen dürfen die Waadtländer Nationalrätin Sophie Michaud Gigon sowie die St. Gallerin Franziska Ryser. Sie kamen im selben Jahr in die Kommission wie Baumann (2019), sind bei Wählern auch sehr beliebt, gehören obendrein aber zu den Schwergewichten in der Grünen Partei. Gigon ist Direktorin des Westschweizer Konsumentenschutzes (FRC), Ryser unter anderem Vizepräsidentin der PUK zur Credit Suisse. Und sie kommt aus demselben Kanton wie Markus Ritter und wird von ihm geschätzt. So brachte er sie unter anderen bei den vergangenen Bundesratswahlen in der «NZZ am Sonntag» als allfällige Kandidatin der Grünen ins Spiel, da sie lösungsorientiert und offen sei, die Anliegen der Landwirtschaft zu diskutieren.

Doch auch wenn Baumann nicht mehr in der WAK sitzt, die erste Konfrontation mit Markus Ritter im Jahr 2024 hat er bereits hinter sich. Der Bauernverband setzt sich gegen die Biodiversitätsinitiative ein, welche mehr schutzwürdige Landschaften und Ortsbilder bewahren möchte. Baumann kämpft, natürlich, dafür. Aber jetzt halt von der Seitenlinie aus.

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